Trotz Sanktionen: Russisches Holz im Verkauf?

Stand: 03.02.2025 11:03 Uhr

Recherchen von Markt liefern Anhaltspunkte, wonach auch jetzt russisches Holz in deutschen Baumärkten und Holzgroßhandlungen steht - trotz der Sanktionen der EU.

von Thomas Eckert, Wiebke Neelsen

Seit Juli 2022, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, ist der Import von Holz aus Russland in die EU und somit auch nach Deutschland verboten. Doch Russland war der zweitgrößte Holzlieferant der Welt.

Wie plausibel sind die Steigerungen anderer Holzexport-Länder?

Rund 137.000 Tonnen - so viel Holz hat das waldarme Kasachstan im Jahr 2023 in die EU exportiert. Zwei Jahre zuvor waren es mit 771 Tonnen sehr viel weniger. Das entspricht einer Steigerung um gigantische 18.000 Prozent innerhalb von zwei Jahren, so das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat).
Auch die türkischen Holz-Importe haben stark zugelegt. Zugleich sind im selben Zeitraum die russischen Importe in die EU um 99 Prozent eingebrochen - es waren ursprünglich gut 13,5 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Besitzen Kasachstan und die Türkei plötzlich so viel mehr Holz?

Untersuchung auf Herkunft von Hölzern im Labor

Markt hat stichprobenartig Holz in Baumärkten und Großhandlungen eingekauft - und diese Hölzer im Labor auf ihre Herkunft untersuchen lassen. "Holz besteht aus Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, davon gibt es verschiedene natürliche Varianten, die in Regionen unterschiedlich vorkommen, das nennt man Isotype. Deshalb können wir das als Musterabgleich nehmen, um Herkünfte nachzuweisen", erklärt Markus Boner vom Labor agroisolab.

Sibirische Lärche sei bei der Kundschaft sehr begehrt

Eingeschickt hat Markt Birken- und Lärchenproben. Insbesondere sibirische Lärche sei bei der Kundschaft sehr begehrt, weiß Johannes Zahnen. Er ist Tischler, Umweltingenieur und Holzhandels-Experte beim WWF. Im Holzgroßhandel und in Baumärkten gibt es die beliebte Holzart auch jetzt zu kaufen. Deklariert etwa als "Lärche" ohne Herkunftsangabe.

Händler verweisen auf "Lagerbestände"

Die Laboruntersuchung bringt Klarheit: Acht von elf Lärchenproben weisen Isotopenmuster auf, die typisch für russisches Holz sind. Bei den Birkenproben war auch eine russische Birkensperrholzplatte dabei. Die betreffenden Händler, darunter die großen Baumarktketten Bauhaus und Globus, verweisen in Bezug auf die Laborergebnisse auf "Lagerbestände".

Im Dezember dieses Jahres soll die neue EU-Waldrichtlinie EUDR in Kraft treten – dann ein Jahr später als ursprünglich geplant.

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Markt | 03.02.2025 | 20:15 Uhr

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