Umzug des Hamburger Clubs Molotow ist in vollem Gange
Vor einem guten Jahr kam heraus, dass das Hamburger Molotow Platz machen muss für ein Hotel. Doch es wurde gerettet und kann in der Reeperbahn 136 wieder aufmachen. Jetzt heißt es: Sachen packen und 200 Meter weiter umziehen!
Die letzte große Party am alten Standort gab es an Silvester. Clubinhaber Andi Schmidt steigt nun über Berge aus Kabeln, verstaubten Scheinwerfern und Discokugeln - denn die hängen jetzt nicht mehr unter der Decke, sondern sind fast über den gesamten Boden verteilt. Aber sie seien logisch sortiert, sagt er: "Ein Umzug privat ist schon scheiße genug. Der Umzug hier ist noch um einiges aufwendiger und langwieriger. Aber ich freue mich natürlich, dass es weitergeht. Das ist das Wichtige."
Musikclub Molotow: An Umzüge gewohnt
Man kennt es: Gegen das Umzugschaos hilft nur Ausmisten. Nicht alles kann mit in den neuen Laden. Die ikonischen Schallplatten an der Decke des Clubs sind schon teilweise herausgebrochen. Fans können sie online erwerben. Mit einem Crowdfunding will der Club den Umzug überbrücken. "Das Ganze dauert drei Monate", erzählt Schmidt. "Wir werden drei Monate keine Einnahmen haben, aber sehr hohe Kosten. Wir erhalten auch unser Team."
Zwei Mal musste das Molotow schon umziehen: von den einsturzgefährdeten Essohäusern in ein Möbelhaus in der Holstenstraße, seit 2013 waren sie am Nobistor. Jetzt müssen sie einem Hotel weichen. Dagegen hatten hier vor der Clubtür noch vor einem Jahr tausende Menschen protestiert. Inzwischen haben sich die Mitarbeitenden damit abgefunden, wie eine Mitarbeiterin bestätigt: "Ich bin in meinem Leben schon so oft umgezogen. Für mich ist das etwas Natürliches."
Molotow bringt Rock 'n' Roll ins ehemalige Moondoo
Vom alten Molotow zur neuen Location sind es nur 200 Meter die Reeperbahn runter. Es geht in ein pinkes Fachwerkhaus, in dem bisher das Moondoo war. Dessen Inhaber um Thomas Kolbatz haben sich entschieden, ihren sowieso schwächelnden Club aufzugeben und so das Molotow zu retten. "Nach fast 17 Jahren hier auf der Meile hat sich nicht nur musikkulturell eine Menge verändert, sondern auch, was an Gästen auf der Reeperbahn unterwegs ist: hauptsächlich nur noch diese Wodkabomben-Kiosk-Corner-Kultur", erklärt Kolbatz. "Eintritt zahlen für Clubkultur ist einfach nicht gefragt."
Im bisherigen Moondoo treffen glamouröse Lichtinstallationen auf verschnörkelte Goldsäulen und großzügige Sitzecken aus rotem Plüsch. Die Molotow-Crew will das meiste so erhalten - allein schon, um Geld zu sparen, sagt ein Mitarbeiter: "Hier war natürlich mehr Schickimicki, ein bisschen edler. Da muss ein bisschen mehr Rock ’n’ Roll rein. Das ist das, was das Molotow ausmacht."
Eröffnung des Clubs voraussichtlich im März 2025
Damit der Rock 'n' Roll hier Einzug hält, müssen noch zwei Bühnen gebaut werden. Vor dem Moondoo war hier übrigens das Top Ten zu Hause - der Club, in dem auch die Beatles aufgetreten sind. Molotow-Chef Andi Schmidt freut sich auf den Ort mit Musikgeschichte: "Wir sind froh, dass wir hier längerfristig sind - und das werden wir auch bleiben."
Der Vermieter in der neuen Location ist die stadteigene Hamburg Kreativ Gesellschaft. Vor Abrissplänen ist das Molotow also wohl erstmal sicher. Ende März soll das Molotow dann am neuen Standort eröffnen.