Spektakulärer Fund in Lübecker Kirche St. Marien
Die Lübecker Innenstadtkirche St. Marien wird in den kommenden Jahren aufwendig saniert. Forschende wittern ungeahnte Chancen und haben bereits jetzt ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet.
Ein etwa zwei mal zwei Meter großes und ein Meter tiefes Loch klafft rechts neben dem Altarraum der Lübecker Marienkirche. Und dieses Loch begeistert schon jetzt die Forschenden. Der Boden des Chors - so die offizielle Bezeichnung - war in den vergangenen Wochen geöffnet worden, um die geplanten Sanierungsarbeiten vorzubereiten. Dabei förderten Archäologen der Hansestadt Lübeck Reste einer romanischen Basilika zutage. Konkret handelt es sich um massive Feldsteinfundamente und gut erhaltene Reste einer Backsteinmauer aus dem frühen 13. Jahrhundert. Dieser Fund liefere endlich Belege zur Vorgängergeschichte von St. Marien, erklärte Lübecks Kultursenatorin Monika Frank (SPD) am Mittwoch. "Die St. Marienkirche, Teil des UNESCO-Welterbes, zeigt einmal mehr, dass längst nicht alle Geschichten über diese Kirche erzählt sind", so die Senatorin.
Bau der romanischen Basilika: Symbol des Wohlstands

Ein besonders aufschlussreicher Fund sind nach Einschätzung der Forschenden außergewöhnlich große und fein verarbeitete Backsteine. Sie zeugen vom Wohlstand und Selbstbewusstsein der Lübecker Kaufleute, sagte der Lübecker Archäologe André Dubisch. "Die Kaufleute wollten mit dem Bau dieser prächtigen Kirche einen bleibenden Eindruck hinterlassen." Neben den Backsteinen wurden kunstvoll verzierte Bodenfliesen aus dem ehemaligen Chorbereich der Kirche sichergestellt. Diese stammen aus den 1370er-Jahren und seien ein wertvoller Fund der mittelalterlichen Kunst.
Öffentliche Präsentation geplant
Die Funde sollen nicht nur Wissenschaftlerinnen und Forschern zugänglich gemacht werden, sondern auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ziel ist nach Angaben der Stadt, die historische Bedeutung der Marienkirche erlebbar zu machen und das mit dem Erhalt des Bauwerks zu vereinen. Die archäologischen Untersuchungen werden in enger Abstimmung mit dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, der Kirchengemeinde St. Marien und der städtischen sowie kirchlichen Denkmalpflege fortgesetzt. Die eigentlichen Sanierungsarbeiten des Innenraums sollen nach Angabe des Kirchenkreises im Herbst beginnen und rund 28 Millionen Euro kosten.
