Naomi Beckwith wird künstlerische Leiterin der documenta 16
Die documenta 16 wird von der am New Yorker Guggenheim-Museum tätigen Kunsthistorikerin Naomi Beckwith kuratiert, das gab documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann am Mittwoch in Kassel bekannt. Sie tritt die Nachfolge des Kuratorenkollektivs Ruangrupa an, das die documenta 15 gestaltete und wegen judenfeindlicher Darstellungen scharf kritisiert wurde.
Die künstlerische Leitung für die nächste Weltkunstausstellung documenta in Kassel steht fest: Die 48-jährige US-Amerikanerin Naomi Beckwith ist stellvertretende Direktorin und Chefkuratorin am Guggenheim Museum. Dort betreut sie Sammlungen, Ausstellungen, Publikationen, kuratorische Programme und Archive und verantwortet die strategische Ausrichtung innerhalb des internationalen Netzwerks der angegliederten Museen. Ihre Ausstellungen, Vorträge und Publikationen beschäftigen sich mit der Wirkung und Resonanz Schwarzer Kultur auf multidisziplinäre Praktiken in der globalen zeitgenössischen Kunst. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) begrüßt die Berufung von Beckwith. "Sie bringt mit ihrer wegweisenden, international ausgerichteten kuratorischen Tätigkeit die besten Voraussetzungen mit, um die nächste documenta zu einem Erfolg mit weltweiter Ausstrahlung zu machen", erklärte Roth in Berlin.
Verzögerungen im Findungsprozess
Bei der Suche nach einer Künstlerischen Leitung für die documenta 16 kriselte es. Nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Mitglied der Findungskommission für die 2027 geplante Schau war im November 2023 zunächst dieses Mitglied und später die gesamte Findungskommission zurückgetreten. Ein neues Gremium hatte der Aufsichtsrat der Weltkunstschau erst Anfang Juli berufen. Die Folge: Die neue Kuratorin hat nun fast ein Jahr weniger Vorbereitungszeit.
Skandal bei vergangener documenta
Die 15. Ausgabe der alle fünf Jahre stattfindenden Kunstschau wurde vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa kuratiert und dauerte vom 18. Juni bis 25. September 2022. Für einen Skandal sorgte die Präsentation des Banners "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen. Das Werk zeigte unter anderem einen mit Davidstern dargestellten Soldaten mit Schweinsgesicht, der einen Helm mit der Aufschrift "Mossad" trug - dem Namen des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Das Kunstwerk wurde nach scharfer Kritik zunächst abgedeckt und dann abgebaut. Später lösten weitere Werke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Ausstellung aus.
Die documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die 16. Ausgabe soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden.