Berlinale 2023: Die norddeutschen Filme beim Festival
Bei der Berlinale laufen auch norddeutsche Produktionen. Dazu zählen das Schul-Drama "Das Lehrerzimmer", das Kolonialismus-Drama "Der vermessene Mensch" und eine Joachim-Meyerhoff-Romanverfilmung.
Es ist wieder losgegangen: mit Hunderten von Filmen aus aller Welt bei der Berlinale. Auch mehrere Produktionen mit norddeutschem Bezug laufen beim Festival. Dazu gehört Lars Kraumes Drama "Der vermessene Mensch" in der Reihe Berlinale Special. Der von der Moin Filmförderung geförderte Film mit Leonard Scheicher und Peter Simonischek handelt von den deutschen Kolonialverbrechen zur Jahrhundertwende im heutigen Namibia. Das Drama feiert am Mittwoch Weltpremiere.
"Der vermessene Mensch" - Drama über deutsche Kolonialverbrechen von Lars Kraume
Darin betreut der ehrgeizige Ethnologie-Doktorand Alexander Hoffmann (Leonard Scheicher) Ende des 19. Jahrhunderts eine "Deutsche Kolonial-Ausstellung". Im Zug dessen lernt er eine Delegation von Herero und Nama der damaligen Kolonie "Deutsch-Südwestafrika" an der Friedrich-Wilhelms-Universität kennen - und die Dolmetscherin Kezia (Girley Charlene Jazama). Später reist Hoffmann mit der kaiserlichen Armee durch die Kolonie in Afrika und erlebt einen blutigen Vernichtungskrieg. Der Film startet am 23. März im deutschen Kino.
Hamburgerin Leonie Benesch in "Das Lehrerzimmer" und "Der Schwarm"
Die Hamburgerin Leonie Benesch kennen viele noch als Kinderdarstellerin in "Das weiße Band", dem Drama und Goldene-Palme-Sieger um schwarze Pädagogik von Michael Haneke. Um Erziehung geht es auch im Drama des Regisseurs İlker Çatak ("Es war einmal Indianerland", "Tatort Borowski und der gute Mensch") "Das Lehrerzimmer", in dem Benesch die Hauptrolle spielt. Ko-Drehbuchautor Çatak erzählt im Gespräch mit NDR Kultur: "Es ist ein Film über Schule, über Idealismus, über Rassimus, darüber wie wir streiten; darüber, wie wir uns solidarisieren, wie wir uns aber auch empören und erheben gegen Dinge, gegen Willkür."
Viele Szenen des Filmes sind im Hamburger Albert-Schweitzer-Gymnasium gedreht worden. Benesch spielt zudem eine der Hauptrollen in der neuen achtteiligen ZDF Serie "Der Schwarm", die in der Reihe Berlinale Series Premiere gefeiert hat und auf dem Bestseller von Frank Schätzing basiert.
Romanverfilmung "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" spielt in Schleswig
Das autobiografische Buch "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" von 2013 von Joachim Meyerhoff hat Regisseurin Sonja Heiss für die Leinwand adaptiert. Buch und Film spielen in einer Villa in Schleswig, wo der junge Joachim, der jüngste von drei Brüdern, auf dem Gelände einer Psychiatrie lebt. Hier arbeitet sein Vater Richard (Devid Striesow) als Direktor der Klinik. Mit den Patientinnen und Patienten ist Joachim, genannt Josse, befreundet. Seine Mutter träumt immer wieder von ihrer Zeit in Italien.
Sonja Heiss: "Die Leute lachen viel und sind berührt, es wird auch geweint"
Am Wochenende feierte der Film Weltpremiere in der Reihe "Generation 14plus" bei der Berlinale: mit einem begeisterten Publikum und das Szenenapplaus etwa für Laura Tonke, als sie zu Weihnachten mit einer Säge eine Pralinenkiste zerschneidet. "Es war ein wahnsinnig toller Abend, der Film kam wirklich sehr gut an. Die Leute haben Spaß, lachen viel und sind sehr berührt, es wird mitunter auch geweint."
Man reflektiere bei so einem Film über die eigene Familie, das sei das Schöne, sagt die Regisseurin Sonja Hess auf dem Hamburger Empfang der Moin Filmförderung der Berlinale, die die norddeutsche Produktion finanziell unterstützt hat. Der Autor Joachim Meyerhoff habe zwar die Drehbuchfassung gelesen, diese aber nicht mitgeschrieben. "Er hat uns ziemlich viel Freiheit gelassen. Er mag den Film sehr, war neulich auch in der NDR Talk Show und hat schön darüber gesprochen. Auch seine ganze Familie hat ihn schon gesehen, seine Mutter und sein Bruder, die mögen ihn auch sehr." Gedreht wurde an verschiedenen Orten wie Potsdam und Berlin. "In Schleswig-Holstein haben wir diese ganzen Außenaufnahmen von der Stadt wie Lübeck und die ganzen Aufnahmen am Meer gedreht."
"Der Aspekt, die Familie zu zeigen, als eine wunderbare Einheit, in der komische, tragische Dinge passieren und das Ganze auf dem Anstaltsgelände, das hatte sehr komische, sehr tragische, sehr traurige Momente", verriet Devid Striesow vor wenigen Tagen in der NDR Talk Show. Es sei ein schöner Film geworden.
"Sisi & Ich": Kaiserin-Liebesgeschichte von Frauke Finsterwalder
Im Panorama feierte das Geschichtsdrama "Sisi & Ich" von Frauke Finsterwalder Weltpremiere: eine Liebesgeschichte der älteren Kaiserin Sisi mit einer adeligen Hofdame, die von ihren späteren Jahren in Griechenland handelt. Christian Kracht und Finsterwalder - eine gebürtige Hamburgerin - haben gemeinsam das Drehbuch zum Spielfilm mit Susanne Wolff als Kaiserin Sisi und Sandra Hüller als Hofdame und Gräfin Irma verfasst.
Sie habe einen Film gemacht über "eine Frau, die in den Bann einer anderen Frau gerät" und nicht etwa die -zigste Sisi-Verfilmung, sagte Ko-Autorin und Regisseurin Frauke Finsterwalder bei der Pressekonferenz zum Film am Sonntag. Der Film, erzählt aus der Perspektive der adeligen Hofdame Irma und handele vom damaligen "größten Popstar seiner Zeit". Filmstart für die Produktion ist der 30. März.