Betroffenenrat zeigt Bischof an: Ohne Druck passiert nichts
Wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen hat der Betroffenenrat Anzeige gegen den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode gestellt. Was dieser Schritt bedeutet, analysiert Florian Breitmeier, Leiter der NDR Redaktion Religion und Gesellschaft.
Ganz gleich wie der Vatikan die Anzeige am Ende bewerten wird, eines ist wieder einmal deutlich geworden: Ohne den Druck der Betroffenen passiert so gut wie nichts. Denn erst nachdem der Betroffenenrat die kirchenrechtliche Anzeige gegen Bischof Franz-Josef Bode erstattet hatte, und diese Anzeige über den Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie den päpstlichen Nuntius an die Glaubens- und Bischofskongregation im Vatikan weitergeleitet wurde, hat sich Bischof Bode dazu entschlossen, den Zwischenbericht der Universität Osnabrück nach Rom zu schicken.
Warum wird der Bericht erst jetzt verschickt?
Wohlgemerkt: Das Gutachten liegt seit rund drei Monaten vor. Manch ein Beobachter mag sich da vielleicht fragen: Warum wird der Bericht erst jetzt verschickt? Man stelle sich vor, der Osnabrücker Bischof hätte von sich aus unmittelbar nach der Veröffentlichung des Gutachtens im September den Zwischenbericht an den Vatikan geschickt, versehen mit der Bitte, die ihm in der Studie zur Last gelegten Pflichtverletzungen und Fehleinschätzungen zu prüfen. Frei nach dem Motto: Ich will es jetzt wissen, weil ich als Bischof die Letztverantwortung im Bistum trage. Aber das hat Bischof Bode nicht getan. Er hat deutlich gemacht, dass er im Amt bleiben möchte.
Keine Rücktrittsangebot von Bischof Bode
Seinen Rücktritt hat er auch nach der Anzeige des Betroffenenrates nicht angeboten. Als Zeichen der Demut hätte er es tun können. Im Fall des Rücktrittsgesuchs des Münchener Erzbischofs Reinhard Marx hatte der Papst ja lobende und mahnende Worte dafür gefunden, dass Marx bereit gewesen sei, "das Fleisch auf den Grill zu legen", also sinngemäß aufs Ganze zu gehen und frei sein Amt zur Verfügung zu stellen. Franziskus notierte damals in dem Schreiben an Kardinal Marx: "Denn nur Vorsätze zur Änderung des Lebens zu machen, ohne das Fleisch auf den Grill zu legen, führt zu nichts." Am Ende entschied der Papst, dass der Kardinal in München weitermachen sollte.
Konsequenzen für Bode noch unklar
Es ist offen, wie die zuständigen Vatikanbehörden entscheiden werden. Nach Ansicht des renommierten Kirchenrechtlers Thomas Schüller aus Münster sei das ein Blick in die berühmte Glaskugel. Dem NDR sagte Schüller, es könne sein, dass Rom eine Ermahnung an den Osnabrücker Bischof aussprechen werde, aber auch, dass der Fall keine weitreichenden Konsequenzen habe.
Man solle aber nicht vergessen, so Schüller, dass auch schon etliche Bischöfe der Weltkirche in ähnlich gelagerten Fällen ihr Amt durchaus verloren haben. Der Vatikan hat nun laut den Statuten des Kirchenrechts 30 Tage Zeit, um über das weitere Vorgehen zu befinden. Aber unter Papst Franziskus nimmt man es in Rom mit dem Einhalten von Fristen nicht in jedem Fall so genau.
Betroffenenrat verlangt moralische Verantwortungsübernahme
Es gelte zu bedenken, dass in der katholischen Kirche keine echte Gewaltenteilung herrsche, sagt der Kirchenrechtler Schüller. Am Ende werde es dann eine politische Personalentscheidung des Papstes selbst sein, ob der Osnabrücker Oberhirte im Amt bleiben soll oder nicht.
Bischof Franz-Josef Bode hat erklärt, sich dem Ergebnis der Untersuchungen zu stellen. Der Betroffenenrat fordert gleichwohl deutlich mehr. Das Gremium hat zwar in der Anzeige nicht ausdrücklich einen Rücktritt gefordert, aber doch sehr entschieden eine moralische Verantwortungsübernahme des Bischofs verlangt. Das Verhalten Bodes auch nach der Veröffentlichung des Gutachtens scheint den norddeutschen Betroffenenrat bislang nicht überzeugt zu haben. Die Anzeige ist ein Ausdruck dafür.