DIW-Studie: Rügener LNG-Terminal "überflüssig und klimaschädlich"
Während am Rügener Terminal für Flüssigerdgas (LNG) bereits gebaut wird, untermauern die Gegner des Projekts ihre Kritik mit einer Studie. Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben die Situation erneut analysiert.
Eine von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Auftrag gegebene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) kommt zu dem Schluss, dass ein Flüssigerdgas-Terminal vor Rügen nicht notwendig ist. Die derzeit hohen Speicherfüllstände sowie bestehende Importkapazitäten würden eine ausreichende Versorgung mit Gas gewährleisten. "Es gibt weder energiewirtschaftliche noch industriepolitische Argumente für die Entwicklung des LNG-Projekts Mukran", heißt es in der am Freitag veröffentlichten DIW-Studie.
Risiko einer Gasmangellage angeblich nicht gegeben
Die Autoren, zu denen unter anderem der Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen gehört, schreiben, dass sich durch die Stabilisierung der deutschen und europäischen Energiemärkte die Situation im Vergleich zum Vorjahr wesentlich verändert habe. Es habe im zurückliegenden Winter keine Gasmangellage gegeben und auch für den bevorstehenden sei eine solche nicht absehbar. Ein weiteres Argument für den Ausbau - Mukran könne perspektivisch als Wasserstoff-Standort dienen - sei rein hypothetisch. Die LNG-Terminalschiffe seien dafür nämlich nicht geeignet und Anlagen für Wasserstoff oder seine Derivate müssten erst neu genehmigt werden.
Deutsche Umwelthilfe erneuert Kritik an Bundesregierung
Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer: "Das LNG-Projekt auf Rügen bekämpft ein Gespenst, das es nicht gibt. Unsere gemeinsame Studie belegt erneut, dass die Versorgung Ostdeutschlands und Osteuropas gesichert ist. Die Bundesregierung muss sich mit diesen Resultaten auseinandersetzen. Die Errichtung von LNG-Terminals vor Rügen hat mit faktenbasierter und verantwortungsbewusster Politik nichts zu tun."
Geld besser für "energiewende-kompatible Projekte" nutzen
Professor Christian von Hirschhausen, der Bruder des TV-Moderators Eckart von Hirschhausen, ist Forschungsdirektor am DIW. Seiner Meinung nach solle die Bundesregierung den Ausbau der LNG-Infrastruktur stoppen und "die verfügbaren Finanzmittel stattdessen für energiewende-kompatible Projekte verwenden."
Der Bund kalkuliert mit diversen Schwierigkeiten
Der Bund - allen voran Wirtschaftsminister Robert Habeck - argumentiert hingegen unter anderem mit der günstigen Netzanbindung im vorpommerschen Lubmin, wo auch Nord Stream 1 und 2 anlanden sowie mit den großen Kapazitäten zur Weiterverteilung in den Osten und den Süden. Vorhandene Leitungen erlaubten nur bedingt einen Gastransport von West- nach Ostdeutschland. Die Infrastruktur im Norden und Westen des Landes sei ausgelastet. Daher brauche es Einspeisekapazitäten im Osten. Außerdem könne ein kalter Winter wieder zu steigenden Gaspreisen und schlimmstenfalls einer Mangellage führen. Auch mögliche Störungsfälle müssten einkalkuliert werden.