Zeitreise: Bert Kaempfert und "Easy Listening" vom Brahmsee
Er war der König des "Easy Listening", dieser Unterhaltungsmusik, die sich so unwiderstehlich in den Gehörgang schmeichelt. Der Hamburger Bert Kaempfert machte Karriere in den USA und begeisterte mit seinen Kompositionen Menschen auf der ganzen Welt. Viele seiner Hits entstanden im Herzen Schleswig-Holsteins, in seinem Wochenendhaus am Brahmsee.
Mit einem Unfall fängt alles an. Als der sechsjährige Berthold Heinrich Kämpfert von einem Taxi angefahren wird, zahlt die Versicherung 500 D-Mark Schmerzensgeld. Davon kauft seine Mutter ein Klavier. Der Junge aus Hamburg-Barmbek hat Talent. Er geht zur Musikschule und lernt nebenbei auch noch Akkordeon und Klarinette. Mit 16 erhält "Fips", so sein Spitzname, sein erstes Engagement beim damals sehr bekannten Hans-Busch-Orchester.
Mit Musik durch den Krieg
Den Zweiten Weltkrieg übersteht er als Mitglied des Marinemusikkorps auf Sylt, die Gefangenschaft danach mit seiner ersten eigenen Bigband in Dänemark. Die große Besetzung liegt ihm. Wieder in Freiheit tingelt Bert Kaempfert mit seinem Orchester durch die Offiziersclubs der Alliierten in Norddeutschland.
Startschuss zur Weltkarriere
Er macht sich einen Namen als Komponist, Arrangeur und Produzent und wird von der Hamburger Plattenfirma Polydor unter Vertrag genommen. Fortan ist er für zahllose Hits verantwortlich, oft als der Mann im Hintergrund. Auf der Reeperbahn entdeckt er eine Beatband aus Liverpool, macht ein paar Aufnahmen mit den jungen Männern und ebnet den "Beatles" auf diese Weise mit ihrem ersten Hit den Weg zum Weltruhm.
Durchbruch mit "Wonderland by Night"
Kaempfert selbst erfährt in Deutschland zwar Anerkennung, aber auch viel Skepsis. Erst in den USA gelingt ihm schließlich der Durchbruch mit "Wunderland bei Nacht - Wonderland By Night". Sein Sound erobert die Hitparaden, "Easy Listening" begeistert bald Menschen in aller Welt. Mit seinen Kompositionen landen Stars wie Frank Sinatra, Dean Martin, Al Martino, Sammy Davis jr. und Nat King Cole unsterbliche Hits.
Internationaler Erfolg und Heimatliebe
Weltweit erfolgreich und doch heimatverbunden: Bert Kaempferts Kraftwerk ist sein bescheidenes Ferienhaus am Brahmsee, das er schon in den 50er-Jahren hatte bauen lassen. Während schräg gegenüber Helmut und Loki Schmidt ihre Freizeit verbringen, genießt Bert Kaempfert sein Familienleben, die Ruhe beim Angeln und die Arbeit. Hier entstehen ungezählte Evergreens. In Warder und Nortorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist er, der Weltstar, ein wohlbekanntes Gesicht. Aber er fällt nicht auf, bleibt stets höflich und bescheiden, spielt Skat mit den Ortsansässigen und isst mit Appetit Holsteiner Gerichte.
Plötzlicher Tod auf Mallorca
Mitte der 70er-Jahre kommen zu den Plattenaufnahmen Tourneen rund um den Globus dazu. Ein Kraftakt, viel Verantwortung für sein Orchester - und ein Triumphzug, der ihm schließlich Konzerte auf Deutschlands größten Bühnen und im deutschen Fernsehen beschert. Nach einer strapaziösen Englandtournee mit umjubeltem Abschluss in der Royal Albert Hall will Bert Kaempfert eigentlich nur noch eins: mit seiner Frau Urlaub machen auf Mallorca. Dort stirbt er am 21. Juni 1980 an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 56 Jahren.
Aktuell ist ihm eine Ausstellung im Deutschen Schallplattenmuseum Nortorf gewidmet. "100 Jahre Bert Kaempfert" gibt es dort noch bis September 2024 zu sehen.