Starke Frauen und gescheiterte Lieben: Deutsche Filme bei der Berlinale
Zurzeit laufen die 73. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Im Wettbewerb des Festivals konkurrieren 19 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären. Nun sind die ersten beiden deutschen Filme ins Rennen gegangen. Wie schlagen sie sich?
Die Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta erhielt im vergangenen Jahr den Europäischen Filmpreis für ihr Lebenswerk. Zu diesem Werk gehören auch die starken Porträts realer Frauen: Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen oder Hannah Arendt. Jetzt hat sie sich mit der Lyrikerin und Schriftstellerin Ingeborg Bachmann beschäftigt:
"Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste": Umwerfende Hauptdarstellerin
"Eigentlich hat Ingeborg Bachmann mit ihrer Freiheitsbestrebung, oder mit damit, dass sie sagt, ich kann mich keinem Mann Untertan machen - das ist jetzt ein bisschen banal ausgedrückt, sie würde das natürlich viel besser ausdrücken -, aber da sind wir heute angekommen", so von Trotta.
"Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" erzählt in Rückblenden die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und dem Autor Max Frisch, zwei Künstlern, die an ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten und Ansprüchen scheitert:
Ingeborg, ich kann mein Tagebuch nicht mehr finden.
Ich habe es verbrannt.
Du hast was?
Zitat aus "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste"
Ronald Zehrfeld verkörpert Max Frisch, die österreichische Schauspielerin Vicky Kriebs, zuletzt als Kaiserin Sisi in "Corsage" zu sehen, gibt Ingeborg Bachmann mit einer Intensität, die sie bei den bisher gezeigten Filmen in die engere Wahl eines Schauspielpreises rückt. Vollkommen entrückt war Margarethe von Trotta von einer Eigenschaft Kriebs, die sie bei ihr in dem Film "Der seidene Faden" entdeckt hatte: "Da hat mich ihr Lächeln verblüfft. Ein Schauspieler kann ja vieles machen und vieles spielen, aber das Lächeln hat man von Natur aus, das kommt aus der Seele. Das Lächeln bei ihr hat mich umgeworfen." Doch so umwerfend die Hauptdarstellerin und überzeugend die Inszenierung auch sind, zwischendurch hat der Film etwas Schwülstiges, das nicht zu der Geschichte zu passen scheint.
"Irgendwann werden wir uns alles erzählen" nach Vorlage von Daniele Krien
Um eine gescheiterte Liebesbeziehung geht es auch in dem zweiten deutschen Film "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" von Emily Atef - basierend auf dem Roman von Daniela Krien.
Sommer 1990 in der thüringischen Provinz. Maria ist jung und weiß mit den gesellschaftlichen Umbrüchen wenig anzufangen. Sie stürzt sich in eine Affäre mit dem deutlich älteren Besitzer des Nachbarhofes. Die Regisseurin Emily Atef, zuletzt mit "Drei Tage in Quiberon" auf der Berlinale vertreten, bekam das Buch von ihrer angestammten Drehbuchautorin Esther Bernstorff mit den Worten: "Ich glaube, das wird dir gefallen", berichtet Atef. "Ich habe es gelesen, langsam, mit so einem Genuss - und ich habe, das ist mir noch nie passiert, ich habe den Film gesehen. Ich habe den ganzen Film gesehen."
Doch aus dem langsam gelesenen Buch ist ein zäher Film geworden. Mit wunderschönen Bildern und durchaus starken Momenten, der manches streift und wenig ergründet. Wenn bei einer tragischen, hoch romantischen Liebesgeschichte zwischendurch unfreiwillige Komik aufkommt und im Kino gelacht wird, dann ist da in der Regel etwas falsch gelaufen.