Toxische Liebe und verlorene Jugend: Neue Jugendromane im April
NDR Info stellt drei neue Jugendbücher vor: "Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)", "Halber Löwe" und "Unsere Zukunft flirrt am Horizont".
"Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)" von Holly Bourne
Amelie ist 16 und neu an der Schule. Sie ist sehr schüchtern und vermisst ihre alten Freunde. Bei einem Schulkonzert lernt sie Reese kennen und verliebt sich in ihn, trotz expliziter Warnungen anderer Mädchen. Reese hat den Ruf, seine Freundinnen schlecht zu behandeln und nicht gerade treu zu sein. Aber Amelie gegenüber ist er aufmerksam und zuvorkommend. Erst nach und nach fällt ihr auf, dass er immer übergriffiger wird und sie von ihren neuen Freunden isoliert. Irgendwann glaubt Amelie, dass allein sie Schuld an den Problemen ihrer Beziehung hat.
"Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)" ist ein aufrüttelndes Buch, das durch den lockeren Ton der Autorin ein bisschen leichter wird. Holly Bourne beschreibt einfühlsam, wie eine missbräuchliche Beziehung entsteht und wie verheerend sie sich auswirken kann. Im Anhang gibt es eine Liste von Hilfe- und Anlaufstellen für Betroffene von Missbrauch und traumatischen Beziehungen.
"Halber Löwe" von Johannes Herwig
Viele Bücher wurden bereits über die oftmals schmerzhaften Umbrüche der Nachwendezeit geschrieben. Aber wie junge Menschen die gravierenden Veränderungen in ihrem Leben, die Arbeitslosigkeit ihrer Eltern und hilflose Lehrer erlebt haben, darüber weiß man noch immer viel zu wenig. Johannes Herwig erzählt die Geschichte einer Jungsclique aus den frühen 1990er-Jahren in Leipzig. Die Jungen hängen in einem Abrisshaus herum, trinken und stacheln sich zu immer neuen gefährlichen Mutproben auf. Hoffnung, dass sich ihr Leben verbessert, haben sie kaum. Und dann passiert etwas Schreckliches, das alles in Frage stellt, vor allem ihre Freundschaft.
Johannes Herwig gelingt es mit Leichtigkeit, das Lebensgefühl Jugendlicher lebendig und kein bisschen anbiedernd zu beschreiben. Seine Protagonisten wirken authentisch, die Sprache ist unkompliziert und die Geschichte spannend bis zum Schluss.
"Unsere Zukunft flirrt am Horizont" von Adriana Popescu
Lia, Simon und Marcin lernen sich im Seniorenheim "Schattige Pinie" kennen. Dort müssen sie Sozialstunden ableisten. Warum und was sie angestellt haben, erfahren die Leserinnen und Leser erst nach und nach. Anfangs können die drei nicht viel miteinander anfangen, jeder hat mit sich und seinen nicht unerheblichen Problemen zu tun.
Adriana Popescus Sprache ist poetisch und leicht. Sie sorgt dafür, dass man sich in diese Geschichte hineinfallen lassen kann und am Ende mit klopfendem Herzen wieder auftaucht. Die Autorin erzählt abwechselnd aus den Perspektiven der Jugendlichen, die sich langsam näherkommen und Verbündete werden. Vielleicht sogar Freunde, die einander vertrauen. Diesen Prozess beschreibt Popescu sehr berührend, vor allem aber auch immer wieder mit zartem Humor.