Immer unter Dampf: Eisbrecher "Elbe"
Die 1911 gebaute "Elbe" ist der letzte fahrtüchtige, dampfbetriebene Flusseisbrecher Deutschlands. Heute macht sie als historisches Ausflugsschiff Geschichte erlebbar.
Früher zermalmte die "Elbe" in harten Wintern die Eisschollen, heute ist sie nur noch in den wärmeren Monaten des Jahres unterwegs. Seit mehr als hundert Jahren ist das alte Dampfschiff im Einsatz, wenn auch mittlerweile nicht mehr, um die Elbe eisfrei zu halten, sondern um Gästen auf Ausflugstouren die Zeit der Dampfschifffahrt nahe zu bringen.
Der Dampfeisbrecher "Elbe" lief im selben Jahr vom Stapel, in dem Roald Amundsen als erster Mensch den Südpol erreichte und in Hamburg der Alte Elbtunnel eröffnet wurde - im Jahr 1911. Die "Elbe" war der letzte von acht Eisbrechern, den die königlich-preußische Elbstromverwaltung ab 1888 für den Dienst auf der Oberelbe von der Schiffswerft & Maschinenfabrik Gebrüder Wiemann in Brandenburg an der Havel bauen ließ.
"Boxend" durch das Eis
Anders als der gut 30 Jahre später gebaute Dampfeisbrecher "Stettin", der das Eis mit einer Schneidspante zerteilte, schoben sich die älteren Dampfeisbrecher wie die "Elbe" mit dem Rumpf auf das Eis, um es mit ihrem Gewicht zu zerdrücken. Oft mussten die Schiffe dabei "boxen", also mehrmals ansetzen, bis das Eis brach. Damit die gelösten Eisschollen abfließen konnten, arbeiteten die Eisbrecher immer gegen den Strom.
Mit ihrem klappbaren Schornstein und einem teilweise demontierbaren Brückenaufbau konnte die "Elbe" auch unter niedrigen Brücken problemlos hindurchfahren. Heimathafen des Eisbrechers war lange Zeit Lauenburg. Von dort aus hielt das Schiff die Wasserwege der Mittel- und Oberelbe und des Elbe-Lübeck-Kanals eisfrei, sodass Binnenschiffe auch in harten Wintern Hamburg erreichen konnten.
Von der Elbe ins Museum - und zurück auf die Elbe
Ab den 1950er-Jahren ersetzte die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung die alten Dampfeisbrecher nach und nach durch leistungsstärkere Schiffe. So kam 1972 auch die "Elbe" außer Dienst, wurde aber bis 1976 noch als Reserve betriebsklar gehalten. 1982 kam das Schiff über einen Privatmann in den Besitz des Technikmuseum in Berlin, kam aber 1987 im Tausch gegen andere Exponate ins niederländische Enkhuizen am Ijsselmeer. Von dort brachte der heutige Schiffseigner Matthias Kruse den heruntergekommenen Dampfer 1997 zurück auf die Elbe und ließ ihn sorgfältig restaurieren.
Unterwegs auf einem Stück Technikgeschichte
Nach fast zehnjähriger Instandsetzung ist der Eisbrecher seit 2006 wieder fahrtüchtig und gibt als Fahrgastschiff mit bis zu 150 Passagieren an Bord wieder tüchtig Dampf. Neuer Heimathafen ist der Traditionsschiffhafen am Sandtorkai in der Hamburger Hafencity. Um den Erhalt des Schiffes kümmert sich ein Förderverein.
Ein besonderes Erlebnis nicht nur für Schiffsliebhaber sind die nostalgischen Ausflugsfahrten mit der "Elbe". Sie führen durch das Hafengebiet, rund um Wilhelmsburg oder nach Blankenese. Regelmäßig steuert die "Elbe" außerdem ihren früheren Heimathafen in Lauenburg an. Von dort startet sie zu Rundfahrten durch die Elbtalaue. An Bord erleben die Passagiere hautnah mit, wie der Schornstein des Dampfschiffes umgeklappt wird, bevor es unter einer niedrigen Brücke hindurchgeht. Sie können sich auf der Brücke und im Maschinenraum umsehen und sich angesichts der großen Kohleöfen in die schweißtreibende Zeit der Dampfschiffahrt zurückversetzen lassen: Rund 150 Kilo Steinkohle muss der Heizer pro Stunde in die Öfen schaufeln, um den 7.000-Liter-Kessel anzuheizen. Ein Maschinist kümmert sich derweil um die Dampfmaschine. Auch der Kapitän gibt seine Anweisungen noch heute mit der Technik von vor hundert Jahren: Ein mechanischer Maschinentelegraf übermittelt die Kommandos in den Maschinenraum. Alle Crewmitglieder sind übrigens ehrenamtlich tätig - Verstärkung ist jederzeit willkommen.