Asylsuche in Schweden: Bedrückender Kinofilm "Quiet Life"
Im Drama "Quiet Life", jetzt im Kino, sucht eine russische Familie Zuflucht in Schweden, doch ihr Asylantrag wird abgelehnt. Das Drama zeigt die Ohnmacht der Familie und thematisiert das mysteriöse Koma-Syndrom bei Flüchtlingskindern.
Lange standen die Ärzte vor einem Rätsel: In Schweden fielen in den letzten Jahren immer wieder Kinder in einen Koma-ähnlichen Zustand. Das mysteriöse Syndrom betraf vor allem Flüchtlingskinder. Beste Heilungschance: die Anerkennung des Asylstatus. Nun kommt ein Film in die Kinos, der einen fiktiven Fall eindringlich nachzeichnet.
Eine Familie sucht politisches Asyl
Es beginnt mit einem seltsamen Besuch in einer seltsamen Wohnung: Die Türen sind mit Zahlencodes gesichert, hier und da prangen Schilder mit der Aufschrift "Zutritt verboten". Die beiden Besucher schauen sich sehr genau um, loben die Ordnung, lassen sich Tee servieren: Es sind Beamte der schwedischen Einwanderungsbehörde.
Sergeij und Natalia suchen politisches Asyl. Als Schuldirektor in Russland hatte es Sergeij akzeptiert, wenn nicht gar gefördert, dass unter seinen Schülern regierungskritische Schriften kursierten. Nach einem Angriff durch mehrere Männer, bei dem er schwer verletzt wurde, floh die Familie aus Russland ins vermeintlich sichere Schweden. Der Asylantrag wird jedoch abgelehnt mit der Begründung, dass man keine glaubhafte Information darüber erbracht hat, dass der Angriff tatsächlich von staatlichen Organen ausgeführt wurde.
Jetzt kann nur noch die jüngste Tochter Katja helfen. Sie war bei dem Angriff dabei, doch um sie nicht zu belasten, hatten die Eltern bisher auf ihre Aussage verzichtet. Damit ist es nun vorbei.
Mysteriöses Koma-Syndrom stellt Ärzte vor Rätsel
Doch bevor es zu der Aussage kommt, fällt Katja ins Koma. Sie leidet am sogenannten Resignationssyndrom. Teile ihrer Hirnfunktionen haben ausgesetzt und sie so von der Realität abgekapselt. Ein Abwehrmechanismus, um sich emotional zu schützten - weil sie sich nicht sicher fühlt.
Das Phänomen gibt es tatsächlich. Es tauchte in Schweden erstmals 1998 auf. Immer wieder fielen Kinder in einen Koma-ähnlichen Zustand. Die Ärzte - aber auch die Politiker -, standen vor einem Rätsel. Denn bei den Kindern handelte es sich meistens um Flüchtlingskinder aus besonders gefährdeten Gemeinschaften.

In "Quiet Life" werden die kranken Kinder von ihren Eltern getrennt. Sie müssen erst Kurse absolvieren, in denen sie lernen sollen, ihrem Kind Sicherheit zu geben - das ist grotesk, denn genau diese Sicherheit können sie eben nicht geben.
Während Sergeij und Nathalie diese lächerlichen Lächelkurse absolvieren, arbeiten sie parallel daran, die fehlende Sicherheit herzustellen: Damit der Asylantrag doch noch bewilligt wird, soll statt Katja ihre Schwester Alina den Überfall vor der Behörde bezeugen. Doch Alina war nicht dabei.
Regisseur Avranas kreiert außergewöhnliche Bilder
Der griechische Regisseur Alexandros Avranas erzählt diese bedrückende Geschichte mit einer außergewöhnlichen Ästhetik: Kleidung, Wohnung, Behörde, Krankenhaus - alles ist kalt, grau und so abweisend wie nur irgendetwas. Ärzte und Beamte agieren puppenhaft-mechanisch. Die Eltern gehen liebevoll mit ihren Kindern um, doch auch sie sprechen nur das Nötigste.
Avranas zeigt keine Gewalt und auch keine laut schreiende Verzweiflung - die Angst vor Abschiebung zeigt sich in erstarrten Gesichtern, in einem schweren Schlucken und verstohlenen Tränen. Er bringt die Zuschauer damit so nah an die emotionale Situation der Familie, wie es mit filmischen Mitteln möglich ist. "Quiet Life" rührt nicht zu Tränen - man erschrickt eher angesichts der Ohnmacht dieser Familie.
Quiet Life
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich, Deutschland, Schweden, Estland, Griechenland, Finnland
- Zusatzinfo:
- Mit Chulpan Khamatova, Grigoriy Dobrygin, Naomi Lamp und anderen
- Regie:
- Alexandros Avranas
- Länge:
- 99 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 24. April 2025
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