Komponistin Konstantia Gourzi: Zerklüftete Klänge und Filmmusik
Am Freitag hat NDR Kultur den Start der Saison der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in Wismar gesendet. Im Eröffnungskonzert sind Werke von zwei zeitgenössischen Komponistinnen zu hören gewesen. Die traditionelle Festspielouvertüre kommt von Konstantia Gourzi.
Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind in ihre neue Saison gestartet. Im Eröffnungskonzert erklangen Werke von gleich zwei zeitgenössischen Komponistinnen erklingen - die traditionelle Festspielouvertüre stammt von Konstantia Gourzi. Von einem wichtigen Künstler dieses Jahres ist ihre Ouvertüre inspiriert, nämlich von Caspar David Friedrich.
Zerklüftete Klänge, melodiöse Filmmusik
"Das Komponieren hilft, das Innere kennenzulernen, das Sich-Selbst", sagt Konstantia Gourzi. "Die Möglichkeiten, die wir heute haben, sind sehr viele: wie man ein Instrument nutzen kann, um etwas auszudrücken." Für die Komponistin ist wichtig: "Wie kann ich diese Möglichkeit, mit dem, was ich in mir trage, kombinieren, sodass ich eine authentische Sprache entwickeln kann, die nicht abhängig von einer Rolle, von einer Technik oder von einer Emotionalität gekommen ist?"
Es gibt nur wenige, die so Unterschiedliches hervorbringen, wie Gourzi. Mal ganz zerklüftete Klänge, welche, von denen man gar nicht weiß, wie sie entstehen, dann wieder ganz vertraute und melodiöse, Filmmusik, aber nie Kitsch. 5/8, 3/8, 7/8 - es sei ihr unmöglich, solch ungerade Rhythmen in einen 3- oder 4/4-Takt zu packen, sagt sie. Die griechischen Wurzeln, die Folklore, der andere Sprachrhythmus.
Berliner Philharmoniker ein großer Einfluss
1987 machte sie sich auf nach Ost-Berlin, mit Syrian Airlines. Die Berliner Philharmoniker waren mit ein Grund, warum sie nach Berlin wollte. Sie bewarb sich an der Universität der Künste um ein Kompositions- und Dirigierstudium. Sie steht heute selbst am Pult renommierter Orchester. Wie sich das erstmalig angefühlt habe…? "Als selbstverständlich. Ich sehe immer noch das Komponieren und Dirigieren als eine Quelle." Dirigieren, Komponieren, Klavier spielen oder ein Instrument zu spielen sei eine Äußerung. "Aber es "ist nicht die Quelle in sich, egal von welcher Seite ich sie berühren darf." Praktisch gesehen: Das eine addiere das andere. "Als Komponist weißt du, welche Sachen gehen oder welche Sachen nicht gehen und als Dirigent auch umgekehrt."
Konstantia Gourzi kommt vom Klavier. Mit sieben hatte sie ihren ersten Unterricht bei einer Cousine in ihrer Heimatstadt Athen. "Ob das Klavier sozusagen schuld ist für das Orchester, weiß ich nicht. Aber ich habe mich sicherlich musikalisch vollständiger gefühlt, als wenn ich ein Soloinstrument gelernt hätte." Mit György Kurtág hat die heute 62-Jährige eng zusammengearbeitet, Diether de la Motte war ein wichtiger Förderer und viele andere große Namen wie Henze, Rihm, Stockhausen, und am Pult: Gielen, Haitink, Abbado.
Atmosphärische Stücke rund ums Thema Naturzerstörung
Gourzi lebt seit 2002 in München, hat - wie zuvor in Berlin - dort zahlreiche Ensembles für zeitgenössische Musik aufgebaut, ist dort heute Professorin für Komposition und Ensembleleitung. Ihr Violastück "Evening at the window" war Pflichtstück beim ARD-Wettbewerb, sie komponiert Filmmusik, und für ihr CD-Projekt "Whispers" mit atmosphärischen Stücken rund um das Thema Natur und Naturzerstörung gewann sie im 2023 einen Opus Klassik. In einen Austausch zu kommen, ist für Gourzi das Entscheidende. "Warum möchte ich so viele Projekte machen? Das ist dieser Wunsch, etwas damit auszusprechen, auch dem Publikum zu geben, Diskussionen zu erzeugen und ein Austausch zu erzeugen. dass der Mensch, der das hört, selber in eigene Gedanken kommt - und das ist eigentlich mein Wunsch mit meiner Musik."