"Könige des Sommers": Großartiger Film übers Erwachsenwerden
Die hinreißende französische Coming-of-Age-Geschichte "Könige des Sommers" von Regisseurin Louise Courvoisier erzählt von der Last und Lust am Käsemachen, dem Landleben und der ersten großen Liebe.
Selten wurde ein Eröffnungsfilm beim Hamburger Filmfest so frenetisch beklatscht wie "Könige des Sommers" im vergangenen Herbst. Davor wurde das Regiedebüt von Louise Courvoisier beim Festival in Cannes bereits mit dem Prix de la Jeunesse als bester Nachwuchsfilm ausgezeichnet. Und nun kann endlich jeder auch hierzulande in den Genuss dieser hinreißenden Tragikomödie kommen.
Die harten Herausforderungen des Landlebens
Totone wächst zusammen mit seinen Freunden in der kleinen Gemeinde Pimorin auf. Der 18-Jährige hat nicht viel am Hut mit den Pflichten des Landlebens, trinkt und tanzt lieber nackt auf dem Dorffest als seinem Vater beim Käsemachen zu helfen. Der trinkt auch zu viel und fährt sich eines Nachts zu Tode. Plötzlich muss Totone sich um seine achtjährige Schwester kümmern und irgendwie den Lebensunterhalt verdienen. Zunächst versucht er es in einer Molkerei. Dabei trifft er auf Marie-Louise, der er betrunken beim Dorffest schöne Augen gemacht hatte, wofür ihm ihre Brüder ein blaues Auge verpasst haben:
"Hey, kannst du nicht mal ´ne Kupplung anschrauben?"
"Klar kann ich das."
"Na dann zeig mal wie. Ach du scheiße, du bist ja komplett unfähig."
Filmszene
Vor allem aber hat Totone keine Lust auf die Arbeit, und da sich seine Qualifikationen ebenfalls in Grenzen halten, verliert er den Job schnell. Kurz vor seiner Entlassung hört er von einem hohen Preisgeld für einen Comté-Käse und beschließt, es mit dem alten Kupferkessel, der noch auf dem Hof herumsteht, selbst zu versuchen. Voller Enthusiasmus und Einfallsreichtum macht Totone sich ans Werk - auch wenn dazu die nicht legale Beschaffung der besonderen Milch vom Hof seiner Angebeteten gehört. Aber es will nicht klappen mit dem Käsemachen. Und überhaupt liest Marie-Louise ihrem mittlerweile heimlichen Liebhaber, der sich beileibe keine weitere Tracht Prügel von den Brüdern abholen will, schon die Leviten:
"Ich krieg' irgendwie nichts auf die Reihe. Ich verkack' einfach alles."
"So darfst du überhaupt nicht denken, das ist gar nicht gesund."
"Sagt sich leicht, wenn man einen Hof mit 120 Hektar geerbt hat."
"Ja, voll leicht. Um fünf aufstehen, jeden Morgen. Fertig bin ich um zehn. Kein Wochenende, kein Urlaub - und ich besauf' mich trotzdem nicht jedes Wochenende."
Filmszene
So einfach ist das! Wenn man auf dem Land von und mit den Tieren lebt, müssen bestimmte Dinge eben erledigt werden, ohne wenn und aber, die Prioritäten sind klar. Und wenn Totone sein Leben nicht auf die Reihe kriegt, auch so viel ist klar, wird Marie-Louise nicht mehr lange ihre Zeit mit ihm verschwenden.
"Könige des Sommers": Authentisch und berührend
Es dauert viele Monate, bis ein guter Käse gereift ist. Die Allegorie zwischen dem Reifeprozess des jungen Mannes und der Käseherstellung ist offensichtlich und funktioniert so wunderbar, weil hier allen Beteiligten mit großer Empathie begegnet wird, die Schönheit und das Raue des Landlebens ohne Verklärung oder Geringschätzung dargestellt wird. In jeder Minute spürt man die Liebe zum Käse, zur Region und ihren Menschen, die fast alle von ansässigen Laiendarstellern verkörpert werden.
Bei der Bewertung von exzellentem Comté-Käse gibt es maximal 20 Punkte - "Könige des Sommers" besitzt Authentizität mit einer kräftig-milden Herznote, ist berührend im Abgang und steht zweifelsohne mit ganz oben auf der Liste der 20 schönsten Filme über das Erwachsenwerden.
Könige des Sommers
- Genre:
- Drama, Komödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich
- Zusatzinfo:
- Mit Clément Faveau, Maïwène Barthelemy, Luna Garret und anderen
- Regie:
- Louise Courvoisier
- Länge:
- 92 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 6. Februar 2024