"Sörensen sieht Land": Vierter Band um Kommissar aus Nordfriesland
"Sörensen sieht Land" von Sven Stricker lebt von den Figuren und ihren Eigenarten. Im vierten Fall für den Kommissar in Nordfriesland macht es großen Spaß, über die Verbrecher zu rätseln und mit Sörensen zu fühlen.
Madonna ist tot. Nein, nicht der Popstar, sondern eine Katze im schauerlich beschaulichen Katenbüll. Sörensen hat den Unterschied zwischen Star und Haustier noch nicht ganz verstanden.
"Ach, die ist gestorben?", fragte Sörensen verwirrt, während Jennifer die Augen verdrehte. "Haben sie gar nichts von in den Nachrichten gesagt." "So was kommt doch nicht in den Nachrichten", sagte Dohnau traurig. "Eigentlich schon", sagte Sörensen. "Ich meine, wir reden hier immerhin über Madonna. Sag mal, war die nicht eigentlich ein bisschen jung? Fürs Sterben?" "Allerdings", sagte Dohnau. "Neunundzwanzig." "Nee, das sah nur so aus", sagte Sörensen. "Geliftet war die. Operiert. Botox und so." Leseprobe
Autor Sven Stricker bringt Gewalt und Humor zusammen
Die Fans werden begeistert sein. Sven Stricker hat nicht an seinem Erfolgsrezept gerüttelt. Sörensen ist immer leicht überfordert, die Katenbüller runzeln die Stirn über ihn, es gibt Mord und Totschlag, nie zu ernst, aber auch nicht pietätlos. Gerade Gewalt und Humor zusammenzubringen, das ist der Reiz, sagt der Autor: "Das kann immer sein, dass sich diese Dinge negieren, anstatt zu begünstigen. Der Ansatzpunkt ist, dass es mir eigentlich darum geht, das Grauen und das Melancholische zu schildern. Und das Traurige und das dann mit Galgenhumor aufzubrechen. Andersrum würde es nicht funktionieren. Ich darf niemals das Traurige instrumentalisieren, um humorvoll sein zu wollen."
Kommissar Sörensen stellt sich seinen Ängsten
Im neuen Fall fährt ein Auto in ein Volksfest. Fünf Menschen kommen ums Leben. Die Spur führt Sörensen zum Ehemann der Bürgermeisterin. Das Paar lebt auf einem Anwesen, das verdächtig prunkvoll für eine Beamtin ist. Es gibt noch einige andere Verdächtige: ein schmieriger Immobilienerbe und eine schüchterne Bauerstochter. Zudem muss Sörensen sich mit seinem sturen Vater herumplagen und kommt auch seiner Kollegin Jennifer näher, auch wenn das nicht gerade glatt geht.
Aber: Sörensen stellt sich seinen Ängsten, mehr noch als zuletzt. Ist das für den Ermittler mit der Angststörung schon eine Art Heilung? "Heilung zu erwarten ist ein etwas zu hehres Ziel", findet Sven Stricker. "Man kann gut damit leben, es ist aber auch etwas Chronisches. Man kann also ein relativ normales Leben führen, eine Heilung ist aber nicht zu erwarten. Kleine Fortschritte sind immer, wenn du weißt: Ich kann mich auf kleine Stresssituationen einstellen, ohne einzuknicken."
Ende der Sörensen-Reihe mit Bjarne Mädel in den Verfilmungen nicht in Sicht
"Sörensen sieht Land" lebt vor allem von den Figuren und ihren Eigenarten. Allen räumt Sven Stricker großzügig Raum ein, um ihnen Tiefe zu geben. Der Kriminalfall ist ganz klar Nebensache. Man kann sich beim Lesen sehr gut Bjarne Mädel vorstellen - für ihn hat Sven Stricker die Figur einst entworfen. Deswegen fühlt er sich auch nicht eingeengt beim Schreiben durch die Tatsache, dass es ein ganz klares Bild der Figur gibt: "Tatsächlich ist es so, dass ich mir beim Schreiben nicht nur Bjarne vorstelle, sondern auch alle anderen Rollen sofort mit Schauspielern im Geiste besetze. Weil mir das sehr hilft in den Dialogen, wie das wohl klänge. Das hilft mir bei der Bildhaftigkeit sehr."
Ein zweiter Film mit Bjarne Mädel ist abgedreht, ein Ende der Sörensen-Reihe nicht in Sicht, sagt Sven Stricker. Das ist gut, denn auch im neuen Band macht es großen Spaß, über die Verbrecher zu rätseln, mit Sörensen mitzufühlen und sich vor allem zu amüsieren.
Sörensen sieht Land
- Seitenzahl:
- 512 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- Rowohlt
- Bestellnummer:
- 978-3-499-00951-8
- Preis:
- 12 €