Ein Schüler und eine Schülerin sitzen mit VR-Brille in einer Ausstellung. © Landesmuseum Hannover
Ein Schüler und eine Schülerin sitzen mit VR-Brille in einer Ausstellung. © Landesmuseum Hannover
Ein Schüler und eine Schülerin sitzen mit VR-Brille in einer Ausstellung. © Landesmuseum Hannover
AUDIO: Geschichte hautnah: Holocaust-Überlebende erzählen per VR-Brille (3 Min)

Geschichte hautnah: Holocaust-Überlebende erzählen über VR-Brille

Stand: 15.01.2025 10:49 Uhr

Mit Virtueller Realität schafft das Niedersächsische Landesmuseum Hannover "Begegnungen" mit Überlebenden des Holocaust. "In Echt? Virtuelle Begegnung mit NS-Zeitzeug:innen" ist Teil der Foto-Ausstellung "KZ überlebt".

von Julia Willkomm

Es gibt nicht mehr viele Menschen, die aus eigenem Erleben vom Nationalsozialismus erzählen können. Wer die Gräuel dieser dunklen Zeit als Kind erlebt hat, ist heute hochbetagt. Um diese wertvollen Erinnerungen zu bewahren, präsentiert das Landesmuseum in Hannover zur Zeit die Virtual-Reality-Schau "In Echt? Virtuelle Begegnungen mit NS-Zeitzeug:innen". Damit wollen die Ausstellungsmacher den Gästen einen emotionalen, empathischen und individuellen Zugang zur NS-Geschichte ermöglichen.

Mit Holocaust-Überlebenden im "Gespräch"

Wer die VR-Brille aufsetzt, kann zwischen verschiedenen Fragen an die Holocaust-Überlebenden auswählen. Die Besucherinnen und Besucher können sozusagen ganz in Ruhe mit den Zeitzeugen "sprechen", ohne den Museumstrubel drumherum, abgeschirmt durch die VR-Brille und Kopfhörer, erklärt die Direktorin des Landesmuseums Hannover Katja Lembke. Das neue Projekt habe das Landesmuseum Hannover in Zusammenarbeit mit dem Brandenburg Museum initiiert. "Und zwar haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit mit VR-Brille direkt Zeitzeugen der NS-Diktatur gegenüber zu sitzen. Sie haben auch die Möglichkeit mit den Augen selber zu steuern, welche Person ihnen gegenüber sitzt und welche Fragen sie stellen wollen. Das gibt einen unmittelbaren Eindruck. Man hat das Gefühl, dass einem die Person direkt gegenüber sitzt", erklärt Lembke.

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Eingebettet in Ausstellung "KZ überlebt"

Unter der Woche sind die VR-Brillen Gruppen von Schülerinnen und Schülern vorbehalten. Von Freitagnachmittag bis Sonntag können alle Besuchenden des Landesmuseums die VR-Brillen nutzen. Die ist eingebettet in die Ausstellung "KZ überlebt" mit mehr als 60 Schwarz-Weiß-Fotografien von Stefan Hanke mit Porträts von Holocaust-Überlebenden. Eine der fünf Holocaust-Überlebenden, die ihre Geschichte erzählen, ist die 1828 bei Berlin geborenen Ruth Winkelmann:

Da kam ein etwa 17-jähriger in SS-Uniform vorbei und schlug meiner Schwester mit dem Gewehrkolben auf den Kopf. Das tat ihr schrecklich weh. Meine Mutter tröstete sie dann. Zitat aus Ausstellung

Verantwortung für die Zukunft

Den Ausstellungsmachern ist bewusst, dass diese Art der Kommunikation das direkte Gespräch nicht ersetzen kann. Bisher sind Zeitzeugen auch zu Besuch in Schulen gewesen, aber das wird bald nicht mehr möglich sein. Deshalb dieses neue Projekt. Ein weiterer Gesprächspartner ist der 1933 in Berlin geborene Kurt Hillmann. Er macht noch einmal deutlich wie wichtig es ist, die Erinnerung bei jungen Leuten lebendig zu halten:

Die jungen Leute tragen keine Verantwortung dafür was geschehen ist. Sie haben aber eine Riesen-Verantwortung dafür zu sorgen, dass sich das nicht wiederholt und das ist eine große Aufgabe. Zitat aus Ausstellung

Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Hannoveraner Wilhelm Raabe Schule durften die VR-Brillen in Hannover als Erste testen - und waren beeindruckt.

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Das Niedersächsische Landesmuseum Hannover schafft innerhalb der Foto-Ausstellung "KZ überlebt" virtuelle Begegnungen mit NS-Zeitzeugen.

Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Telefon:
(0511) 9807 - 686
E-Mail:
info@landesmuseum-hannover.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr
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