Skagerrak-Schlacht: 8.500 Tote in zwei Tagen
Die Skagerrak-Schlacht in der Nordsee im Ersten Weltkrieg gilt als eine der größten Seeschlachten der Geschichte. Die Verlust bei dem Kräftemessen zwischen der britischen und der deutschen Flotte Ende Mai 1916 sind enorm.
Wilhelmshaven im Mai 1916. Vom Ersten Weltkrieg ist hier noch kaum etwas zu spüren. Während auf den Schlachtfeldern im Westen Hunderttausende sterben - es tobt gerade die Schlacht um Verdun -, ist hier alles ruhig. Die deutsche Flotte, des Kaisers liebstes Kind, dümpelt im Hafen. Doch in der Nacht zum 31. Mai kommt der Befehl zum Auslaufen. Die britische Seeblockade, die der deutschen Kriegswirtschaft schwer geschadet hat, soll endlich durchbrochen werden.
Die Briten sind gleich doppelt im Vorteil
Unbemerkt von den Deutschen laufen jedoch auch die Briten aus - sie können nämlich die deutschen Funksignale entschlüsseln. Dass zwei ganze Flotten moderner Großkampfschiffe direkt aufeinander zusteuern, das hat es in der Geschichte zuvor noch nie gegeben. Es sind mehr als 200 Schiffe, darunter auf britischer Seite 28 Schlachtschiffe und neun Schlachtkreuzer, und auf deutscher Seite 16 Schlachtschiffe und fünf Schlachtkreuzer. In den anderen Schiffsklassen gibt es ein ähnliches Bild. Das Kräfteverhältnis insgesamt ist etwa 8:5 zugunsten der Briten.
Auch Gorch Fock ist an Bord
Am Nachmittag gegen 16 Uhr fällt der erste Schuss. Man befindet sich in den Gewässern vor Jütland, an der Einfahrt zum Skagerrak. Zuerst werden zwei britische Schlachtschiffe getroffen, sie explodieren. Von mehr als 2.000 Mann an Bord überleben nur 24.
Ähnliche Katastrophen gibt es auf Seiten der deutschen Flotte. Hier fährt auf einem der Schiffe übrigens im Ausguck ein junger Schriftsteller mit, dessen Namen nahezu jeder Deutsche kennt - vielleicht nicht seinen bürgerlichen Namen Johann Kinau, aber seinen Künstlernamen: Gorch Fock.
"Wir hatten keine Ahnung, wo der Feind war"
Den Verlauf der Schlacht nachzuzeichnen, hat Marine-Historiker viel Mühe gekostet. Die Gefechte und Manöver ziehen sich bis tief in die Nacht - mit zahlreichen Kurswechseln, Vorstößen und Rückzügen. Selbst die Beteiligten sind - ohne Luftaufklärung und mit primitiven Funk-Verbindungen - oft nicht wirklich im Bild. "Wir hatten keine Ahnung, wo der Feind war, und nur eine sehr vage Vorstellung von der Position unserer eigenen Schiffe", so ein britischer Kapitän.
Tausende Opfer auf beiden Seiten
Im Ergebnis sieht alles nach einem deutschen Sieg aus. Die Zeitungen triumphieren: Die ruhmreiche britische Flotte hat, in Bruttoregistertonnen gerechnet, fast doppelt so hohe Verluste wie die deutsche. Aber schon bald wird klar, dass sich die strategische Lage nicht verändert hat. Die britische Blockade besteht weiter, nichts ist gewonnen.
Entsetzlich ist dagegen die Zahl der menschlichen Opfer: Ein paar Hundert Schiffbrüchige werden noch während der Schlacht von Schiffen aufgenommen, von eigenen und gegnerischen. Die anderen ertrinken jämmerlich: mehr als 6.000 Briten und 2.500 Deutsche. Unter ihnen ist auch der junge Schriftsteller aus Finkenwerder. Seine Leiche wird Wochen später an einer unbewohnten Insel vor Schweden an Land getrieben. Dort liegt Gorch Fock bis heute begraben.