"Petrichor" - David Orlowsky stellt neues Album vor

Stand: 10.10.2024 09:06 Uhr

Der Begriff "Petrichor" steht für den Geruch von Regen, der auf trockenen Boden fällt. Diesen typischen Sommerduft kennt jeder. Aber nicht jeder nimmt Düfte und Gerüche gleichzeitig als Farbe oder Muster wahr. Der Klarinettist David Orlowsky schon.

von Anna Novák

David OIrlowsky hat ein synästhetisches Empfinden. Das hat ihn dazu inspiriert, elf Stücke zu komponieren, die Düfte beschreiben. Zu finden sind sie auf seinem neuen Album "Petrichor", das er zusammen mit dem Gitarristen Daniel Stelter und dem Schlagzeuger Tommy Baldu aufgenommen hat. Titel wie "Lisboa", "Magnolia" oder "Marrakesh" versprechen eine sinnliche Reise durch eine großartige Fantasiewelt. Bei NDR Kultur EXTRA stellen David Orlowsky und seine neuen musikalischen Weggefährten einige dieser ungewöhnlichen Vertonungen vor und erklären die Hintergründe.

David, du bist Synästhetiker, das ist eine Gabe, die manche Menschen haben. Das heißt, man nimmt Musik mit mehr als einem Sinn wahr. Bei manchen Menschen ist es so, dass sie Farben sehen, wenn sie Musik hören. Wie äußert sich diese Synästhesie bei dir?

David Orlowsky: Bei mir sind es keine Farben, sondern was ich sehe, ist eine Art Schwarzweiß-Relief, was schwer zu beschreiben ist. Das hat vor allem was mit Klangfarben zu tun, gar nicht so sehr mit Tonarten, die eine eigene optische Darstellung haben. Je nachdem, wie es klingt, sehe ich eine Klangwelle, die man auf dem Computer sieht, wenn man etwas aufgenommen hat. Ich dachte ganz lange, dass das jeder hat. Ich habe erst mit Anfang 20 kapiert, dass das nicht jeder sieht.

Wie ist das bei euch beiden?

Daniel Stelter: Musik nimmt man nicht nur über die Ohren war. Ich kann es jetzt gar nicht genau definieren, was es genau ist. Aber Musik wirkt auf den ganzen Körper - in Farben, in Düften. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben. Musik geht weit über die Töne hinaus, es ist ein Gesamteindruck für mich.

Du hast jetzt diese Düfte angesprochen. Vielleicht mögt ihr das für uns herunterbrechen. Ihr habt die Düfte für euer Album "Petrichor" als Leitfaden genommen. Was riecht ihr bei dieser Musik?

Orlowsky: Ich glaube gar nicht, dass wir durch die Musik so viel riechen, sondern dass Düfte eine ganz ähnliche Kraft haben wie die Musik - zum Beispiel, die Stimmung zu beeinflussen oder Erinnerungen wachzurufen, sich zuhause fühlen oder auch fehl am Platz sein. Eigentlich ist es eher eine Ode an die Düfte, dass die ein bisschen gewürdigt werden. Es ist aber nicht so, dass für mich ein Ton nach was Bestimmten riecht, sondern ich finde, dass die Düfte das einzige sind, was an die Kraft der Musik herankommt. Deswegen haben wir ein Album geschrieben, was sich dem widmet.

Drei Männer stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera. © Ekaterina Shurygina / NDR Foto: Ekaterina Shurygina / NDR
AUDIO: "Petrichor" - David Orlowsky stellt neues Album vor (55 Min)

Das Titellied vom Album heißt "Petrichor". Das ist ein ganz besonderer Duft, nämlich der Geruch, den man riecht, wenn Regen auf trockenen Boden fällt. Wie entstehen eure Songs, wenn ihr sagt, ihr seid gleichberechtigt. Bringt einer die Melodie mit? Wie sieht es aus, wenn ihr zusammen Musik macht.

Orlowsky: Es gab zwei Stücke, wo ich die Melodie mitgebracht habe. Aber der Rest ist tatsächlich hier im Trio entstanden, zum Teil bei Tommy im Studio als Jamsession. Ich glaube, die meisten Stücke sind so entstanden, dass Daniel irgendeine Akkordfolge gespielt hat und dann kam ein Beat dazu. Jeder hat seinen Teil dazugegeben.

Baldu: Wie drei junge Buben, die eingeschlossen sind und irgendeiner wirft eine kleine Süßigkeit rein und alle wollen mitessen. Wir sind wie kleine Jungs - heiß auf Musik. Das ist einfach schön.

Seid ihr euch denn auch bei den Düften einig? Empfindet ihr die gleichen Düfte?

Orlowsky: Wir waren uns alle drei einig, dass dieses "Petrichor"-Stück nach Regen klingt. Ich weiß nicht, ob das jetzt an dieser kleinen Trommel von Tommy lag oder an dem Gitarrenriff, aber da waren wir uns auf jeden Fall einig. Der Rest ist ganz organisch entstanden. Wir haben uns gefragt: Zu was könnte das passen?

Baldu: Man muss sagen, mein kleines Musikzimmer ist im Garten. Es gab verschiedene Jahreszeiten, da hat es mal geregnet, dann war es heiß. Das ist mitten in der Natur. Vielleicht hat uns das auch inspiriert, einfach in die Natur zu schauen, was sie uns gibt. Das war sehr schön.

Seid ihr Menschen, die aus der Natur Kraft ziehen?

Baldu: Ich auf jeden Fall.

Orlowsky: 100 Prozent.

Das Gespräch führte Anna Novák.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur EXTRA | 09.10.2024 | 13:00 Uhr

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