"Penny kritzelt sich durchs Leben": Kinderbuch mit liebenswerter Hauptfigur
Die US-amerikanische Autorin Sara Shepard wurde bekannt durch die Jugendbuchreihe "Pretty Little Liars". "Penny kritzelt sich durchs Leben" um ein Kind mit besonderen Bedürfnissen ist ihr erstes Kinderbuch.
Ich-Erzählerin Penny muss man einfach ins Herz schließen. Sie hat einen kleinen Bruder, einen Hund und eine beste Freundin - Violet. Die beiden schreiben sich Zettelchen im Unterricht, sind zusammen in der Kunst-AG und haben jede Menge Insider-Witze. Doch nach den Ferien benimmt sich Violet plötzlich komisch. Sie spricht kaum mit Penny und kurz vor Beginn der Kunst-AG, verkündet sie, dass sie nicht mehr dabei ist, weil sie Malen jetzt öde findet.
Ich war verblüfft. Wie konnte es sein, dass jemand Malen plötzlich öde fand? Das war so, als fände man Eiscreme öde oder so, als würde man eines Morgens aufwachen und beschließen, alles auf YouTube öde zu finden, alle elftrizillion Videos.
"Ich mach nicht mehr mit bei dem Babykram", sagte Violet.
Babykram?
Dann drehte Violet sich um und ging davon. Am Ende des Flurs wartete ein Mädchen auf sie. Es war … Riley Miller. Riley und Violet fingen an zu kichern. Dann guckten sie mich an. Ich war diejenige, über die sie sich lustig machten.
Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass Violet Riley mag. Violet hatte mal gesagt, Rileys Stimme klinge wie die eines Flugsauriers.
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Penny ist keine Standard-Protagonistin
Soweit, so Standard-Story. Beste Freundin wendet sich ab und verbündet sich mit einer doofen Ziege. Aber Penny ist keine Standard-Protagonistin, sondern ein besonderes Kind. Sie ist schnell überfordert, wenn die Dinge nicht so ablaufen, wie sie es gewohnt ist. Wenn sie ihre Mutter im Supermarkt verliert, wenn der Strom ausfällt oder sie nicht ins Bällebad mag, weil dort Milliarden Bakterien lauern. Wenn Penny in der Schule mit einer Situation nicht klarkommt, darf sie zu Mrs. Hines, der "Gefühlslehrerin", und einfach mit ihr über alle Sorgen reden. Und in diesem Schuljahr sieht Penny zum ersten Mal ein anderes Kind vor Mrs. Hines Zimmer.
Ich beobachtete noch, wie Mrs. Hines ihre Zimmertür öffnete und den Jungen begrüßte. Sie lächelte freundlich und warmherzig und nannte ihn beim Namen. Er klang wie Christopher. Dann fing Mrs. Hines meinen Blick auf und zwinkerte mir zu. Ich bekam irgendwie ein schlechtes Gewissen, so als hätte ich die beiden ausspioniert. Und dennoch. Mir war nicht klar gewesen, dass auch andere eine Gefühlslehrerin brauchen. Ich dachte, ich wäre die Einzige. Leseprobe
Sara Shepard schreibt witzig und entlarvend
Und so wird es für Penny einerseits ein stressiges Schuljahr, weil Violet nicht mehr ihr sicherer Anker ist. Aber dafür merkt Penny, dass es auch andere Kinder gibt, die besondere Bedürfnisse haben und nicht super selbstsicher durchs Leben gehen - und sie findet neue Freunde. Sara Shepard schreibt überzeugend aus Pennys Perspektive, witzig und oft auch entlarvend für die Erwachsenen - etwa, wenn Penny die Schrecken der Gruppenarbeit schildert:
Angeblich sollen wir dadurch lernen, mit den unterschiedlichsten Menschen auszukommen, aber manchmal liege ich nachts wach, weil ich mich frage, mit wem ich wohl am nächsten Tag in einer Gruppe sein werde. (…) Dieses Jahr sagte Mrs. Dunphy, damit es gerecht zuginge, würde sie uns selbst in Gruppen einteilen. Nach dem Zufallsprinzip.
Warum wollen Lehrer stets, dass alles gerecht zugeht? Warum nur?
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Ein Comic-Roman ohne Textwüsten
"Penny kritzelt sich durchs Leben" ist ein Comic-Roman, das heißt, die Bilder illustrieren nicht nur die Handlung, sondern die Geschichte wird passagenweise durch die Comicstrips erzählt. Auf fast jeder Seite gibt es Zeichnungen, die Schrift ist relativ groß und luftig gesetzt - dadurch werden auch weniger lese-geübte Kinder nicht von Textwüsten erschlagen.
Penny kritzelt sich durchs Leben
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- ab 8 Jahren
- Verlag:
- Bastei Lübbe
- Bestellnummer:
- 978-3-8339-0858-3
- Preis:
- 14 €