Auf dem Caspar-David-Friedrich-Bildweg in Greifswald
Eine Wanderung durch Greifswald: 15 Stationen zeigen wichtige Lebens- und Wirkungsorte des Malers Caspar David Friedrich - etwa sein Geburtshaus oder den Dom, in dem seine Eltern geheiratet haben.
Die Klosterruine Eldena: Backsteingotik mit einem Chorraum unter freiem Himmel, gotischen Rundbögen in Mauerresten. Helene Kompke vom Caspar-David-Friedrich-Zentrum Greifswald führt oft Gäste hierher - auf den Spuren des berühmten Malers, der offensichtlich von der Ruine fasziniert war: "Er hat sie gezeichnet", sagt Kompke. "Er ist dort sehr gerne hingewandert. Die Ruine Eldena befindet sich ungefähr sieben Kilometer entfernt von Greifswald. Heute ist sie fast Teil der Stadt, früher hat sie mehr oder weniger in der Wildnis gelegen."
Die Berühmtheit von Caspar David Friedrich führte schon im 19. Jahrhundert dazu, dass die Ruine vor dem weiteren Verfall geschützt wurde. Der Park wurde nach Entwürfen des preußischen Gartenkünstlers Peter Josef Lenné angelegt.
Das Leben von Caspar David Friedrich war kein Spaziergang
In der Stadt Greifswald sieht man im Moment Herren im wehenden Umhang und Zylinder. Sie führen Gäste durch die Stadt an Orte, die es vor 250 Jahren schon gegeben hat. Für einen Blick auf die wirklich echten Wiesen vor Greifswald gibt es eine neue Aussichtsplattform. Durch die Altstadt führen Bild-Wegweiser. Und am Pommerschen Landesmuseum folgt man himmelblauen Fußabdrücken. Henriette Maxin vom Museum lädt hier zu einer Wanderung ein, die schon auf dem Vorplatz beginnt: "Man kann sich eine Wanderstulle holen, das Wasserspiel genießen und auf vielen verschiedenen Ebenen Land, Luft, Berge, alles so ein bisschen inszeniert erleben. Vielleicht traut man sich dann, den Schritt ins Museum zu wagen."
Dort ist gerade die Ausstellung "Lebenslinien" zu sehen. Sie dokumentiert alle wichtigen Ereignisse, vom Taufeintrag bis zur letzten Zeichnung. Kuratiert wird sie von der Kunstwissenschaftlerin Birte Frenssen. Ein Spaziergang war das Leben von Caspar David Friedrich wirklich nicht, erzählt sie: "Es gibt so einen schönen Spruch: Geburtstage sind die Aussichtspunkte auf der Lebenswanderung. Ich will mir das nicht anmaßen so ein Leben zu beurteilen, was sehr viele Facetten hatte, aber es ist sicher immer ein Kampf gewesen um ein freiheitliches Leben mit allen Konsequenzen, dass er etwa die Professur für Landschaftsmalerei nicht erhalten hat. Ich finde es bewundernswert, wie er seinen geraden Weg gegangen ist."
"Entschleunigt wandern" auf einem Laufband
Auch der Weg in die Ausstellung ist als Wanderung inszeniert, immer entlang der 250 himmelblauen Fußabdrücke. Mit einem Caspar David Friedrich am Wegesrand, fast lebensecht. Dazwischen gibt es attraktive Rastplätze: Arbeitstische für die Produktion von Skizzenbüchern, im Garten wächst versteckt die Blaue Blume, aus handlichen Büchlein lassen sich Gedichte rezitieren. Und wen hier schließlich die Wanderlust packt, der steigt auf ein Laufband vor einem riesigen Bildschirm, auf dem die Landschaft der Insel Rügen vorüberläuft.
"Es sind einzelne Etappen, die einen über Rügen führen", erzählt Henriette Maxin. "Es ist so gedacht, dass man hier entschleunigt wandern kann. Das Laufband generiert zudem auch Strom für das Museum und für den Fernseher, den es betreibt. Eine wunderbare Installation, die so ein bisschen das Moderne mit dem historischen Wandern von Friedrich verbindet."
Friedrichs Geburtshaus zeigt zeitgenössische Kunst
Gezeigt wird hier auch gerade das berühmte Marktplatz-Aquarell von Caspar David Friedrich. Zu sehen ist seine gesamte Verwandtschaft vor dem Rathaus, fünf Minuten von seinem Geburtshaus entfernt. Heute ist es ein zweigeschossiger schlichter Backsteinbau in der Shoppingmeile, mit großen Schaufenstern, anders als vor 250 Jahren, denn 1901 hat es hier gebrannt. Helene Kompke führt auch hier Gruppen durch die Räume: "Das Haus wird als Geburtshaus immer wieder vergessen. Die Leute denken, wir sind ein Informationszentrum oder dergleichen. Aber wir sind tatsächlich der authentische Geburtsort von Caspar David Friedrich, in dem die Familie wirklich gelebt hat."
Das Geburtshaus ist heute ein Ort für zeitgenössische Kunst. Gerade ist dort die Ausstellung "Das verborgene Leben der Bilder" zu sehen. Welche Bilder haben in welchen Greifswalder Häusern gehangen? Und wo sind sie geblieben? Caroline Barth leitet das Caspar-David-Friedrich-Zentrum: "Dieses Intime, dieses mit den Bildern leben - das war ganz normal, die in der Wohnung zu haben. Das wollten wir hier andeuten. Man kann sich hier hinsetzen und schmökern."
Viele Greifswalder hatten einen echten Friedrich zu Hause. Sie wurden vererbt, manche verkauft, wie zum Beispiel "Die Frau mit Leuchter". Ein Greifswalder Arzt hat das Gemälde in den 60er-Jahren von einer Nachfahrin des Malers gekauft. Bis 1990 hing es über dem Klavier. Heute ist es im Pommerschen Landesmuseum und Teil der Ausstellung "Lebenslinien".
Greifswalder Dom: "Sehr wichtig für die Familie"
Das Haus der Friedrichs ist sehr nah dran am Dom. Was hat der Familie der Dom bedeutet? "Die Eltern von Caspar David Friedrich haben 1765 im Dom geheiratet", erzählt Helene Kompke. "Alle zehn Kinder wurden hier getauft, und einige der Geschwister von Caspar David Friedrich haben hier auch geheiratet. Die Kirche war also sehr wichtig für die Familie."
Der Greifswalder Dom hat in diesem Jubiläumsjahr, 250 Jahre nach der Geburt ihres berühmtesten Täuflings, neue Fenster bekommen, gestaltet von dem weltbekannten Künstler Ólafur Elíasson.
Caspar-David-Friedrich-Bildweg: 20 Kilometer lang, 15 Stationen
Gleich ein paar Schritte weiter steht das Universitätshauptgebäude, wo Caspar David Friedrich den ersten Zeichenunterricht hatte. Der Bildweg führt schließlich zur St.-Jacobi-Kirche, ein Aufsteller zeigt eine Zeichnung der Kirche.
"Das Schöne an dem Bildweg ist, dass es immer kleine Pfeiler gibt mit einer Skizze oder dem Gemälde drauf, das Caspar David Friedrich von diesem Ort angefertigt hat", erklärt Helene Kompke. "Im Internet gibt es noch mehr Informationen, aber man kann diesen Bildweg auch ohne gebuchte Führung selber absolvieren."
Insgesamt ist der Bildweg 20 Kilometer lang, mit 15 Stationen. Bis zum Ende des Jahres gibt es noch viele Veranstaltungen und zwei große Ausstellungen. Höhepunkt des Caspar David Friedrich-Jahrs in Greifswald wird der 250. Geburtstag im September.
Karte: "Friedrichs Wege": Auf den Spuren von Caspar David Friedrich (Karte)