Caspar David Friedrichs "Eismeer" als sinfonische Dichtung
Den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich begeht Greifswald mit einem ganzen Jubiläumsjahr. Einer der Höhepunkte war die Uraufführung des Werkes "Eismeer" von Christian Jost im Greifswalder Dom.
Friedrichs "Eismeer" vertont. Komponiert von Christian Jost. Gespielt vom Zürcher Kammerorchester, einem Vibrafon und dem SIGNUM saxophone quartet im Greifswalder Dom.
Das saxophone quartet - das sind vier junge Saxofonisten. Sie stehen in der Mitte der Bühne, in Jacketts mit changierendem schwarz-weiß-Muster, wie eine Boy-Group und beherrschen virtuos ihre glitzernden Instrumente. Sie sind die Preisträger der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr.
Vor allem die Farben inspirierten die Musiker
Blaž Kemperle spielt das Sopransaxofon. Für ihn ist es immer spannend, etwas zu spielen, was es bisher nicht gab. "Man muss nur seiner eigenen Fantasie treu sein", sagt er. Schon beim Proben hätten sie sich von dem Bild inspirieren lassen, das habe sehr geholfen. "Allein die Farben", schwärmt er. "Der Komponist hat das unglaublich toll getroffen."
"Das Eismeer" ist der Titel eines bekannten Bildes von Caspar David Friedrich. Zu sehen sind hoch aufgetürmte Eisschollen, zusammengepresst von Naturgewalten, ein Holzschiff wird darin von den Eismassen zerdrückt. Christian Jost hat sich für seine Komposition eine Geschichte vorgestellt.
Gemälde erzählt eine tragische Geschichte
"Es hat ein Narrativ, das sich im Betrachter abspielt. Das ist ja das Geniale an diesem Werk. Diese Geschichte, die dahinter liegt, das versunkene Schiff, das auf eine tragische Geschichte hinweist. Genau das habe ich vertont", erklärt der Komponist.
Die Musik von "Das Eismeer" klingt mal sphärisch und melancholisch, mal dramatisch, mal bedrohlich. Es ist eine sinfonische Dichtung in drei Teilen. Knapp 40 Minuten lang. Das Bild von Caspar David Friedrich ist dabei auf einer Leinwand über der Bühne zu sehen.
Christian Jost hat weltweit mit große Orchestern zusammengearbeitet. Er gilt als einer der renommiertesten zeitgenössischen Komponisten Deutschlands. Für die Uraufführung ist der 60 Jährige erstmals nach Greifswald gekommen - in die Taufkirche von Caspar David Friedrich. Jost weiß das zu schätzen: "Das ist natürlich eine tolle Sache auch an diesem Ort ein Werk, das sich mit Caspar David Friedrich beschäftigt, uraufführen zu können. Es ist wirklich sensationell."
Werk nimmt Publikum mit auf eine Reise
Der Greifswalder Dom ist mit 950 Plätzen ausverkauft. Auf der Bühne ist auch der Stargeiger Daniel Hope. Er leitet das Zürcher Kammerorchester und hat kurze solistische Parts in der Aufführung. Auch für ihn ist die Musik von "Das Eismeer" eng mit dem Gemälde verbunden.
"Diese Musik macht nachdenklich. Sie regt an, vor allem dieses Bild sich noch tiefer anzuschauen, dann passiert etwas mit einem, und das ist eine Reise, die man unternimmt", sagt Hope. Diese Reise passiere auf der Bühne, beim Zuschauer. Das sei das Tolle. "Es ist nicht nur ein Werk, das an einem Leben gespielt wird, sondern es wird ein Leben haben."
Mit Standing Ovations gefeiert
Und vielleicht bald auch von anderen Saxofonquartetten gespielt. Auch über den 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich hinaus. Im Greifswalder Dom wurde die Uraufführung mit anhaltenen Standing Ovations honoriert.
Die Komposition "Eismeer" ist noch am 27. Juli in Ulrichshusen zu hören. Es gibt noch einige Restkarten. Der NDR zeichnet dieses Konzert auf. Am 22. August wird es im Rahmen des ARD-Radiofestivals ab 20 Uhr hier bei NDR Kultur ausgestrahlt.