"Das Tagebuch der Anne Frank": Eindrückliche Premiere in Hamburg

Stand: 20.01.2025 17:14 Uhr

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz hat das Altonaer Theater in Hamburg "Das Tagebuch der Anne Frank" neu inszeniert - ein bewegender Theaterabend zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

von Antonia Reiff

Gerade noch feiert Familie Frank Annes 13. Geburtstag - mitten im Krieg. Ihr Zuhause mit dem gedeckten Geburtstagtisch und Luftballons bleibt im Hintergrund der Bühne im Altonaer Theater. Alles spielt sich davor direkt am Bühnenrand ab in einer hohen Konstruktion aus Baugerüsten, dem Versteck der Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus. Zwei Jahre verharrt Anne Frank hier mit ihren Eltern, ihrer Schwester, einer weiteren Familie und einem Arzt. Tagsüber müssen sie alle mucksmäuschenstill sein.

Am Mittwoch war der Installateur im Haus. Der Besuch war für uns alles andere als angenehm. Ich musste den ganzen Tag stillsitzen und durfte auch nicht reden, kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer das dem Fräulein Quackquack gefallen ist.

 

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Leyb-Anouk Elias spielt Anne Frank

Das quirlige, neugierige Mädchen vertraut sich ihrem Tagebuch an. Hauptdarsteller:in Leyb-Anouk Elias ist eine nicht-binäre Person und Nachfahr:in von Anne Frank. Elias füllt die Figur dieses lebensfrohen, zielstrebigen Mädchens leichtfüßig und lebendig aus. Ihre funkelnden braunen Augen sprechen mit einer eindringlichen Klarheit zum Publikum.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so leben muss wie Mutter, Frau von Pelz und all die anderen Frauen, die ihre Arbeit machen und später vergessen sind. Ich muss neben Mann und Kindern etwas haben, dem ich mich ganz widmen kann. Ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen.

Leyb-Anouk Elias in Großaufnahme mit dem Kopf auf einem Knie eines anderen Darstellers. © Altonaer Theater Hamburg Foto: G2 Baraniak
Leyb-Anouk Elias spielt Anne Frank und ist mit ihr verwandt.

Der Großvater von Leyb-Anouk Elias war Anne Franks Cousin. Diese persönliche Verbindung machte die Inszenierung und die Erarbeitung der Rolle besonders intensiv, erzählt Elias: "Es gab auch natürlich diesen großen Interessen-Aspekt, zu sagen: Krass, das ist irgendwie Teil meiner Identität, meiner Familiengeschichte. Was bedeutet das auch für mich als jüdische Person? Wie kann ich mich in dem Gesamtgefüge von geschichtlichen Ereignissen wiederfinden?" Elias habe großes Interesse gehabt, mehr zu erfahren auch für die eigene Identitätssuche. Das sei sehr besonders gewesen.

Feinfühliger Seiltanz zwischen Überlebenskunst und Verzweiflung

In der eindrücklichen Inszenierung von Michael Schachermaier gelingt dem siebenköpfigen Ensemble ein feinfühliger Seiltanz zwischen Überlebenskunst und Verzweiflung. Gefühlt minutenlang wird der viel zu kleine Esstisch im Versteck gedeckt, abgedeckt und wieder gedeckt, während im Hintergrund eine E-Gitarre plärrt. Die Tage und Monate vergehen und dabei wird die Anspannung deutlich. Die Zeit zieht sich zäh; Perspektivlosigkeit und die ständige Angst zerren an allen.

Es reicht langsam. Können Sie das Radio mal in Ruhe lassen!
Ich versuche die BBC reinzubekommen.
Nach den Nachrichten bekomme ich aber das Radio. Ich warte schon den ganzen Tag darauf, abends endlich Musik zu hören. Wen interessieren schon die verdammten Nachrichten.
Uns alle!

Die Inszenierung kommt gut an beim Publikum. Man habe gespürt, was die Leute empfunden haben, sagt eine Zuschauerin. "Total rührend und bewegend und megacool inszeniert", betont eine andere. Ein Zuschauer hebt hervor, dass es persönlich und zwischenmenschlich war. Neben den Theaterabenden für die Öffentlichkeit bietet das Altonaer Theater auch Schulvorstellungen und Gespräche mit Nachkommen von NS-Verfolgten.

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80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz hat das Altonaer Theater die Geschichte neu inszeniert - zum Gedenken an die NS-Opfer.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Altonaer Theater
Museumstraße 17
22765 Hamburg
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