Flauschige Furries ziehen durch Schwerin
Sie nennen sich "Furries": Menschen, die sich in bunte, fantasievolle Tierkostüme werfen. Auch im Norden freuen sich Tausende an diesem künstlerischen Hobby und sind als Subkultur miteinander vernetzt.
Die Pfoten sind gewetzt, das Fell gestriegelt - bereit für Schabernack: Ein besonderes Trio mischt sich unters Volk in Schwerin. Drei Vierbeiner auf zwei Beinen. Darunter ein 21-Jähriger Schweriner, der wegen seines Arbeitgebers anonym bleiben möchte. Als Furry nennt er sich Askara.
Fursuits erfordern Pflege
Bevor die Innenstadt unsicher gemacht wird, ruft die Fellpflege. Der 21-Jährige bürstet die Ohren seiner Maske, die an einen Hund mit riesigen Augen erinnert. Seit zwei Jahren ist er nun ein Furry. Sein sogenannter "Fursuit" - der Kunstfellanzug - hat rund 2.000 Euro gekostet. Alle Fursuits sind Einzelstücke und aufwendige Handarbeit. Für viele ist der Tiercharakter dabei ein Spiegel oder eine Erweiterung der tatsächlichen Persönlichkeit. Mit dem schwarz-grau-fliederfarbenen Pelz mutiert der 21-Jährige als Askara zu einem verspielten Husky. "Ich bin eine sehr ruhige Seele, sehr entspannt", erzählt er. Er arbeitet in einem Bürojob, da muss er viel Energie zurückhalten, sagt er weiter. Als "Askara" kann er die Energie loswerden und auch aufgedrehter sein.
Vernetzte Community: Hamburg als Mekka der Furry-Szene
Über eine Doku stößt Askara auf die Furry-Kultur. Die Anhänger vernetzen sich intensiv im Internet, leben das Hobby auf verschiedenste Art aus - oft künstlerisch: Sie zeichnen, designen, schreiben. Vorurteile gibt es auch. "Viele denken, dass wir glauben, dass wir Tiere sind", erklärt der 21-Jährige. Manche denken, dass sie als Furries auf allen Vieren herumlaufen und Leute anbellen, sagt er. "Nein, sowas machen wir nicht", stellt Askara klar.
Für Gleichgesinnte ist auch Hamburg ein kleines Mekka: Hier findet einmal im Jahr die "Eurofurence" statt, Europas größte Convention für Furries. Vier Tage lebt die pelzige Population in ihrem natürlichen Lebensraum mit Spaziergängen, Konzerten, Tanzwettbewerben.
Die Welt wird weniger grau
Askara kennt die Community: "Es sind alles sehr freundliche Charaktere", sagt der Furry. Er betont, dass sich jeder mit jedem verstehen möchte und alle versuchen, miteinander zu harmonieren. Wie mit Fuchs "Cuddly Fursouls" und Drache "Azur". Sie sind Teil des Schweriner Stammtisches. Regelmäßig ziehen sie als ihr tierisches Alter Ego durch die Landeshauptstadt. "Man sieht halt irgendwie immer süß aus, immer knuffig. Da spielt es auch keine Rolle, ob man unreine Haut hat und auch das Alter spielt keine Rolle oder das Geschlecht", sagt der grüne Drache im flauschigen Kostüm. "Es ist toll, weil die Leute sehr freundlich mit einem interagieren. Es ist egal wer drin steckt." Die Anonymität verleiht ihnen ein zweites Gesicht, oder eben eine zweite Schnauze. Und auch wenn der Kunstschwanz nicht wedeln kann - wenn er es könnte, würde er.
"Man sieht die Welt ein bisschen weniger grau. Man denkt nicht, dass alle böse sind oder schlecht. Egal wie die Leute teilweise nach außen hin auftreten, man weiß nie was dahinter steckt", betont Askara. So machen die Furries, wenn man sie in der freien Wildbahn erhascht, den Norden etwas bunter, fröhlicher und eine ganze Ecke flauschiger.
