Vom Taufeintrag bis zum Gemälde: Caspar David Friedrichs "Lebenslinien"
Drei große Sonderausstellungen werden es insgesamt, die das Pommersche Landesmuseum in diesem Jubiläumsjahr zeigen will, in denen Greifswald seinen ganz eigenen Blick auf Caspar David Friedrich wirft. Mit "Lebenslinien" ist die erste gestartet.
"Lebenslinien" - damit beginnt das Pommersche Landesmuseum die große Erzählung Caspar David Friedrich. So hat es alles angefangen: mit der ersten Lebenslinie und mit den ersten Strichen des Malers, der später als Begründer der romantischen Malerei bekannt werden sollte, der auch mal ein Kind war und ja erst werden musste, was er später wurde. Auf den jetzt die Welt guckt.
"Für mich ist diese erste Ausstellung eigentlich das Allerwichtigste, weil sie in das Leben von Friedrich hineinschaut und gleichzeitig die Bestände des Pommerschen Landesmuseums in Gänze präsentiert", sagt Museumsdirektorin Ruth Slenczka und hebt das Einmalige hervor: "Gerade im Hinblick auf das Werden des Künstlers. Die Papierexponate können ja nur ein paar Wochen lang überhaupt gezeigt werden und verschwinden dann wieder in den Tiefen des Depots. Dass dieses ganze Konvolut nun einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, das ist finde ich, ist etwas ganz Großartiges. Und das ist für mich auch das Herzstück dieses Jahres."
Taufeintrag und erste Zeichnungen
Es ist eine Ausstellung, die den Besucher auf eine wahre Lebenslinie mitnimmt. Die am 5. September 1774 ihren Anfang nimmt. Mit der Geburt des kleinen Caspar wenige Straßen vom Museum entfernt. Die Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin Birte Frenssen setzt alle wichtigen Ereignisse im Leben von Caspar David Friedrich unter eine Überschrift. Mit Exponaten, die davon berichten. Angefangen von dem Taufeintrag. Und dann aber auch den ersten Zeichnungen des Filius.
"Greifswald ist ja ganz stark bei den frühen Zeichnungen. Das hat man ja selten bei Künstlern, dass sowas noch erhalten ist, gerade so die ersten Schritte. Das haben wir hier wirklich bei Caspar David Friedrich, das ist in der Familie seines Bruders Heinrich aufgehoben worden", berichtet Frenssen. Und so gibt es einen kleinen, ersten Einblick, wie der 14/15-Jährige zu Hause mit der Gänsefeder sitzt und anfängt, Monatsblätter zu schreiben.
"Das hat den Hintergrund, dass drei Monate vorher ja der Bruder ertrunken war, angeblich bei dem Versuch Caspar David Friedrich zu retten. Der Schock saß sicher noch tief und um Ostern hätte er eigentlich als 14-Jähriger seine Lehre antreten müssen. So wie alle anderen Geschwister, die ja alle Handwerker waren, ob Tischler oder Schmiede - und das macht er nicht", erzählt Frenssen.
Caspar David Friedrich in Zeitzeugnissen
Der Vater gibt ihn in die Obhut des Akademischen Zeichenlehrers Johann Gottfried Quistorp. Und so nimmt die Lebenslinie ihren Lauf. Zu sehen sind wirklich seine ersten Zeichnungen, Studien von Augen, Ohren, Händen, Füßen. Die Grundlagen, die ihn erst nach Kopenhagen zur dortigen Kunstakademie bringen. Wichtigen Ereignissen oder Exponaten hat Kuratorin Frenssen gebührenden Platz eingeräumt.
"Friedrich hat so ein Album gehabt, wo er kurz vor seiner Abreise aus Kopenhagen die Mitstudenten, die Kollegen, noch eintragen lässt. Das haben wir auch in der Sammlung, das ist auch noch nie richtig ausgestellt gewesen. Ein wirklich tolles Zeugnis, wo man vielleicht sieht, dass er doch nicht so der einsame Wolf war, als der er dann gerne gezeichnet wird."
Auf zwei Etagen begleitet man nun Caspar David Friedrich durch sein Leben. Seine Reisen, Wanderungen, die ersten Gemälde, sein Leben in Dresden anhand vieler Zeichnungen und Zeitzeugnissen: "Es sind eigene Bestände, kombiniert mit Geburtstagsgästen. Wir haben ja einige Gäste eingeladen, es ist ein Bildnismedaillon von Caroline Bommer zu sehen, aus Schweinfurt kommt ein Bild, die Winterlandschaft aus Schwerin kommt hierher und es gibt noch zwei weitere Zeichnungen aus Privatbesitz. Es ist wirklich eine Mischung."
Das Leben des Malers haptisch und bildhaft
60 Zeichnungen und Druckgrafiken sowie sechs Gemälde sind es, mit denen sich das Leben von Caspar David Friedrich zum ersten Mal vielleicht bildhaft und haptisch mit seinen Höhen und Tiefen nachvollziehen lässt. Um zu einem Schluss zu kommen, wie Frenssen meint: "Es gibt so einen schönen Spruch: 'Geburtstage sind die Aussichtspunkte auf der Lebenswanderung, die zurück- und vorgucken'. Ich will mir das nicht anmaßen, so ein Leben zu beurteilen, was sicher sehr viele Facetten hatte. Aber es ist sicher immer ein Kampf gewesen um ein freiheitliches Leben mit allen Konsequenzen, die das dann hatte. Dass er die Professur für Landschaftsmalerei nicht erhalten hat, zum Beispiel. Ich muss sagen, ich finde es bewundernswert, wie er seinen geraden Weg gegangen ist."
Vom Taufeintrag bis zum Gemälde: Caspar David Friedrichs "Lebenslinien"
Im Pommerschen Landesmuseum ist die erste von drei großen Sonderausstellungen in Greifswald gestartet.
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Pommersches Landesmuseum
Rakower Straße 9
17489 Greifswald - Telefon:
- 03834/83120
- E-Mail:
- info@pommersches-landesmuseum.de
- Preis:
- 10 Euro
- Öffnungszeiten:
- 10 - 18 Uhr, montags geschlossen