Rudi Carrell: Deutschlands smarter Fernseh-Holländer
Rudi Carrell war Entertainer, Sänger, Schauspieler und Erfinder vieler beliebter Fernsehshows. Am 19. Dezember 1934 wurde der große Showmaster mit dem unvergesslichen Akzent im niederländischen Alkmaar geboren. Er starb 2005.
"Witze kann man nur dann aus dem Ärmel schütteln, wenn man sie vorher hineingesteckt hat", sagte Rudi Carrell einmal über die Arbeit in der Unterhaltungsbranche. Schon als Kind dürfte der spätere Entertainer diese Erfahrung gemacht haben: Sein Vater und sein Großvater waren im Showgeschäft tätig. Carrells großer Erfolg in der Branche dürfte ihm damit also in die Wiege gelegt worden sein.
Karriere-Start als Bauchredner und Zauberkünstler
Am 19. Dezember 1934 wird Carrell im niederländischen Alkmaar als Rudolf Wijbrand Kesselaar geboren. Bereits als 17-Jähriger entschließt sich Carrell ebenfalls zu einer Karriere im Showbusiness. Nachdem er seinen Vater erfolgreich bei einem Gastspiel vertreten hat, bricht er die Schulausbildung am Gymnasium ab. Seine Karriere beginnt mit Auftritten als Bauchredner und Zauberkünstler, den Durchbruch bringt 1959 seine zunächst in den Niederlanden ausgestrahlte Fernsehsendung "Rudi-Carrell-Show". Die von ihm produzierte, geschriebene und präsentierte Sendung gewinnt 1964 den Fernsehpreis "Silberne Rose von Montreux" - und das deutsche Fernsehen wird auf ihn aufmerksam.
"In Deutschland gibt's sinnlose Verbote. Zum Beispiel Thema Rasen: Drunter liegen darfst du, drauftreten nicht." Rudi Carrell
"Am laufenden Band": Durchbruch mit Familien-Quiz
Im Auftrag von Radio Bremen entsteht ab 1965 die deutsche Version seiner erfolgreichen Show, einer Mischung aus Musik, Tanz, Sketch und Parodie. Mit dem Familien-Quiz "Am laufenden Band" gelingt Carrell der große Durchbruch. Mit Einschaltquoten von bis zu 64 Prozent dominiert er zwischen 1974 und 1979 die deutsche Fernsehunterhaltung. Zudem arbeitet Carrell in dieser Zeit als Schauspieler und wirkt in Filmen wie "Tante Trude aus Buxtehude" und "Wenn die tollen Tanten kommen" mit. Einen Hit landet der Unterhaltungsprofi 1976 mit dem Lied "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" - 16 Jahre, nachdem er für die Niederlande beim Grand Prix mit dem Titel "Wat een geluk" auf dem zwölften Platz gelandet war.
Von "Rudis Tagesshow" bis "7 Tage, 7 Köpfe"
Nach einer selbst verordneten Fernsehpause feiert Rudi Carrell ab 1981 einen weiteren Erfolg: "Rudis Tagesshow", eine Parodie auf die erfolgreiche Nachrichtensendung der ARD, findet bei den Fernsehzuschauern großen Anklang. Als "Kuppler" tritt er zwischen 1981 und 1987 in der Single-Show "Herzblatt" in Erscheinung. Nach einer Neuauflage der Rudi-Carrell-Show im März 1988 und "Rudis Tiershow" kehrt Carrell dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen im Dezember 1992 den Rücken. Für den Privatsender RTL produziert und moderiert er ab 1996 die Sendung "7 Tage, 7 Köpfe".
"Nachrichtensprecher fangen stets mit 'Guten Abend' an und brauchen dann 15 Minuten, um zu erklären, dass es kein guter Abend ist." Rudi Carrell
Rudi Carrell erhält zahlreiche Preise
Für seine Arbeit erhält der Niederländer zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2001 die Ehrenrose von Montreux für sein Lebenswerk. Im selben Jahr ernennt die niederländische Königin Beatrix Carrell zum Ritter im Löwen-Orden. Seine letzte Auszeichnung - die Goldene Kamera für sein Lebenswerk - bekommt Rudi Carrell im Februar 2006. "Es war eine Ehre, in diesem Land und vor diesem Publikum Fernsehen machen zu dürfen", sagt er in seiner Dankesrede. Es ist sein letzter öffentlicher Auftritt.
"Unnachahmlich und unvergesslich"
Am 7. Juli 2006 stirbt Rudi Carrell, der seit Frühjahr 2005 an Lungenkrebs litt, im Alter von 71 Jahren im Klinikum Bremen-Ost. Mit seinem Tod geht ein großes Stück deutscher Fernsehunterhaltung zu Ende. Kollegen, Politiker und Medien würdigen Carrell als großen Entertainer und prägende Persönlichkeit der Fernsehunterhaltung. "Sein trockener Witz, seine Präzision in der Lockerheit, sein kultiviertes Deutsch-Holländisch, seine auf Abruf bereite Präsenz, all das bleibt unnachahmlich und unvergesslich", sagt der damalige ARD-Programmdirektor Günter Struve. Und Moderator Frank Elstner beschreibt, was seinen Kollegen so unverwechselbar gemacht hat: "Der Rudi war einfach frecher als andere, kreativer. Er hat sich Dinge getraut, die sich andere nicht getraut haben". Rudi Carrell, der zuletzt zurückgezogen auf einem Gut im niedersächsischen Syke bei Bremen wohnt, wird auf dem Friedhof im niedersächsischen Heiligenfelde bestattet.