Plewka und Schmedtje: "Wir sind wie ein Ehepaar - mit Freiheiten"
Jan Plewka und Marco Schmedtje: Das erfolgreiche Duo aus Hamburg präsentieren neben eigenen Songs auch Coverversionen von Rio Reiser bis Alphaville. Was ist das Geheimnis ihrer innigen Künstlerbeziehung?
Als charismatischer Frontmann der Hamburger Rockband Selig ist Jan Plewka schon in den Neunzigern bekannt geworden. Seit vielen Jahren tritt er gemeinsam mit dem Sänger und Gitarristen Marco Schmedtje auf und hat mit diesem einige Alben eingespielt. Zuverlässig sorgt das Duo für intensive musikalische Momente. Neben eigenen Songs in deutscher Sprache präsentieren Plewka und Schmedtje stimmige Coverversionen: mal Hits aus den Achtzigern von Alphaville oder Frankie goes to Hollywood, mal Songperlen von Rio Reiser und seiner legendären Band Ton Steine Scherben. Bei NDR Kultur EXTRA zeigen die beiden Vollblutmusiker und besten Freunde ihre ganze stilistische Bandbreite. Moderator Yared Dibaba entlockt Jan Plewka und Marco Schmedtje die Geheimnisse einer besonders fruchtbaren Künstlerbeziehung.
Wie es eigentlich eure Beziehung, wie würdest du sie beschreiben?
Jan Plewka: Ich finde unsere Beziehung ziemlich lässig, muss ich sagen. Wir sind zwei beste Kumpels, die durch die Gegend ziehen, im Zug und auf den Bühnen. Wir haben vor langer Zeit beschlossen, die Lieder, die wir betrunken einüben, auch betrunken auf die Bühne zu bringen. Mittlerweile haben wir dem Alkohol abgeschworen und man kann uns nüchtern betrachten.
Marco, wie würdest du eure Beziehung beschreiben?
Marco Schmedtje: Ich würde sagen, fast wie ein Ehepaar - aber mit Freiheiten. Denn jeder von uns macht natürlich noch seine eigenen Sachen. Aber wir sind sehr viel zusammen unterwegs.
Das heißt, ihr würdet sagen, ihr führt eine offene Beziehung?
Schmedtje: Ja, ein bisschen schon. Es hat auch was Erotisches.
Es ist eine lange Beziehung, ihr seid schon fast über 20 Jahre zusammen. Die Liebe zur Musik von gestern und von vorgestern hat euch zusammengebracht. Was habt ihr denn damals übereinander gedacht, als ihr euch kennengelernt habt?
Plewka: Wir haben uns tatsächlich im Vorbeigehen, auf Partys getroffen. Ich dachte mir, das ist ein cooler Typ. Eines Tages sprach er mich an der Elbe an und meinte: "Hast du mal Feuer?" Seitdem hängen wir zusammen rum.
Was hast du über Jan gedacht?
Schmedtje: Ich habe Jan eigentlich kennengelernt, weil ich irgendwann mal so eine Ausgabe vom Oxmox hatte, und da war er mit der Band Selig auf dem Titel. Da sah Jan ganz schön fertig aus.
Das fandest du gut?
Schmedtje: Als ich ihn kennengelernt habe, dachte ich, mit dem kann man sich ganz gut unterhalten.
Was würdet ihr heute zueinander sagen? Was schätzt ihr aneinander?
Plewka: Ich finde die Zeit, die wir haben, ist eine ganz große Quality Time. Was uns verbindet, ist die romantische Musik. Und ich liebe Marco, es ist so witzig mit Marco unterwegs zu sein. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Die schönste Begleitung, die man auf der Bühne und in der Bahn haben kann.
Marco, du hast jetzt die Gelegenheit, die Komplimente zurückzugeben.
Schmedtje: Wenn wir unterwegs sind oder auf der Bühne stehen, ist das Musikmachen immer unglaublich intensiv. Ich glaube, weil wir uns schon so lange kennen, schon alles erlebt haben, und jeder die Macken des anderen kennt und man weiß, jetzt lass ich ihn mal in Ruhe. Das ist sehr angenehm.
Eine besondere Beziehung habt ihr auch zu Rio Reiser und der Band Ton Steine Scherben. Es gibt ein Projekt, das heißt "Jan Plewka singt Rio Reiser". Was bedeutet Rio Reiser für dich?
Plewka: Rio war und ist für mich schon immer mein Schutzengel. Immer wenn irgendetwas Großes passiert ist, wie zum Beispiel eine neue Wohnung, neue Freundinnen oder die Geburt des ersten Kindes, dann habe ich eine Rio-Platte aufgelegt. Ich habe eine große Verbindung zu ihm, es ist was Spirituelles. Immer, wenn ich auf der Bühne stehe und seine Lieder singen darf, ist das für mich eine große Freiheit, die über diese Welt hinausgeht.
Was empfindest du, wenn du seine Lieder spielst?
Plewka: Eine ganz große Sinnlichkeit und Menschlichkeit, auch eine ganz große politische Ebene. Rio war einer, der diese romantische und politische Ebene wie kein anderer zusammenbringen konnte und eine Idee von der Welt hatte. Mich faszinieren seine Texte, die leider fast prophetisch sind und immer aktueller werden, weil sich das System nicht geändert hat, sondern schlimmer wird. Dann sind all die Leute toll, die Rios Texte von meinen Lippen ablesen. Das sind Zustände, die ich bei Menschen als wichtig empfinde.
Das Gespräch führte Yared Dibaba.