Udo Lindenberg bei seinem Konzert in Ostberlin am 25. Oktober 1983. © dpa bildfunk Foto: Reinhard Kaufhold
Udo Lindenberg bei seinem Konzert in Ostberlin am 25. Oktober 1983. © dpa bildfunk Foto: Reinhard Kaufhold
Udo Lindenberg bei seinem Konzert in Ostberlin am 25. Oktober 1983. © dpa bildfunk Foto: Reinhard Kaufhold
AUDIO: Als Udo den Palast der Republik rockte (3 Min)

Unter den Augen der Stasi: Udo Lindenbergs DDR-Konzert 1983

Stand: 25.04.2024 16:50 Uhr

Am 25. Oktober 1983 gibt Udo Lindenberg in Ost-Berlin sein einziges Konzert in der DDR vor dem Mauerfall. Die Stasi hat den Tag ganz genau protokolliert. Der "Panik"-Rocker nennt die Akten "abartig".

von Marc-Oliver Rehrmann, NDR.de

Jahrelang hat sich Udo Lindenberg um ein Konzert in der DDR bemüht, dann ist es tatsächlich und endlich so weit: Am 25. Oktober 1983 tritt der damals 37 Jahre alte Sänger bei einer FDJ-Veranstaltung für den Weltfrieden im Palast der Republik in Ost-Berlin auf. Für Lindenberg soll sein etwa 20-minütiger Auftritt das einzige Konzert in der DDR vor dem Mauerfall bleiben. Dem Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) beschert das Gastspiel einen Großeinsatz. Hunderte Mitarbeiter sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Viele aufschlussreiche Stasi-Akten zu dem Lindenberg-Konzert sind in der Online-Mediathek der Stasi-Unterlagen-Behörde einzusehen.

Lindenberg: "So grotesk, so abartig, so komisch"

Udo Lindenberg während seines Auftritts am 25. Oktober 1983 im Palast der Republik in Ost-Berlin © BStU
Udo Lindenberg singt bei einer FDJ-Veranstaltung am 25. Oktober 1983 für den Weltfrieden - auch die Stasi hört mit.

Lindenberg kennt alle Stasi-Papiere über ihn. "Als ich kurz nach der Wende zum ersten Mal meine Stasi-Akte las, musste ich wegen all der Tragik dieses Spitzeltums erst mal 'n Schock überwinden und kräftig durchatmen, weinenden Auges - später dann aber auch lachenden Auges, so grotesk, so abartig, so komisch war es gleichzeitig", sagt Udo Lindenberg in der NDR Dokumentation "Die Akte Lindenberg - Udo und die DDR" aus dem Jahr 2011.

Der Hamburger Rocksänger weiß über die Unterlagen sehr genau Bescheid: "In meiner Akte steht zum Beispiel über meine Person: 'Seine Erscheinung ist geprägt durch eine typische, fast standardisierte Kleidung (Filzhut, Röhrenhosen aus Gummi, Halbstiefel und T-Shirts meist schwarzfarben) und durch eine bewusst fläzige und lässige Gestik.' Da sieht man mal, wie bescheuert die Stasi-Kontrollettis waren: Gummi? - Mensch, Jungs, das war Leder!"

Außerdem gebe er sich "als gleichgültiger, pessimistischer Mensch und tritt betont anarchistisch auf", ist in den Unterlagen nachzulesen. "Seine vulgäre Sprache und sein dekadentes Äußeres" sind weitere Einträge wert.

Spitzel horcht Lindenberg backstage aus

Reinhold Beckmann und Udo Lindenberg auf dem Weg zum Konzert im Palast der Republik in Ostberlin. © NDR/WDR/beckground tv
Der damalige WDR-Reporter Reinhold Beckmann und Udo Lindenberg auf dem Weg zum Konzert im Palast der Republik in Ost-Berlin.

Am 25. Oktober 1983 reist Udo Lindenberg gegen 12 Uhr über den Übergang Invalidenstraße in die DDR ein. "Ich war extrem nervös", so Lindenberg. "Ich wusste, die ganze Nation schaut zu, wie ich das mache." Was Lindenberg und seine Band nicht ahnen: Auch die Stasi schaut genau zu, was der Künstler und seine Musiker machen, ein "IM" (Inoffizieller Mitarbeiter) berichtet sogar direkt aus dem Umfeld des Sängers.

Der erste Stasi-Vermerk über Lindenberg stammt bereits aus dem Jahr 1976. Darin heißt es, der BRD-Musiker sei ein "mittelmäßiger Schlagersänger", der "betont anarchistisch" auftrete. Und: "Der Begriff Panik wurde von ihm ständig verwandt." Der Stasi war auch nicht entgangen, dass Lindenberg seit 1974 "Interesse an Auftrittsmöglichkeiten in der DDR" zeigt. "Ich würd' so gerne bei euch mal singen, meine Freunde in der DDR, ne Panik-Tournee, die würd's echt bringen, ich träume oft davon, wie super das doch wär'", singt Lindenberg im Jahr 1976.

"Sonderzug nach Pankow" führt zu Haftstrafen für DDR-DJs

Aber der Rocker, der in der DDR viele jugendliche Fans hat, wartet jahrelang vergeblich auf eine Einladung. Anfang 1983 legt Lindenberg dann mit dem Lied "Sonderzug nach Pankow" nach. Darin grüßt er den Staatsratsvorsitzenden und SED-Generalsekretär Erich Honecker und fordert "Honey" auf, nicht so ein "sturer Schrat" zu sein und ihn endlich im Arbeiter- und Bauernstaat singen zu lassen. Bei der DDR-Führung kommt der Song nicht gut an. Die Stasi urteilt am 31. Januar 1983 über das "Schmählied": Der Text stellt "eine gemeine Diffamierung des Generalsekretärs unserer Partei als auch der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Kulturpolitik der DDR dar".

Eine Verbreitung des Liedtextes in der Öffentlichkeit stelle objektiv eine Straftat der Beleidigung dar. Dem Geheimdienst ist es also ein Dorn im Auge, dass das Lied trotzdem im ganzem Land in Diskotheken gespielt wird. Nach einer Disco-Veranstaltung im Bezirk Cottbus werden zwei 26- und 27-jährige "Schallplattenunterhalter" sogar zu je fünf Monaten Haftstrafe verurteilt.

Krenz: "Honecker war nicht eingeschnappt"

Erich Honecker, ehemaliger Staatsratsvorsitzender der DDR, neben seinem Nachfolger Egon Krenz (rechts). Berlin im Oktober 1989 © picture alliance / photothek Foto: Thomas Imo
Der damalige FDJ-Funktionär Egon Krenz (hier rechts neben Erich Honecker) steht 1983 zusammen mit Udo Lindenberg auf der Bühne im Palast der Republik.

Honecker selbst ist über das Lied wohl nicht sonderlich erbost. Sein langjähriger Weggefährte Egon Krenz berichtet nach der Wende von einem Gespräch mit Honecker über Lindenberg und den "Sonderzug nach Pankow": "Ich konnte nicht erkennen, dass er eingeschnappt war wegen des Liedes", sagt Krenz in einem NDR Interview.

Lindenberg bemüht sich um einen direkten Draht zu Honecker und schreibt ihm im August 1983 einen versöhnlichen Brief: "Mein Wunsch in diesem Lied, im Palast der Republik aufzutreten, ist ernst gemeint," schreibt Lindenberg. "Auf jeden Fall lag es mir fern, Herr Staatsratsvorsitzender, Sie mit diesem Liedchen zu diskreditieren. Im Gegenteil." Lindenberg schreibt weiter, er würde auch auf sein Honorar verzichten. "Und über das, was ich singen würde, läßt sich auch reden." Der Brief endet mit: "Herzlichst Ihr Udo Lindenberg".

Die Einladung kommt von der FDJ

Ehemaliger Palast der Republik in Ost-Berlin in der DDR (1986) © picture-alliance / akg-images Foto: Volkmar Thie
Der Palast der Republik in Ost-Berlin im Jahr 1986: Hier tritt Lindenberg im Herbst 1983 auf.

Und tatsächlich lädt letztlich die FDJ den Musiker einige Wochen später ein. Lindenberg soll auf einer großen Friedensveranstaltung im Palast der Republik auftreten. Sie soll den "Höhepunkt im Kampf der Mitglieder der FDJ gegen die geplante Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Westeuropa" darstellen. Es ist die Zeit der hitzigen Diskussionen über den NATO-Doppelbeschluss. Die US-Amerikaner wollen neue Raketen mit Atomsprengköpfen in Westeuropa aufstellen und die Sowjetunion zu Abrüstungsverhandlungen bringen.

Hunderttausende Menschen gehen in der Bundesrepublik auf die Straße. Auch Udo Lindenberg engagiert sich damals in der Friedensbewegung. Der Bundestag zu der Zeit von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) soll dann Ende November 1983 der Aufstellung der Raketen zustimmen.

Clou: Nur im Doppelpack mit Harry Belafonte

Das Lindenberg-Gastspiel fädelt sein Konzert-Manager Fritz Rau ein. Bei dem großen Friedensfest der FDJ im Palast der Republik sollen auch internationale Künstler auftreten. Der US-Sänger Harry Belafonte, Vietnamkriegs-Gegner und Friedenskämpfer, steht bereit. Für dieses verlockende Angebot schlucken die DDR-Oberen sogar eine Kröte, die ihnen Fritz Rau serviert: Belafonte tritt nur auf, wenn Udo Lindenberg singen darf. Und der westdeutsche Rocksänger lässt sich auf den Deal ein, weil er im Gegenzug die Zusage für eine große DDR-Tournee im Sommer 1984 erhält.

Westdeutsche Medien sind irritiert

Udo Lindenberg posiert 1977 in Ost-Berlin vor der Neuen Wache, im Hintergrund ein Wachposten. © picture alliance / dpa | Dieter Klar
Udo Lindenberg, hier 1977 vor der "Neuen Wache" in Ost-Berlin, ist privat öfter in der DDR gewesen.

Der Auftritt in Ost-Berlin sorgt schon im Vorfeld für viel Gesprächsstoff - nicht nur in der DDR. In westdeutschen Zeitungen werfen Kommentatoren Lindenberg vor, sich vor den Karren der DDR spannen zu lassen. Er weist den Vorwurf zurück. "Ich lasse mich nicht kastrieren", sagt Lindenberg Journalisten am Tag des Konzerts. Am Grenzübergang nach Ost-Berlin kündigt der Musiker zudem an: "Den 'Sonderzug' werde ich nicht singen, weil der Text nicht mehr aktuell ist." Honecker sei nicht mehr der "sture Schrat". "Er lässt mich ja nun singen", meint Lindenberg. Die Stasi verfolgt die Einreise genau, notiert in ihren Akten: Von 12.10 Uhr bis 12.23 Uhr gibt er dem ZDF ein Interview.

Ein Prost mit Krenz und Buttermilch

Treffen von Udo Lindenberg (mit Hut) mit Egon Krenz (3. v. l.) und Harry Belafonte (2. v. l.) auf dem Flughafen Schönefeld am 25. Oktober 1983. © Bundesarchiv Foto: Bernd Settnik
Im Rahmen des Konzerts trifft Udo Lindenberg auf FDJ-Funktionär Egon Krenz (2.v.l.) und US-Sänger Harry Belafonte (l.).

Auf Ost-Berliner Seite wird Lindenberg dann von FDJ-Mitgliedern abgeholt. Zunächst geht es zum Flughafen Berlin-Schönefeld, wo kurz zuvor Harry Belafonte gelandet ist. Am Flughafen kommt es zu einem Treffen von Lindenberg mit dem US-Star und Egon Krenz, dem Ersten Sekretär des Zentralrats der FDJ. Für 14 Uhr ist dann die Tonprobe im Palast der Republik angesetzt. Dort kommt es zu einem weiteren Treffen mit Krenz, bei dem sie am Esstisch mit Buttermilch anstoßen. Das Lindenberg-Management hat darum gebeten, keinen Alkohol einzuschenken.

Stasi-Panne: Udo trifft seine DDR-Fans

Begeisterte Jugendliche umringen am 25. Oktober 1983 vor dem Palast der Republik in Ost-Berlin den westdeutschen Rockmusiker Udo Lindenberg. © picture-alliance / dpa Foto: Klar
Lindenbergs Bad in der Menge seiner echten Fans - für die Stasi eine ärgerliche Panne.

Nach der Tonprobe kommt es zu einer Situation, die die Stasi unbedingt verhindern wollte. Udo Lindenberg verlässt den Palast der Republik nicht wie vorgesehen über den Haupteingang - wo die Journalisten warten -, sondern über den Bühneneingang am Marstall. Dort warten etwa 150 Jugendliche auf ihren Helden. Sie umringen ihn und nehmen ihn auf die Schultern. Die Stasi vermerkt später in ihren Akten, dass Lindenberg versucht habe, beruhigend auf die Jugendlichen einzuwirken.

Ein ARD-Kamerateam hält die Situation fest: "Es ist wichtig, dass wir über alle Grenzen hinweg und in allen Ländern singen und demonstrieren und fordern: Weg mit all dem Raketenschrott!", ruft Lindenberg seinen Fans zu - immer noch auf den Schultern sitzend. "Und Schluss mit der Kamikaze-Rüstung! Wir wollen nicht eine Rakete sehen, nicht in der BRD und nicht in der DDR."

128 Journalisten bei der Pressekonferenz

Aus Stasi-Sicht ist dieses Zusammentreffen mit den Jugendlichen eine große Panne. In den Akten ist Unverständnis herauszulesen, warum Lindenberg über den Bühneneingang das Gebäude verlassen konnte. Lindenberg meint später über das Stasi-Malheur: "Sie dachten, sie könnten den kleinen Udo an die Kette legen. Das hat ja bekanntlich nicht geklappt, und mit einem kleinen Trick konnte ich dann zu den wahren Fans nach draußen."

Als Udo Lindenberg dann in sein Auto einsteigt, um zu einer internationalen Pressekonferenz zu fahren, wird die Situation brenzlig. "Ich hatte das Gefühl, dass die Fans uns erdrücken", erzählt Lindenberg viele Jahre später. Bei der Pressekonferenz betont Lindenberg seine Vorfreude auf die geplante DDR-Tournee im folgenden Jahr. Stasi-Mitarbeiter zählen genau, wie viele Journalisten vor Ort sind: 83 Journalisten aus dem "nichtsozialistischen Ausland" und 45 DDR-Journalisten. Die Geheimdienstler notieren auch genau, wer welche Frage stellt.

Ausgewähltes Publikum - Keine Karten für Udo-Fans

Begeisterte Jugendliche, die keinen Einlass zu dem Friedenskonzert des westdeutschen Musikers Udo Lindenberg gefunden haben, versuchen am 25. Oktober 1983 vor dem Palast der Republik in Ost-Berlin die Absperrung durch die Volkspolizei zu durchbrechen. © picture-alliance / dpa Foto: Klar
Jugendliche, die keinen Einlass zum Lindenberg-Konzert gefunden haben, versuchen vor dem Palast der Republik die Absperrung der Volkspolizei zu durchbrechen.

Um 19 Uhr soll das Friedenskonzert beginnen. Der Palast der Republik ist für ungebetene Gäste abgesperrt. Mehrere Hundert Fans stehen hinter den Absperrgittern. Sie rufen immer wieder "Wir wollen Udo" und "Wir wollen rein". Vergeblich. Denn die rund 4.200 Karten sind an treue FDJ-Mitglieder vergeben worden. In den Stasi-Akten heißt es, dass nur "bewährte Jugendliche" ausgewählt wurden, die "durch hohe persönliche Aktivität besondere Leistungen zur Stärkung unserer Republik vollbracht" haben. Alle Konzertbesucher sollten "im Blauhemd" kommen, zudem wurden sie auf den Abend vorbereitet - inklusive "Hinweise zum aktiven Mitgestalten der Atmosphäre der Veranstaltung". Offenbar wurden die Teilnehmer zu "verhaltenem Applaus" aufgefordert. An den öffentlichen Kassen gab es keine Eintrittskarten zu kaufen. Die treuen Udo-Fans müssen also draußen bleiben. Die Stasi zählt rund 500 Jugendliche.

Überall nur "Blauhemden" und "linientreue Steiftiere"

Drinnen ist der Saal gut gefüllt. Egon Krenz gibt die Marschroute für den Abend vor: "Wir sind hier, um zu bekunden: Wir wollen leben und nicht in einem vom USA-Imperialismus angezettelten Atomkrieg untergehen! Wir wollen Frieden, Frieden und nochmals Frieden!" Um 20.40 Uhr betritt Udo Lindenberg mit seiner Band die Bühne. Beim Blick ins Publikum wird ihnen schlagartig klar: Da sitzen nur FDJler in ihren Blauhemden, keine echten Fans. "Drinnen saßen ja nur linientreue Steiftiere unter Valium, die echten Paniker forderten draußen ihren Udo", erinnert sich Lindenberg später. ARD-Korrespondent Peter Merseburger formuliert es in seinem Tagesthemen-Bericht so: "Das Publikum im Palast der Republik war so brav und diszipliniert, wie es ein Udo sonst nicht kennt."

VIDEO: Tagesthemen: Udo Lindenberg in Ost-Berlin (5 Min)

Der "Panik"-Rocker singt vier Lieder. Zwischen den Songs sagt er ans Publikum gewandt: "Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen." Und fordert dann, dass auch die sowjetischen Raketen aus der DDR verschwinden. Das DDR-Fernsehen überträgt ab 20 Uhr das Konzert zeitversetzt - und in voller Länge. Auch die Tagesschau um 20 Uhr berichtet am selben Abend über das "Friedenskonzert".

VIDEO: Tagesschau: Udo Lindenberg in Ost-Berlin (2 Min)

Tumulte am Absperrgitter: Udo-Fans verhaftet und geschlagen

Draußen ist die Stasi weiter im Großeinsatz. An den Absperrungen kommt es zu Tumulten. Die Volkspolizei zieht viele Jugendliche aus der Menge, es gibt etwa 50 Festnahmen. Auf den Wachen werden viele Jugendliche misshandelt. "Später habe ich dann erfahren, dass die VoPos viele von ihnen zusammengeschlagen und eingeknastet hatten. Nur, weil sie Fans von diesem Sänger mit Hut waren. Krank und pervers", urteilt Lindenberg. Er reist gegen Mitternacht wieder über die Invalidenstraße nach Westberlin aus. Die Ansammlung am Palast der Republik wird laut Stasi-Akten gegen 0.30 Uhr "komplett aufgelöst".

DDR-Tournee 1984 fällt aus

Aus der eigentlich fest zugesagten DDR-Tournee mit dem "Panik"-Orchester wird am Ende doch nichts. Obwohl bereits ein schriftlicher Vertrag vorliegt. Die DDR-Oberen bekommen offenbar kalte Füße. Im Januar 1984 teilt die FDJ der zuständigen Stasi-Hauptabteilung XX mit: "Die vorgesehene Tournee des Udo Lindenberg in der DDR wird nicht stattfinden." Die Information stammt aus erst nach der Wende zugänglichen Stasi-Unterlagen. Darin werden keine Gründe genannt. Das Risiko Lindenberg scheint wohl nicht kalkulierbar gewesen zu sein. Wie und wann der Musiker über die Absage informiert worden ist, ist nicht ganz klar. Laut "Berliner Zeitung" erfährt er aus dem Fernsehen davon. Tatsächlich berichtet die Tagesschau am 8. Mai 1984 über die geplatzte Tournee.

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Erst im Januar 1990 - knapp zwei Monate nach dem Mauerfall - kann Udo Lindenberg seine lang ersehnte DDR-Tournee antreten. Am 6. Januar 1990 trifft er in Suhl endlich auf seine Fans in Ostdeutschland. Rund 3.000 sind zur Konzerthalle gepilgert, um ihren Star zum ersten Mal live zu sehen. "Das ist ein großer Tag auch für mich als Privatmensch, nach all den Klemmigkeiten mit eurem Oberfuzzi Honecker", sagt Lindenberg auf der Bühne. Beim Auftaktkonzert spielt der damals 43-Jährige den "Sonderzug nach Pankow" gleich zweimal, im Original und in einer neuen Version. In der heißt es: "Der Whisky, der ist sehr lecker, den trinken wir jetzt ohne den Erich Honecker." Der mundet dann auch noch auf Konzerten unter anderem in Schwerin und Rostock.

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