Solidaritäts-Demo gegen die Schließung vom Musikclub "Molotow"
Einer der bekanntesten Clubs auf St. Pauli muss bis Ende Juni ausziehen, weil am jetzigen Standort ein Hotel entstehen soll. Mehr als tausend Menschen haben am Sonnabend in Hamburg für den Erhalt demonstriert.
Die Polizei sprach von einer vierstelligen Zahl an Teilnehmenden. Das Clubkombinat Hamburg, die Interessenvertretung der Branche, die zu den Initiatoren der Demo gehört, schätzte die Zahl sogar auf 5.000. "Molotow bleibt", "Musik weicht dem Beton" oder "Das ist unser Haus" - mit solchen oder ähnlichen Plakaten ausgestattet, standen wütende und enttäuschte Stammgäste vor ihrem Club. Auf keinen Fall wollen sie zulassen, dass der Musikclub am Nobistor geschlossen wird.
Schmidt: "Das ist keine gute Situation"
"Molotow"-Betreiber Andi Schmidt sagte dem Hamburg Journal: "Bands werden jetzt schon gebucht für den nächsten Herbst, da ist auch das Reeperbahn Festival. Das alles können wir jetzt quasi wieder absagen. Und das ist keine gute Situation". Der geplante Abriss an sich sei ohnehin schrecklich. Der Club gehört mit seinen vier Bühnen zum Stamm der Locations für das alljährliche Reeperbahn Festival. Auch Sterne-Sänger Frank Spilker und König Boris von der HipHop-Band Fettes Brot zeigten auf der Demo Gesicht. "Langsam haben's alle verstanden, dass wenn in Hamburg die komplette Subkultur dichtgemacht wird, es auch keine Hotels mehr braucht. Wer will dann noch herkommen? Dann wird die Stadt irgendwann langweilig", sagte König Boris.
Konzerte und Protestzug
Verschiedene Musikbands, darunter Sempf und die Bremer Punkband Team Scheisse, traten auf. Danach zogen die Demonstrierenden über die Reeperbahn in Richtung Lindner Hotel am Michel.
Kündigung kam kurz vor Weihnachten
Hintergrund der Demo ist die Kündigung des Mietvertrags, weil an der Stelle in St. Pauli ein Hotel entstehen soll. Dem "Molotow" sei kurz vor Weihnachten vom Vermieter zum 30. Juni 2024 gekündigt worden, hatte Betreiber Schmidt gesagt.
Doch der Bau ihrer eigentlich geplanten neuen Unterkunft auf der Reeperbahn im sogenannten Paloma-Viertel hat noch nicht begonnen. Der Club muss nun zum dritten Mal in zehn Jahren den Interessen von Investoren weichen, wie Schmidt auf Instagram postete.
Senat will sich für Zwischenlösung einsetzen
Immerhin verspricht der Senat zu helfen bei der Suche nach der nächsten "Zwischenlösung": Kultursenator Carsten Brosda (SPD) schrieb beim Kurznachrichtendienst X, dass er sich eine Kulturstadt Hamburg ohne "Molotow" nicht vorstellen könne und wolle.