Dinçer Güçyeter erhält Preis der Leipziger Buchmesse 2023
Der Preis der Leipziger Buchmesse geht in diesem Jahr an Dinçer Güçyeter. Er wird für sein Buch "Unser Deutschlandmärchen" ausgezeichnet. Darin erzählt er seine Familiengeschichte über mehrere Generationen.
"Was für ein wunderbares Gefühl, dass ich Sie hier in unserer Glashalle zum Preis der Leipziger Buchmesse 2023 begrüßen kann. Hat verdammt lange gedauert", begrüßt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, das Publikum der Preisverleihung. Nach drei Jahren unter Corona-Einschränkungen kann die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr wieder in alter Form stattfinden.
Das Gewinnerbuch: "Unser Deutschlandmärchen"
Den Preis in der Kategorie Belletristik erhält Dinçer Güçyeter für "Unser Deutschlandmärchen". Die Jury würdigte das Buch am Donnerstag in ihrer Begründung als einen Roman, "der die Worte zum Himmel fliegen lässt und die Demütigungen am Boden nicht ausspart."
Güçyeter erzählt in dem Roman seine Familiengeschichte über mehrere Generationen. "Dieser Roman ist eine Verbeugung vor allen Frauen (…) und vor allen Menschen, die etwas bewegen wollen", sagte der Autor in seiner Rede. Die Geschichte zeigt auch, dass man seinen Träumen folgen sollte: Seine Eltern ziehen nach Deutschland in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie schuften und sind sich nicht zu schade für unliebsame Jobs. Nach der Schule macht Dinçer eine Ausbildung zum Werkzeugmacher - mit Anfang 30 aber hängt er seinen Beruf an den Nagel, um Lyriker zu werden.
Dinçer Güçyeter beschreibt sich als Mann im Dazwischen
Dinçer Güçyeter findet magische, dichte, auch schmerzhafte Bilder für die Leben vieler Einwanderer. Für Heimatverlust, Rassismuserfahrungen und Neuanfänge. Wir lesen von einem Mann, der im Dazwischen denkt und lebt - zwischen deutschem Zuhause und türkischen Wurzeln. Spielerisch mischt der Autor Form und Inhalt. Genre-Regeln interessieren ihn nicht, die Konventionen des Literaturbetriebs sind ihm oft suspekt. Er schreibt aus sich selbst heraus. Seine Offenheit fühlt sich aufrichtig an, urteilt unsere Rezensentin Juliane Bergmann.
"Der Buchpreis für den Roman-Debütanten Dinçer Güçyeter ist vollkommen berechtigt, das Buch war auch mein persönlicher Favorit", findet auch Literaturredakteurin Maren Ahring. Es sei ein wichtiges Zeichen, dass der Preis an ihn geht, denn "er ermuntert auch immer (vor allem) Jugendliche mit Migrationshintergrund, zu schreiben und ihre literarische Stimme zu finden."
Weitere Preise an Regina Scheer und Johanna Schwering
In der Kategorie "Sachbuch/Essayistik" hat Regina Scheer für ihr Buch "Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution" den Preis erhalten. Hertha Gordon-Walche stehe für so viele vergessene Frauen, sagte Scheer in einer kurzen Rede. Sie freue sich, dass Gordon-Walcher nun durch den Preis ins Licht gerückt werde.
Der Preis für die beste Übersetzung geht an Johanna Schwering, die Aurora Venturinis Buch "Die Cousinen" aus dem argentinischen Spanisch übersetzte. "So eine Ich-Erzählerin hat die Welt noch nicht gehört", hieß es in der Laudatio.