Rushdie-Übersetzer Robben: Neues Buch "zu Tränen rührend schön"
Ein neues Buch von Bestsellerautor Salman Rushdie ist erschienen, in dem er den Mordversuch auf sich verarbeitet. "Knife" heißt es und wurde von Bernhard Robben übersetzt. Ein Gespräch mit ihm über Verantwortung und Empathie.
Im August 2022 wurde der Schriftsteller Salman Rushdie bei einem Attentat in den USA schwer verletzt. Nun ist sein Essay "Knife. Gedanken nach einem Mordversuch" erschienen, in dem er den Angriff verarbeitet. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter wurde verschoben, weil die Verteidigung das Buchmanuskript als potenzielles Beweismittel einsehen will. Ein Gespräch mit dem Übersetzer Bernhard Robben.
Inwiefern war dieses Buch anders als die Bücher, die sie zuvor von ihm übersetzt haben?
Bernhard Robben: Anders erst mal: Es ist kein Roman. Es ist ein Sachbericht dessen, was ihm tatsächlich passiert ist. Und es ist auch anders als - auch von mir übersetzt - "Josef Anton". Der Bericht, in dem er über die satanischen Verse schreibt und das, was die satanischen Verse nach sich gezogen haben. Dieses Buch jetzt ist intimer, nicht zuletzt, weil es in Ich-Form geschrieben ist. An einer Stelle sagt er einmal: Wenn man mit dem Messer angegriffen wird, ist es etwas intimes . Nichts, worüber man distanziert in dritter Person schreiben könnte.
Also ein Buch, das sie beim Lesen offensichtlich auch schon sehr berührt hat?
Robben: Sehr! Gerade gegen Ende hin und teilweise natürlich auch wegen der Brutalität, die er mit aller Offenheit beschreibt: das, was ihm zugefügt wurde, was er erlitten hat, die vielen körperlichen Folgen, die das nach sich gezogen hat, in allen Einzelheiten. Das ist manchmal schwer zu ertragen. Aber vor allem auch die Liebesgeschichte mit seiner Frau Rachel Eliza Griffiths, die er vor sieben Jahren kennengelernt und vor vier Jahren geheiratet hat. All das beschreibt er sehr, sehr schön, zu Tränen rührend schön.
Ich könnte mir vorstellen, dass das Übersetzen gerade von Autoren wie Salman Rushdie mit einer gewissen Verantwortung zu tun hat. Ist die immer da?
Robben: Die Verantwortung ist jedem Schriftsteller gegenüber da, ob es Salman Rushdie ist oder Ian McEwen. Was es vielleicht besonders macht, ist, man weiß als Übersetzer: es wird gelesen. Es wird von vielen Leuten gelesen und aufmerksam gelesen. Aber damit wird sozusagen nur die Sorgfalt angeregt, die ich hoffe, grundsätzlich walten zu lassen.
Das Interview führte Philipp Schmid.