Star am Vibraphon: Pascal Schumacher
Pascal Schumacher mischt klassische mit elektronischen Klängen, er ist aber auch im Jazz zu Hause. Genres spielen für ihn keine Rolle.
Die Liste seiner musikalischen Weggefährten ist lang und klangvoll, aber inzwischen erlebt man den luxemburgischen Vibraphonisten Pascal Schumacher oft solistisch. Dann mischt er zum Beispiel emotionale Klassik mit minimalistischen elektronischen Klängen. Genres spielen für Schumacher ohnehin keine Rolle. Am ehesten würde man ihm wohl dem weiten Feld des Jazz zuordnen, auf dem er bereits zahlreiche renommierte Preise gewonnen hat. Aber eigentlich versteht Pascal Schumacher Musik als grenzenlose Spielwiese. In seinem Solokonzert bei NDR Kultur hat er uns auf einen Ausflug in seine facettenreiche und zugleich hochkomplexe Klangwelt mitgenommen. Im Interview hat er unter anderem über Emotionen, Räume und sein Sounddesign gesprochen.
Wieviel hat für dich das Vibraphonspielen mit Meditation zu tun? Gibt es einen Zusammenhang?
Pascal Schumacher: Ganz sicher, weil das Instrument diese Frequenzen und diese Vibrationen hat, die einen immer wieder in eine Sphäre bringen. Die meisten Stücke, die ich auf dem Vibraphon spiele, entstehen während des Spiels. Man kommt in eine gewisse Trance, die ich suche und die ich auch versuche, mit dem ganzen Sounddesign herauszufordern, was mich natürlich sehr amüsiert. Wenn man die richtigen Frequenzen zusammenbekommt, können ganz wunderbare Sachen passieren. Man kann sich in der Musik verlieren, was mir immer wieder passiert und was mir auch jetzt gerade wieder passiert ist. Die Stücke sind auch ein bisschen dafür angelegt. Deshalb gibt es immer wieder diese Momente, wo ich es anders weiterentwickle, als ich es geplant habe, weil es sich danach anders anfühlt. Das ist sicher etwas, was mit Trance zu tun hat.
Du träumst dich manchmal beim Spielen ein bisschen weg. Aber das passiert auch deinen Zuhörerinnen und Zuhörern. Ich bin gerade ganz ruhig geworden und habe mich entspannt. Das ist eine wirklich tolle, beinahe heilende Wirkung, die dieses Instrument mit seinem Klangspektrum hat.
Schumacher: Finde ich auch. Vor kurzem hat mir eine Freundin, die gerade Mutter geworden ist, ans Herz gelegt, doch mal eine Platte für Kinder zu machen, weil sie ihrem Kind die Solosachen von mir vorgespielt hat und das hat anscheinend einen sehr guten Effekt auf Neugeborene. Da ist ein großes Potenzial nach oben.
Du profitierst von dieser breiten Ausbildung, den klassischen Wurzeln und dem Jazz. Was du heute machst, lässt sich keinem Genre zuordnen. Wie würdest du es selbst beschreiben? Was ist dein Stil?
Schumacher: Das ist eine gute Frage und die beantworte ich eigentlich nicht so gerne. Es ist so, dass man immer wieder Sachen weglässt oder man einen neuen Fokus hat. Wenn ich jetzt sage, das ist Minimal Music, ist es nicht falsch, weil es Zellen sind, die sich weiter bewegen. Viele meiner Stücke funktionieren so. Es hat auch etwas von heute. Es gibt Neo-Klassik, wobei ich den Begriff nicht schön finde. Es gibt aber auch andere Schubladen, wie zum Beispiel Indie Klassik oder Modern Klassik, das trifft es vielleicht eher. Es ist einfach Musik von heute. Und ich bin kein Purist, das heißt, ich erlaube mir, mich in allen möglichen Schubladen zu bedienen und daraus meine Musik zu machen. Und das ist das Ehrlichste, was ich machen kann.
Du spielst in allen möglichen Besetzungen und gar nicht so viel solistisch. Du hast erst mit fast 40 Jahren ein Soloalbum vorgelegt, das ist noch gar nicht so lange her. Wie kam es, dass du dich erst so spät als Solist entdeckt hast?
Schumacher: Es ist ein großer Schritt, als Vibraphonist solo zu spielen. Jeder Vibraphonist macht das immer im Bereich von einem Ensemble, wo man beim Konzert einen kurzen Moment hat, wo man vielleicht ein Intro oder auch mal ein Stück alleine spielt. Das Stück "Bubbles" war so ein Stück. Es ist ein Projekt, das hieß "Drops & Points", so wie das Album, das ich mit einem Gitarristen und einem Schlagzeuger aufgenommen habe. Und es gab bei diesen Konzerten immer einen Moment, wo ich ein paar Minuten alleine gespielt habe und das war dieses Stück. Während der ganzen Tournee war es immer mein Lieblingsmoment dieses Projekts. Da habe ich mir gedacht, da ist noch Luft nach oben und daraus könnte ich etwas entwickeln. Dann kam die Idee. Jetzt ist die zweite Platte raus, auf der ich solo spiele. Und auch jetzt stehe hier wieder solo.
Das Gespräch führte Claus Röck.