GLASS for TWO - Danae Dörken & Pascal Schumacher
Eine Hommage an den Meister der Minimal Music, Philip Glass, in der ungewöhnlichen Besetzung Klavier und Vibrafon.
Philip Glass zählt zu den erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart. In seinen minimalistischen Werken verbindet er Elemente aus Klassik und Avantgarde, Jazz und Pop. Aber auch die indische Musik hat Glass beeinflusst. So entstanden zahlreiche Opern, Sinfonien, Konzerte, Kammer- und Filmmusiken. Der luxemburgische Vibrafonist Pascal Schumacher hat sich eingehend mit diesem umfangreichen Schaffen auseinandergesetzt und daraus das Projekt "GLASS for TWO" entwickelt. Seine Duopartnerin ist die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken. Gemeinsam übersetzen sie ausgesuchte Werke aus verschiedenen Lebensphasen des Komponisten auf ihre Instrumente. Dazu präsentiert Schumacher eigene Kompositionen für Klavier und Vibrafon.
Was verbirgt sich hinter dem Programm "GLASS for TWO"?
Danae Dörken: Die Stücke, die wir spielen, sind alle von Philip Glass. Es gibt drei Kategorien von Stücken: Zum Teil sind es Originalwerke von ihm, die wir für unsere Instrumente bearbeitet haben, für Klavier und Vibrafon, denn in dieser Besetzung gibt es erstmal nichts von ihm. Dann gibt es Stücke, die wir verändert haben, wir haben sie "reworks" genannt. Diese Stücke haben neue Passagen, aber im Kern sind es die Melodien von Philip Glass. Schließlich gibt es Eigenkompositionen von Pascal, die sich sehr stark auf wichtige Personen in Philip Glass' Leben beziehen.
Wie habt ihr euch gefunden? Seit wann kennt ihr euch?
Pascal Schumacher: Wir kennen uns seit einem Jahr, würde ich sagen. Ich hatte den Namen Danae Dörken immer wieder gehört - oder auch die Dörken Sisters, von denen auch oft die Rede ist. Man hört sogar bis Luxemburg von ihnen. Ich wollte unbedingt ein Duo mit Piano spielen. Ich habe in meinem Leben mit einigen Pianisten gespielt, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren. Diese Pianistin aus der Klassikwelt hat mich interessiert - jemand, der eigentlich nicht unbedingt improvisiert. Obwohl ich herausgefunden habe, dass Danae das richtig gut kann, das war eine positive Überraschung. Ich bin seit Jahren bei dem Berliner Label "Neue Meister" unter Vertrag, die haben auch das Schwesterlabel "Berlin Classics". Da gibt es viele Pianistinnen, aber es gibt nur eine Danae Dörken. Bei Gesprächen mit den Labelchefs hat sich dieser Name immer wieder aufgedrängt. Ich dachte, vielleicht sollte ich mal mit ihr telefonieren und gucken, wie sich das anfühlt. Es kam zu diesem Telefonat, daraufhin kam es zu einer ersten Begegnung und Probe und wir haben uns gefunden.
Was macht für dich die perfekte Kombination mit Pascal aus?
Dörken: Ich komme mehr aus der Klassik und Pascal aus dem Jazz, das ist eine sehr unterschiedliche Herangehensweise zur Musik. Aber gerade bei diesem ersten Treffen ist uns aufgefallen, dass wir intuitiv eine sehr ähnliche Herangehensweise beim Musizieren haben. Ich glaube, das hat vielleicht auch mit unseren Instrumenten zu tun. Dadurch, dass wir beide Instrumente spielen, bei denen man zum Beispiel nicht auf einem einzelnen Ton crescendieren kann, da gehört sehr viel Vorstellungskraft und Fantasie dazu. Ich glaube, das ergänzt sich deswegen sehr gut, weil wir beide mit dieser Kraft arbeiten und daran gewöhnt sind, damit zu arbeiten. Für mich zum Beispiel ist es hoch spannend, mit jemandem zu spielen, der mehr aus dieser improvisatorischen Jazz-Richtung kommt. Ich bewundere das immer zutiefst, wie Leute das machen. Denn ich als Klassikfan bin nicht so daran gewöhnt. Pascal fordert mich immer wieder heraus, und das finde ich toll. Er gibt mir Tipps und sagt mir: Probiere es jetzt mal anders, spiel es in jedem Konzert anders. Das sind ganz neue Ansätze für mich, die mir aber sehr viel Spaß machen.
Nach welchen Kriterien habt ihr das Programm zusammengestellt, Danae?
Dörken: Wir haben erstmal geschaut, dass es Stücke sind, die gut für Vibrafon und Klavier passen und wo wir gut noch etwas dazu machen können. Ich glaube, im Zentrum stand, abgesehen natürlich von Philip Glass, diesen gemeinsamen Klang zu finden und wie gut sich der Klavierklang mit dem Vibrafonklang mischen kann. Wir haben mehrmals darüber gesprochen, aber wir haben ein Bild im Kopf, das mit der Zeit entstanden ist. Es sieht ein bisschen aus wie ein Diamant und in der Mitte ist der Kern, das ist der Klavierklang. Und das schimmernde Drumherum ist das Vibrafon. Das ist der Klang, den wir immer gesucht haben. Und danach haben wir auch die Stücke ausgewählt.
Wie geht ihr im Prozess bei den Arrangements vor? Arbeitet ihr alles bis ins Detail aus oder ist da ein bisschen Platz für Improvisation?
Schumacher: Wir haben vieles ausprobiert. Ich glaube, man kann sich immer viele Sachen überlegen, aber besser ist es, es auszuprobieren. Das heißt, ich spiele eine Oktave höher oder tiefer und Danae spielt die Oktave höher und wir finden heraus, was uns besser gefällt. Ich bin ein Musiker aus der kreativen Welt und ich bin sehr sensibel auf jeden Raum. Ich glaube, ich werde Danae mit dem Programm verrückt machen, weil ich viele Sachen anders spielen werde, weil ich versuche, das an die Akustik vom Raum anzupassen. Das heißt, wir probieren viel aus und lassen uns trotzdem noch unsere Freiheiten. Wie Danae schon gesagt hat: Sie nimmt sich jetzt immer mehr Freiheit und das liebe ich, so soll es auch sein. Ich glaube, das ist eine lebendige Musik, die weiterlebt und nicht in Stein gemeißelt ist. Es ist alles erlaubt.
Das Gespräch führte Petra Rieß.