Jugend und Kino: Kann der KulturPass die Krise beenden?
Eine Weile schien es, als würden Jugendliche kaum noch ins Kino gehen. Doch das Interesse ist da, wie der Film "Rheingold" von Fatih Akin zeigt. Kann der KulturPass junge Menschen wieder ins Kino bringen?
Fatih Akin zeigt das Leben von Xatar wie ein eindimensionales Abziehbild - zähe 2,5 Stunden lang. Das Urteil zum Film Rheingold von Kritikerin Bettina Peulecke bei NDR Kultur: "Man könnte sagen, er plätschert so dahin." Die Süddeutsche Zeitung schrieb: "Ein erwartbarer Rap-Kriminalitäts-Aufstiegsfilm mit einigen Schwächen. Man kommt dem Protagonisten nicht nahe."
Die Kritiken zu "Rheingold" sind nicht gerade berauschend. Trotzdem zieht der Film und lockt vor allem Jugendliche ins Kino. Ein junger Zuschauer in Hannover findet: "Man hat an dem Slang und wie sie reden gehört, dass der Film real ist und man hat gut nachvollziehen können, warum Xatar viel geopfert hat." Ein weiterer junger Kinobesucher vermutet: "Es geht um einen Deutsch-Rapper, den wahrscheinlich gerade viele Jugendliche hören und kennen. Deswegen denke ich, dass solche Filme sehr gut sind, um Jugendliche ins Kino zu bringen."
Jugendliche genießen Sound und Gemütlichkeit im Kino
Dabei gilt doch mittlerweile die landläufige Meinung, Jugendliche würden nur noch auf dem hauseigenen Sofa sitzen und streamen. "Das dachte ich auch, aber mittlerweile finde ich es viel schöner, ins Kino zu gehen. Man konzentriert sich viel mehr auf den Film. Zuhause ist man immer abgelenkt und guckt aufs Handy", beschreibt ein Jugendlicher seine Erfahrung. Andere finden das Kino im Winter gemütlicher oder erfreuen sich am Sound.
Das ist gut für Menschen wie Matthias Elwardt. Für den Geschäftsführer der Zeise Kinos in Hamburg ist klar, warum "Rheingold" bei den Jugendlichen gut ankommt: "'Rheingold' ist die deutsche Antwort auf Filme über Freddy Mercury oder Elton John über englische Musiker. Ich glaube, es ist die Faszination an dieser Geschichte, die auch junge Menschen ins Kino gezogen hat." Ein Film allein holt das Kino beim jungen Publikum aber noch nicht aus der Krise. Matthias Elwardt wünscht sich darum eine gesamtgesellschaftliche Erzählweise: "Ich denke, wir müssen insgesamt wieder lernen, dass wir Kulturorte haben, dass wir Menschen sind, die etwas gemeinsam erleben wollen. Gerade bei Jugendlichen hört man immer wieder, wie stark die Einsamkeit durch Corona zugenommen hat. Wir müssen die Leute aus diesem Sofa-Zustand wieder herausholen."
KulturPass und Kino-Abo gegen Zuschauerschwund?
Kann das mit einem KulturPass, also 200 Euro Kultur-Geld für Jugendliche gelingen? "Es kommt darauf an, wie man so etwas bewirbt und vermarktet", meint Matthias Elwardt. Er weiß von einem Kino-Abo, das in Holland super funktioniert: Für knapp 20 Euro können Menschen, egal welchen Alters, sich ein Monats-Abo fürs Kino kaufen und dann bei allen beteiligten Kinos so viele Filme schauen, wie sie möchten. Der Hamburger Kinobetreiber sagt: "Das hat dazu geführt, dass das Spektrum an Filmen, das gesehen wird, breiter ist, weil es die Leute neugierig macht. Ich bin mir sicher, dass ein Kulturpass entsprechende Neugier auslöst." Den KulturPass haben wir schon und für das kommende Jahr rechnet Matthias Elwardt mit der Einführung des Kino-Abos in Deutschland.