VIDEO: "Robot Dreams":Trailer zum Animationsfilm von Pablo Berger (2 Min)

"Robot Dreams": Fantastischer Animationsfilm über Freundschaft

Stand: 12.06.2024 09:13 Uhr

Der Spanier Pablo Berger feiert weltweit Erfolge mit seiner Literaturadaption "Robot Dreams" der Graphic Novel "Robo und Hund" von Sara Varon. Er stellte seinen oscarnominierten Film, ein kleines Kinojuwel, in Hamburg vor.

von Patricia Batlle

Vor kurzem war Welt-Comic-Tag. Passenderweise läuft im Kino eine der schönsten Graphic-Novel-Adaptionen der letzten Jahre: Der Spanier Pablo Berger (Jahrgang 1963) hat die bezaubernde Geschichte über Freundschaft zwischen einem Roboter (Robot) und einem Hund (Dog) im New York der 80er-Jahre für die große Leinwand bunt und berührend in Szene gesetzt. Und all das ohne gesprochene Worte.

Emotionaler Film ohne Dialoge

Ein Mann mit schwarzem Hemd und Hut lächelt - der spanische Regisseur Pablo Berger, Autor des Animationsfilms "Robot Dreams", im Interview im Zeise Kino Hamburg vor einer roten Ziegelwand © NDR Foto: Paricia Batlle
Pablo Berger sagt bei seinem Besuch in Hamburg: "Robot Dreams ist für ein großes Publikum gedacht, das gern ins Kino geht."

Denn das Besondere an dem Film ist, dass sowohl die Buchvorlage, als auch die spanisch-französische Kinoproduktion über die große Freundschaft eines Hundes, der sich einen Roboter baut und sich mit ihm anfreundet, ganz ohne Dialoge auskommt. Man hört viel packende Musik, vor allem den Ohrwurm "September" von Earth, Wind & Fire, man hört Vögelzwitschern, Pfeifen, Autogeräusche, das Meer - aber keine Sprache.

Ein kleines Kinojuwel über Freundschaft und Sehnsucht

"Robot Dreams" ist ein kleines Juwel, das vergangenes Jahr in Cannes startete, spanische Filmpreise erntete, als bester europäischer Animationsfilm 2023 ausgezeichnet wurde, das Animationsfestival Annecy gewann und sogar eine Oscarnominierung als bester Animationsfilm erhielt. Dort gewann zwar Ghiblis "Der Junge und der Reiher" - aber "Robot Dreams" wird sicher ein Klassiker seines Genres werden. In Mexiko hat der Film bereits mehr als 800.000 Zuschauer ins Kino gelockt, erzählt der baskische Regisseur Pablo Berger im Gespräch bei der Hamburg-Premiere im Zeise Kino.

Die "Oppenheimer"-Darsteller Cillian Murphy (links), ausgezeichnet als bester männlicher Hauptdarsteller und Robert Downey Jr., ausgezeichnet als bester männlicher Nebendarsteller bei den Golden Globes 2024. © picture alliance / Chris Pizzello/Invision/AP Foto: Chris Pizzello
AUDIO: Golden Globes 2024: "Der Junge und der Reiher" wird ausgezeichnet (4 Min)
Ein Roboter hat einen Roboter vor sich liegen, den er gleich zusammenbauen möchte - Szene aus dem Animationsfilm "Robot Dreams" © Plaion Pictures
Kaum ist die Lieferung mit dem Roboter da, macht sich Dog ans Werk und baut den neuen Kumpel zusammen.

Für wen eignet er sich? "Dieser Film ist für jedes Alter. Es ist ein Film, der niemanden ausschließen will. Er ist für Menschen, die das Kino lieben", sagt Berger. "Er ist für ein großes Publikum gedacht, das gern ins Kino geht und kommerzielle Filme schaut und ist auch für Kinder geeignet: also für alle von 0 bis 99 Jahren".

Die Hauptfigur ist ein einsamer Hund namens "Dog" (man liest es am Türschild und der Klingel, die öfter im Film vorkommt). Er sitzt im New York der 80er-Jahre gelanweilt und einsam auf seinem Sofa, schlürft sein Getränk mit Strohhalm aus einer Dose, zappt unmotiviert im Fernsehen herum (hier erkennt das Publikum älteren Datums Anspielungen auf die großen Sendungen der 80er-Jahre, wie damals der Musiksender "MTV"). Dann erscheint eine Anzeige auf der Mattscheibe über einen Roboter als Begleitung im Alltag.

Pablo Berger: "Eine Reise voller Abenteuer, Musik und viel Liebe"

Ein Roboter und ein Hund fotografieren sich in einem Foto-Automat  - Szene aus dem Animationsfilm "Robot Dreams" © Plaion Pictures
Die zwei best Buddies machen Fotos im Foto-Automaten.

Kurzerhand bestellt sich Dog das Paket und beginnt, den Roboter zusammenzubauen. Allein diese "Schöpfungsszene", bei der die Tauben New Yorks sich neugierig am Fenster sammeln, ist eine Freude für Jung und alt. Kurzum: Die zwei werden enge Freunde, Dog erkundet seine Stadt mit neuen Augen und genießt die Ausflüge in den Central Park und ans Meer. Eines Tages geschieht etwas Unerwartetes - und sie müssen sich trennen. 

Pablo Berger sagt: "Die Zuschauer fragen sich die ganze Zeit: Werden Robot und Dog sich wieder treffen - oder nicht?  Auf dieser Reise gibt es Humor, viele Gefühle, Abenteuer, Überraschungen, viel Musik und vor allem: viel Liebe!"

"Ich weine gern im Kino"

Wer die Literaturvorlage kennt, weiß, dass der Stoff auch traurige Szenen enthält, die Zeit der Trennung in einer Freundschaft ist nicht einfach. Berger erzählt, auch er habe geweint, als er 2008 das Buch gelesen habe. Er habe sich durch das Buch an all die Leute erinnert, die er im Leben verloren hatte. Besonders den Schluss des Buches fand er so komplex und wunderbar, dass er es unbedingt als Animationsfilm fürs Kino umsetzen musste. Für den deutschen Buchmarkt entdeckt hatte es die heutige Wahl-Hamburgerin Claudia Scharf, die damals beim Verlag Ravensburger als Lektorin gearbeitet hat und heute Kinderbuchautorin ist. Über die Verfilmung, die sie als gelungen empfindet, sagt sie: "Es ist total schön, dass jetzt noch einmal so viele Menschen diese zauberhafte Geschichte kennenlernen".

"Ich weine auch gern im Kino", berichtet der Filmemacher Berger. "Als Regisseur bin ich sehr egoistisch und habe ein großes Ego: Ich mache die Filme, die ich selbst gern sehen möchte und hoffe, dass das Publikum daran auch Spaß hat. Ich liebe Kino mit vielen Emotionen und viel Humor und Musik." Das käme in allen seinen Filmen vor.

Ein Roboter und ein Hund in einer bunten Welt - im Animationsfilm "Robot Dreams" © Plaion Pictures
"Robot Dreams" ist eine Hommage ans große Kino der 20er-Jahre, es gibt darin auch tolle Tanz-Szenen.

Berger kennt New York sehr gut, hat dort lange gelebt und seine Karriere dort in den 90er-Jahren begonnen. Er ist mit den Gründern der New Yorker Filmakademie NYFA befreundet, wo er selbst Film unterrichtet. Besonders geformt hat ihn das Kino der 20er-Jahre, der "großen Epoche des Kinos". Er schätzt etwa Stummfilme, etwa von Fritz Lang. "Das ist etwas Besonders, mit Bildern quasi zu schreiben, die Musik evoziert die Gefühle. Ich mache auch lieber sinnliche, als intellektuelle Filme."

Erster Film mit Mads Mikkelsen gedreht

In seinem ersten Film "Die Torremolinos Homevideos" (von 2003) spielte übrigens der damals noch nicht so bekannte dänische Star Mads Mikkelsen mit. Es war dessen erste Rolle außerhalb Skandinaviens. "Ich scherze immer, dass ich Mads Mikkelsen fürs europäische Kino entdeckt habe", erzählt Berger lachend. "Und ich bin stolz darauf, dass es davon ein chinesisches Remake gibt".

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