Graphic Novels im November: Von Angst und Liebe
Zwischen dem 1. und 2. Advent stellen wir Ihnen drei Graphic Novels vor, die eins gemeinsam haben: die Liebe - wie sollte es auch anders sein in der Vorweihnachtszeit.
"Zwei Bleiben": Comic über die Zeit miteinander
Ein Paar kommt nach einer langer Autofahrt müde nach Hause. Sie checken den AB, die Post, den Kühlschrank. Es scheint seinen alltäglichen Gang zu gehen. Sie springt nochmals los, um etwas Frisches zu Essen zu besorgen. Dem Mann geht ihr gemeinsames langes Gespräch im Auto nicht aus dem Kopf. Zu sehr waren sie anderer Meinung. Was folgt, ist eine so zärtliche wie atemberaubende Geschichte über Liebe, Verlust und Tod, so intensiv und spürbar.
20 Jahre hat Autor Jordan Crane an diesem Buch geschrieben und gezeichnet. Herausgekommen ist eine wunderschön lebendige Geschichte mit reduziert-sanften Zeichnungen, die sogar die New York Times zum Schwärmen gebracht hat. "Zwei Bleiben", so der Titel. ist eine Graphic Novel für Verliebte, für die, die es werden wollen und für die, die sich daran erinnern.
"Nowhere Girl": Die heilende Kraft der Beatles-Musik
Die Beatles haben nicht nur die Musikwelt verändert, sondern auch die Gesellschaft in England und Europa - und sie haben das Leben eines Mädchens gerettet. Na ja, nicht wortwörtlich, aber ihre Musik hat sie geheilt. Die Rede ist von Magali, elf Jahre aus Paris. Eigentlich findet sie Schule okay. Doch dann kommt die Mittelstufe und mit ihr der Druck, Leistung zu bringen. Das junge Mädchen scheint von den Anforderungen der Umwelt und an sich selbst zerquetscht zu werden, bis sie die Musik der Beatles aus dem Nachbarzimmer hört. Liebe auf den ersten Ton!
Die Zeichnerin und Autorin Magali la Huche erzählt in "Nowhere Girl" von ihrer Phobie, zur Schule gehen zu können. Sie erzählt, wie die Musik der Beatles ihr dabei geholfen hat, Halt und einen Ort zu finden, der ihr Ruhe gibt. Die Figur Magali könnte die Großcousine von Sempés kleinem Nick sein. Nachdenklich und witzig. La Huche zeichnet freigeistig ohne Rahmen. Gängige Darstellungsregeln gibt es nicht, und wenn die Musik der Beatles erklingt, droht der Farbrausch. Zauberhaft und empathisch. Ein Buch zum Eintauchen oder Abheben - gerade so, wie man es eben braucht.
"Pippin der Nichtsnutz": Comic-Märchen eines Antihelden
Glatte 14 Mal steht "Drei Nüsse für Aschenbrödel" auf dem Spielplan der ARD in den kommenden Wochen. Dabei muss es nicht immer dieses Märchen sein. "Pippin der Nichtsnutz" ist eine Geschichte die altmärchenhaft wirkt, doch beim Umblättern immer mehr von seiner Modernität preisgibt. Pippin ist der dritte Sohn des Hofgärtners des Fürsten. Er verweigert sich allem, selbst die einfachsten Aufgaben entlocken ihm keinen Ehrgeiz und den Tod stellt er sich ziemlich gemütlich vor. Doch selbstverständlich bleibt es nicht dabei, goldene Äpfel, Reiher, Pferde und Jungfrauen tun ihr Übriges.
Den beiden Schweizern Chrigel Farner und Tim Krohn ist eine in der schweizerischen Bergwelt verankerte Abenteuergeschichte gelungen, die an die eigene Kindheit erinnert, als man noch die Kraft hatte, in Büchern und Geschichten zu versinken. Vor allem die Zeichnungen von Chrigel Farner sind oft so detailliert, dass man befürchtet, in einem Fantasy-Film gelandet zu sein. Ein Antiheld, der zum Helden wird, Aufgaben, die zu Abenteuern werden und Träume, die sich doch erfüllen, inmitten der Schweizer Bergwelt, da braucht es kein Aschenbrödel und keinen verlorenen Schuh mehr.