Ausstellung "Stille": Wo sich die Ruhe ansehen lässt
In der Ausstellung "Stille" in der Drostei in Pinneberg vermitteln die Exponate Ruhe über die Augen. Vier Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Bilder zum Meditieren und Reflektieren.
Im Werk "4:33" von John Cage hört man vier Minuten und 33 Sekunden lang nur Stille. Die Partitur besteht aus Pausenzeichen. Vor vielen Jahren war Stefanie Fricke bei einer Aufführung dieses Stückes in der Laiszhalle in Hamburg. Das hat die Leiterin der Drostei im schleswig-holsteinischen Pinneberg nicht mehr losgelassen und hat sie zu einer Ausstellung zum Thema Stille inspiriert, allerdings nicht mit Musik, sondern mit Malerei.
Stille trotz schreiender Farben
Kurz vor der Eröffnung ist es noch still in der Drostei. Die Sonne strahlt durch die großen Fenster, wirft ein Lichtspiel auf einzelne Bilder - auch auf eine Landschaft, gemalt von Susanne Maurer. Die Berliner Künstlerin malt mit knalligen Farben: Neon-Orange mit grünen und pinken Flächen - ganz oben im Bild: ein blasser Himmel. Das Bild daneben besteht fast nur aus blauem Himmel, ohne Wolken. Nur ganz unten leuchtet ein Streifen Grün. "Meine Arbeiten beschäftigen sich weitestgehend mit der Stille, weil es immer um so einen sehr flachen Horizont geht und das in unserer Wahrnehmung einfach immer Ruhe ausstrahlt, trotzdem sind die Bilder wirklich sehr, sehr farbig und bisweilen auch sehr laut", erklärt die Künstlerin.
Von lauten und schweigsamen Bildern
Kann ein Bild laut sein? Sind Bilder nicht grundsätzlich schweigsam? Der Hamburger Künstler Jochen Hein ist bekannt für seine fotorealistisch gemalten Blicke auf das Meer. Im größten Raum der Drostei hängt ein Triptychon in Grau- und Weißtönen. Das Wasser scheint zu glitzern. Die Geräusche ergeben sich im Kopf. "Das Besondere ist ja, dass das Bild einfach mal die Klappe halten kann. Insofern ist so ein Gemälde bescheiden", sagt Hein. 200 Jahre lang warte es auf den Augenblick, wenn jemand es mit seinen Augen lebendig macht. "Diese Art der Bescheidenheit ist etwas, was mich umtreibt beim Wesen der Malerei", erzählt der Künstler.
Unruhe liegt in den Augen der Betrachtenden
Ob ein Bild still wirkt oder laut, ob es Stille auslösen kann oder Unruhe, kommt natürlich immer auf das Gegenüber an. Das gelte für die Bilder aller vier Künstlerinnen und Künstler, die die Kuratorin Stefanie Fricke ausgewählt hat: "Es ist tatsächlich eine ganz subjektive Auswahl. Es gibt ein paar Bilder hier, wo mir Menschen schon gesagt haben: 'Das ist doch gar nicht still!' Das kann sein", sagt Fricke, "aber vielleicht werde ich still dadurch, indem ich das ansehe."
Eines der Bilder ist voller kleiner Striche. Zusammen wirken sie wie ein Strudel - dynamisch. Es geht eine Art Sog von ihnen aus. Auf einem anderen Werk entsteht durch die Striche eine flirrende Fläche. Gemalt hat sie Alexander Strothe. Der Berliner Künstler ist beim Malen ganz still. Für ihn ist der Prozess Meditation. Er wünscht sich, dass sich das auf die Betrachtenden überträgt. "Diese Reflektion mit den Bildern ist wichtig, weil Menschen dann wieder zur Ruhe kommen, zu sich selbst finden und vergessen, was der Alltag so ausmacht. Beziehungsweise der Alltag lenkt einen ja auch ab von wichtigen Dingen. Und ich glaube, das ist elementar."
Den Geist zur Ruhe kommen lassen
Der Malstil und die Themen der vier Künstlerinnen und Künstler könnten nicht unterschiedlicher sein. Elke Schweigart lässt viel weiße Fläche, viel Raum. Auf ihrem Bild von einem schneebedeckten Berg hat sie nur die beschatteten Flächen gemalt. Ihre Düne ist angedeutet durch das gezeichnete Gras - ganz zart. Bei manchen Werken hat die Kieler Künstlerin Linien ins Papier geprägt - mehr nicht. "Ich mag gern Bilder, die mich selbst beruhigen, und ich bin auch gern in der Stille. Stille bedeutet für mich möglichst schon Geräuscharmut, aber eben auch die Abwesenheit von äußeren Reizen, also auch Abwesenheit von Personen. Es bedeutet nichts zu konsumieren, sondern einfach den Geist zur Ruhe kommen zu lassen und sich mit dem befassen lassen, was eh schon ist."
Ausstellung "Stille": Wo sich die Ruhe ansehen lässt
Vier Künstlerinnen und Künstler zeigen in der Drostei in Pinneberg ihre Bilder zum Meditieren und Reflektieren.
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Die Drostei
Dingstätte 23
25421 Pinneberg - Telefon:
- (04101) 210 30
- E-Mail:
- info@drostei.de
- Öffnungszeiten:
- Mittwochs bis sonntags 11 - 17 Uhr
- Hinweis:
- Jeden Mittwoch gibt es in der Ausstellung eine Meditation.