True-Crime-Buch: "Orte des Verbrechens: Hamburg"
In Hamburg gibt es eine ganze Reihe von kriminellen Taten, die auch über die Stadtgrenzen hinaus für einiges Aufsehen gesorgt haben. Der Journalist und Autor Manfred Ertel hat nun 33 wahre Kriminalfälle in seinem Buch "Orte des Verbrechens: Hamburg" gesammelt.
DFB Pokal, 2. Runde, es ist Oktober 1982. Der HSV spielt gegen Werder Bremen. Kurz vor Anpfiff geraten die Fangruppen aneinander. Der erst 16-jährige Adrian Maleika, Werder-Fan, wird im Volkspark von HSV-Hooligans angegriffen. Ein Gegenstand trifft ihn am Hinterkopf, einen Tag später stirbt er an seiner Verletzung. Es ist das erste Mal, das ein Fußballfan bei Krawallen ums Leben kommt. Manfred Ertel war damals beim Spiel. "Im Stadion selbst hat man das damals überhaupt nicht mitbekommen", erzählt er. "Auch im Umfeld war das schwer mitzukriegen. Das ganze spielte sich innerhalb von Minuten ab. Unmittelbar vor Spielbeginn, ich war da schon längst im Stadion. Richtig bewusst ist es uns erst drei Tage später geworden."
Fall Maleika: Sehr niedrige Strafen für zwei Männer und eine Frau
Zwei Männer und eine Frau erhalten sehr niedrige Strafen. Wer konkret Maleika tödlich verletzt, kann nie ermittelt werden. Es ist eine von 33 Geschichten, die Manfred Ertel gesammelt hat, die alle ganz unterschiedlich sind.
Die spektakulären Fälle sind dabei: Fritz Honka oder der Säurefassmörder. Aber auch unbekanntere, wie die Trümmermorde von 1947 oder Hans-Joachim Bohlmann, ein Hamburger, der wertvolle Gemälde in Museen verätzt. "Für mich war das ganze auch eine Art Geschichtsatlas", sagt Ertel. "Wenn man sich einige der Sachen anguckt, die vorkommen, ob Honka, oder der Lord von Barmbeck, Dagobert der Erpresser oder die 'Spiegel'-Affäre, das sind Fälle, die in Hamburg stattgefunden haben, die am Ende die ganze Nation bewegt haben.“
Wahre Hamburger Kriminalgeschichten auf den Punkt gebracht
Es ist ein Buch zum immer wieder mal schmökern, die Kapitel sind nur vier bis sechs Seiten lang. Und doch sehr informativ. Wahre Geschichten, die man wohl schon mal gehört hat, werden kompakt auf den Punkt gebracht. Wie die Engelmacherin genannte Elisabeth Wiese 16 Kleinkinder getötet hat. Oder wie die RAF ihren ersten Mord überhaupt, in Hamburg beging. Und wie die Reemtsma-Entführung damals geheim bleiben konnte. "Bei der Reemtsma-Entführung war ich als 'Spiegel'-Journalist indirekt betroffen“, erzählt Ertel. "Wir Journalisten waren damals darüber informiert, was für die Medienlandschaft seinerzeit sehr ungewöhnlich war und heute überhaupt nicht mehr vorstellbar ist. Die Journalisten haben damals auch alle still gehalten."
Enormes Interesse an wahren Verbrechen
True Crime, also wahre Verbrechen, ist ein kultureller Begriff unserer Zeit. Damit bezeichnet man die vielen Podcasts, Zeitschriften, Dokus und Spielfilme, die diese realen Geschichten nacherzählen. Warum das derzeit so enorm erfolgreich ist, darüber kann auch Manfred Ertel nur rätseln. "Georg Büchner hat in 'Dantons Tod' geschrieben: 'Was ist das, was in uns hurt, stiehlt und mordet?' Vielleicht ist das Interesse, vielleicht ist das Voyeurismus, vielleicht ist das auch so eine Art Korrektiv zu dem, was einem fast jeden Tag im Fernsehen geboten wird. Donnerstagskrimis, und Samstagskrimis und sonntags ist Tatort. Wo die Menschen sitzen und sich an der Fiktion gruseln."
Buch stellt klar: Es sind immer echte Menschen betroffen
Sein Buch ist eine kleine Chronik des Verbrechens in Hamburg. Manfred Ertel macht das aber überhaupt nicht sensationslüstern, sondern hat immer die Opfer im Blick. Die Mutter des 2016 an der Alster erstochenen Teenagers Victor hat ihm auch deshalb sogar private Fotos zur Verfügung gestellt. Bei allem Interesse an den Taten, macht dieses Buch klar, dass immer echte Menschen von den Kriminalfällen betroffen waren.
"Orte des Verbrechens: Hamburg - 33 wahre Kriminalfälle und ihre Geschichten"
- Seitenzahl:
- 160 Seiten
- Verlag:
- Sutton Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- 30.11.2022
- Bestellnummer:
- 9783963033964
- Preis:
- 23 €