Berlinale 2023: Starke deutsche Beteiligung im Wettbewerb
Die 73. Berlinale ist gestartet - und überrascht mit starker deutscher Beteiligung am Wettbewerb. Mit dabei sind Filme von Angela Schanelec, Margarethe von Trotta, Emily Atef, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler.
19 Filme laufen im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspielen Berlin. Eröffnungsfilm ist die US-amerikanischen Liebeskomödie "She Came to Me" von Rebecca Miller. Zur Weltpremiere werden die Hauptdarsteller Anne Hathaway und Peter Dinklage neben Regisseurin Miller erwartet.
Die New Yorker Komödie handelt von einem Komponisten (Dinklage) mit einer kreativen Blockade, der schon lange an einer unvollendeten Oper arbeitet. Seine Gattin (Hathaway) unterstützt ihn dabei, die Blockade zu lösen. "Wir freuen uns, dass wir diese Festivalausgabe mit einer unwiderstehlichen Komödie eröffnen, die auf den alltäglichen Konflikten der westlichen Gesellschaft aufbaut", hieß es vom Leitungsduo des Festivals, Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian. Der Film sei eine fantastische Ode an die Meinungsfreiheit.
Zu den arrivierten Filmemacherinnen und Filmemachern im Wettbewerb zählen Angela Schanelec, Margarethe von Trotta, Emily Atef, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler. Ihre jüngsten Filme konkurrieren um den Goldenen und die Silbernen Bären, die am 25. Februar bei einer Preisgala verliehen werden. Drei Debütfilme sind im Wettbewerb, unter den vertretenen Ländern sind neben Deutschland und Österreich, Spanien, Frankreich, China, Mexiko, die USA und Japan mit einem Animationsfilm.
Boris Becker, Cate Blanchett, Sean Penn, Bono und Steven Spielberg werden erwartet
Wie Rissenbeek und Chatrian bekannt gaben, werden viele prominente Gäste beim 73. Festival erwartet. Dazu gehören Schauspielerinnen Cate Blanchett und Helen Mirren, Regisseur und Schauspieler Sean Penn, Musiker Bono sowie der Comedian Felix Lobrecht. Ebenfalls erwartet wird Ex-Tennisstar Boris Becker. Er wird mit der Dokumentation "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" von Alex Gibney Premiere feiern. US-Schauspielerin Kristen Stewart leitet die internationale Jury, in der unter anderem die spanische Vorjahressiegerin Carla Simón ("Alcarràs") mit über die 19 Filme o, Wettbewerb urteilt.
Margarethe von Trotta liefert Hommage an Ingeborg Bachmann
Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta zeige mit "Ingeborg Bachmann, Reise in die Wüste" mit Schauspielerin Vicky Krieps in der Hauptrolle eher einen inneren Monolog der österreichischen Schriftstellerin, als ein Biopic zu liefern, sagte Festivalchef Carlo Chatrian über von Trottas Film bei der Programmvorstellung. Die Regisseurin sei erstmals seit 1983 wieder im Wettbewerb vertreten. Angela Schanelecs Film "Music" wird ein Roadmovie mit Anleihen an die Ödipus-Tragödie.
Christian Petzold wird im Melodram "Roter Himmel" mit Paula Beer die Geschichte von vier jungen Menschen in einem von Waldbränden bedrohten Ferienhaus an der Ostsee erzählen. Es ist der zweite Teil einer Trilogie, die Petzold mit "Undine" begonnen hat.
Christoph Hochhäusler liefere in "Bis ans Ende der Nacht" eine Detektivgeschichte mit einer femme fatale, so Berlinale-Chef Carlo Chatrian. Regisseurin und Autorin Emily Atef ("Drei Tage in Quiberon", "Mehr denn je") reise in ihrem Film "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" ins Jahr 1990 zurück. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniela Krien handelt von der 19-jährigen Maria in einem thüringischen Dorf und ihrer Liebe zum doppelt so alten Bauern des Nachbarhofes.
Norddeutsche Beteiligung an Berlinale 2023
Mehrere Filme mit norddeutschem Bezug laufen auf dem diesjährigen Festival. Dazu gehört Lars Kraumes Drama "Der vermessene Mensch" in der Reihe Berlinale Special. Der von der Moin Filmförderung geförderte Film mit Leonard Scheicher, Girley Charlene Jazama und Peter Simonischek handelt von den deutschen Kolonialverbrechen zur Jahrhundertwende im heutigen Namibia. Regisseur İlker Çatak feiert Weltpremiere mit "Das Lehrerzimmer" - einem komplett in Hamburg gedrehten Drama über die Schule als Mikrokosmos unserer Gesellschaft. Hauptdarstellerin ist die gebürtige Hamburgerin Leonie Benesch ("Der Schwarm"), die bereits im Cannes-Sieger "Das weiße Band" von Michael Haneke gespielt hat.
Goldener Ehrenbär für Steven Spielberg, Sean Penn zeigt Dokumentarfilm
Wichtige Themen der diesjährigen Berlinale seien die Weltlage, die Auswirkungen des Klimawandels, Diversität, Gleichstellung und Inklusion, sagte Mariette Rissenbeek. Es werde ein Angebot für Geflüchtete geben. Die Länder Iran, Ukraine, Irak und Afghanistan werden nicht nur filmisch im Fokus sein, sondern auch im Rahmenprogramm. In der Reihe "Berlinale Special" wird Schauspieler, Aktivist und Regisseur Sean Penn seinen neuen Dokumentarfilm "Superpower" zeigen, der zum Teil 2021 in der Ukraine gedreht worden ist.
Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Steven Spielberg hat den diesjährigen Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten. Der 76-Jährige hat den Preis am 21. Februar in Berlin entgegengenommen. Dort zeigt er auch seinen jüngsten, bereits mit Golden Globes preisgekrönten Film, "Die Fabelmans". Überreicht wurde ihm der Preis von U2-Sänger Bono, der den Regisseur in seiner Laudatio als "Seele des Kinos" bezeichnete.
In seiner Dankesrede zeigte Spielberg sich gerührt: "Ich bin überwältigt, weil ich alleine nichts vollbracht habe. Alle meine Filme habe ich in Zusammenarbeit mit großartigen Menschen gedreht. Mein ganzes Leben, meine Familie - alles ist Zusammenarbeit."