"Der Junge und der Reiher": Miyazaki gewinnt Animations-Oscar
Der japanische Regisseur Hayao Miyazaki erzählt in "Der Junge und der Reiher" von einem Jungen, der in einer fantastischen Welt nach den Spuren seiner toten Mutter sucht. Der Film hat den Oscar als "Bester animierter Spielfilm" gewonnen.
Eigentlich war vor zehn Jahren schon Schluss für Meisterregisseur Hayao Miyazaki mit Kinofilmen. 2014 erschien in Deutschland der letzte Film "Wie der Wind sich hebt" des Regisseurs von Meisterwerken wie "Chihiros Reise ins Zauberland", "Prinzessin Mononoke" und "Mein Nachbar Totoro".
Ganz ohne Werbung brachte der Japaner, der nun 83 Jahre alt ist, im Sommer 2023 doch noch einen Anime vom legendären Animationsstudio Ghibli ins Kino: "Kimitachi wa dô ikiru ka" (etwa: "Wie lebst du?"). In Japan und auch in den USA sorgte Miyazakis Abschied von der Leinwand für volle Kinos und landete in den Top-Ten-Kinocharts. Auch in Deutschland war er einer der erfolgreichsten Neustarts in den deutschen Arthousekinocharts.
"Der Junge und der Reiher" (auf Englisch: "The boy and the heron") hat im Januar bereits den Golden Globe als bester Animationsfilm gewonnen. Damit hat Miyazaki erstmals in seiner Karriere einen Golden Globe erhalten. Sein Standard-Komponist Joe Hisaishi war zudem in der Kategorie beste Filmmusik nominiert. Diesen hat jedoch Ludwig Göransson für seinen "Oppenheimer"-Score erhalten. Ebenfalls nominiert waren Jerskin Fendrix ("Poor Things"), Robbie Robertson ("The Killers of the Flower Moon") und Daniel Pemberton ("Spider-Man: Across the Spider-Verse"). Nun hat Miyazaki den Oscar als bester Animationsfilm gewonnen - war jedoch nicht bei der Gala in Hollywood anwesend. Es ist sein zweiter Oscar nach "Chihiros Reise ins Zauberland".
Fantastisches Abenteuer in eine morbide Fantasiewelt
Wieder einmal beginnt das Abenteuer mit einem Kind, das eine schwere Bürde trägt: Ein japanisches Krankenhaus wird im Zweiten Weltkrieg bombardiert, alles steht in Flammen. Dort arbeitet die Mutter des Jungen Mahito, der so Halbwaise wird. Mahitos Vater, ein Flugzeugfabrikant, hat mittlerweile seine Schwägerin geheiratet, die ein Baby erwartet. Die Familie lebt nun auf dem Land. Eines Tages macht ein seltsamer Reiher den jetzt zwölfjährigen Jungen auf einen verlassenen Turm aufmerksam, hinter dem sich eine fantastische Welt verbirgt. Diese enthält viele der Elemente enthält, die Fans der Ghibli-Filme kennen.
Dazu gehören kleine Geister, menschliche Tiere, tierische Menschen und Zauberkräfte. Es sei eine Meditation über Trauer und über das Erwachsenwerden, urteilt etwa die US-Zeitschrift "Rolling Stone", die zeige, Miyazaki sei der größte lebende Animationsregisseur weltweit. Die spanische Zeitung "El mundo" feierte den Film: "Hayao Miyazaki verabschiedet sich mit einem Wunder außerhalb der Zeit."
Autobiografische Elemente von Hayao Miyazaki
Die Geschichte enthält autobiografische Elemente, so wuchs auch der 1941 in Tokio geborene Grafiker, Autorenfilmer, Regisseur und Produzent Hayao Miyazaki als Sohn eines Flugzeugunternehmers auf. Bei den meisten seiner bisherigen Filme bilden Mädchen und eigenständige Frauen das Epizentrum seiner Geschichten. Das Verhältnis vom Mensch zur Natur spielt eine bedeutende Rolle. "Der Junge und der Reiher" bildet hier keine Ausnahme - außer, dass hier ein trauernder und über sich selbst hinauswachsender Junge durch die fantastische Geschichte führt.