"Lady of the Lake": Deutschlands erster Raddampfer auf der Elbe
Mit der "Lady of the Lake" kommt am 17. Juni 1816 das erste Dampfschiff nach Deutschland. Der Raddampfer verkürzt die Fahrtzeit von Hamburg nach Cuxhaven von zwei Tagen auf sieben Stunden.
Es ist eine revolutionäre Idee: Vor mehr als 200 Jahren will der schottische Reeder und Kaufmann Peter Kincaid erstmals in Deutschland eine Dampfschiff-Linie einrichten. Sie soll Hamburg mit Cuxhaven verbinden. Am 17. Juni 1816 macht mit der "Lady of the Lake" das allererste Dampfschiff im Hamburger Hafen fest und wird von neugierigen Einheimischen bestaunt.
Eine neue Technik erobert das Wasser
Die Technik, Schiffe über dampfgetriebene Schaufelräder anzutreiben und sie so unabhängig vom Wind zu machen, ist damals noch recht neu. 1807 fährt die "Clermont" als erstes Dampfschiff auf dem Hudson-River von New York nach Albany. Ab 1812 werden in Schottland die ersten fahrtüchtigen Dampfschiffe auf dem europäischen Kontinent gebaut. Auch die "Lady of the Lake" stammt aus einer schottischen Werft. Über das damals britische Helgoland fährt der nur 20 Meter lange und fünf Meter breite, hölzerne Raddampfer mit 24 Pferdestärken die Elbe hinauf in die Hansestadt.
Von Hamburg ins neue Seebad nach Cuxhaven
Das moderne Dampfschiff soll vor allem Sommerfrischler von der Hansestadt nach Cuxhaven und zurück befördern. Der Ort an der Elbmündung ist seit Kurzem ein Seebad. Von dem Seebäderdienst auf der Elbe erhofft sich Kincaid gute Einnahmen. Um vom Senat die Konzession für die Schifffahrtslinie zu erhalten, erwirbt er sogar das Hamburger Bürgerrecht.
Passagiere sind skeptisch und bleiben aus
Am 29. Juni 1816 startet die "Lady of the Lake" unter dem Kapitän John Watson Cook zu ihrer ersten Bäderreise. Bereits nach sieben Stunden legt der kleine Raddampfer in Cuxhaven an - ein Segelschiff brauchte damals für die Reise noch zwei bis drei Tage. Die Rückfahrt elbaufwärts dauert etwa neun Stunden. Doch die Hamburger sind skeptisch: Elbfischer fürchten, dass das Wirbeln der Schaufeln und der Lärm der Maschine die Fische vertreiben könnten.
Auch die Sommerausflügler nutzen statt des modernen Dampfschiffs lieber weiterhin die kleinen, wind- und wetterabhängigen Segelschiffe oder fahren gleich über Land mit der Postkutsche. Da die Passagiere ausbleiben, stellt Kincaid nur wenig später im Oktober 1816 die Dampfschiff-Linie wieder ein - die Zeit ist noch nicht reif dafür.
Erste Dampfschiffe etablieren sich wenig später
Das soll sich sehr bald ändern: Noch im selben Jahr läuft das erste in Deutschland gebaute Dampfschiff vom Stapel. Die "Prinzessin Charlotte von Preußen" geht 1817 in Betrieb und unternimmt Fahrten auf Havel und Spree. Ab April 1817 verkehrt erstmals ein Dampfschiff zwischen Berlin und Hamburg. 1833 eröffnet schließlich die "Hamburger Dampfschifffahrts-Compagnie" erneut eine Seebäderlinie zwischen Hamburg und Cuxhaven. Es ist der Anfang einer regelmäßigen Schiffsverbindung zwischen den beiden Städten, die mit Unterbrechungen bis 1983 existiert.
Seit 2003 fährt ein Katamaran
Mittlerweile ist die traditionsreiche Strecke auf der Elbe wieder sehr beliebt. Seit 2003 verkehrt in den Sommermonaten ein Katamaran zwischen Hamburg, Cuxhaven und Helgoland. Mit ihm dauert die Fahrt von den Hamburger Landungsbrücken nach Cuxhaven nur noch zweieinhalb Stunden.