"Babylon - Rausch der Ekstase": Übervolles Exzess-Büffet im Kino
Damien Chazelle will schockieren und hat sich reichlich am Exzess-Büffet vorhandener Filme bedient. Trotzdem lässt einen das dreistündige Drama "Babylon", das nun im Kino läuft, größtenteils kalt. Der Film hat drei Oscar-Nominierungen erhalten.
Vor Weihnachten kam in den USA ein Film in die Kinos, der lange als vielversprechender Oscarkanditat gehandelt wurde. Schließlich räumte Regisseur Damien Chazelle mit einem Film über Hollywood schon einmal sechs Oscars ab. Während sein Erfolgsfilm "La La Land" im zeitgenössischen Hollywood spielte, widmet sich Chazelle in "Babylon" diesmal der Anfangszeit der Unterhaltungsbranche in Los Angeles.
Margot Robbie als aufstrebendes Starlet der Goldenen Zwanziger
Heutzutage entsteht viel Magie an Computern, im Hollywood der Goldenen Zwanziger aber war alles noch handgemacht. Die aufstrebende Filmindustrie ist profitabel, regelmäßig werden von den Studios ausufernde Partys geschmissen, champagnergetränkte, kokaingeputschte Sexorgien mit Nackten und Toten. Dieses Mal ist der aus Mexiko eingewanderte Manuel damit beauftragt, einen ausgewachsenen Elefanten heranzuschaffen, der später in der Nacht die Gäste unterhalten soll. Natürlich steht sie nicht auf der Gästeliste und hat in ihrem Leben auch noch nie vor einer Kamera gestanden, aber trotzdem will Nellie LaRoy auf die Party, schließlich ist sie sich sicher:
Es steht in den Sternen geschrieben, ich bin ein Star! Szene aus dem Film
Brad Pitt brilliert als Stummfilm-Herzensbrecher
Und sie hat Glück - Manuel ist sofort fasziniert von Nellie und gewährt ihr Eintritt. Margot Robbie als wildes, unzähmbares, aufstrebendes Starlet spielt sich die Seele aus dem Leib, und huldigt nach "Once Upon a Time... in Hollywood" einmal mehr zusammen mit Brad Pitt einer Traumfabrik, die es so nicht mehr gibt. Brad Pitt spielt als schöner Clarke Gable-Verschnitt den Stummfilm-Herzensbrecher Jack Conrad, Star auf der Leinwand und Star des Abends, der allerdings nur in banalen Kostümstreifen sein Können zeigen kann und dennoch überzeugt ist, etwas Bedeutsames zu tun und geschafft zu haben. Allerdings ändert der Tonfilm dann auch alles und viele Stummfilmstars werden den Übergang nicht überleben. Seine Zeit sei schließlich einfach vorbei, erklärt ihm die gefürchtetste Klatschreporterin ihrer Zeit:
Du dachtest diese Stadt braucht dich - sie ist größer als du. Szene aus dem Film
"Babylon - Rausch der Ekstase" lässt einen größtenteils kalt
Größer, lauter, noch schnellere Schnitte, befeuert von einem gnadenlos atemlosen Jazz-Soundtrack: Damien Chazelle will Skandal zeigen und schockieren, und hat sich dafür reichlich am Exzess-Büffet bereits vorhandener Filme, vor allem bei seinem Kollegen Baz Luhrmann, bedient. Er erreicht aber das Hauptziel nicht:
Weißt du was wir tun müssen? Wir müssen den Film neu erfinden, Träume einfangen und sie auf Zelluloid bannen. Szene aus dem Film
Tatsächlich sind viele der Ausschweifungen ganz nah dran an den Schilderungen aus dem 1959 veröffentlichten, zwischenzeitig verbotenen Kult-Sachbuch "Hollywood Babylon" von Avantgarde-Filmer Kenneth Anger. Wer will, kann auf den Partys den Schauspieler Roscoe "Fatty" Arbuckle oder am Set den Regisseur Erich von Stroheim erkennen. Aber trotz all seiner Schauwerte lässt einen das viel zu lange Drei-Stunden-Epos größtenteils kalt - schlimmer noch, es langweilt und nervt irgendwann einfach nur noch, auch wenn Brad Pitt darin eine der besten Leistungen seiner Karriere abliefert. Der Film hat drei Oscar-Nominierungen erhalten, darunter in den Kategorien Filmmusik und Kostümdesign.
Babylon - Rausch der Ekstase
- Genre:
- Drama | Komödie
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit Margot Robbie, Brad Pitt, Diego Calva u.a.
- Regie:
- Damien Chazelle
- Länge:
- 188 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahre
- Kinostart:
- ab 19. Januar 2023