Spielzeug: Wie erkennt man sichere Produkte im Online-Handel?
Verletzungsrisiken bei Billigprodukten und Sicherheitslücken bei Smart Toys: Darauf sollten Verbraucher beim Online-Kauf von Spielwaren achten. Außerdem Tipps, woran sich sicheres Spielzeug erkennen lässt.
Mehr als die Hälfte aller Spielwaren wird in Deutschland mittlerweile online gekauft. Doch der Kauf im Netz hat seine Tücken: So ist auf Online-Plattformen manchmal nur durch eine gezielte Suche mit vielen Klicks nachvollziehbar, wo Hersteller ihren Firmensitz haben. Das Problem: Spielzeug, das außerhalb der Europäischen Union hergestellt wurde, kann gefährlich werden, denn es entspricht häufig nicht den EU-Sicherheitsstandards. Besonders häufig ist das bei Produkten aus Fernost der Fall.
Vorsicht bei Händlern mit Sitz außerhalb der EU
Wer bei Amazon oder Ebay bestellt, rechnet - anders als etwa bei Online-Marktplätzen wie Temu oder Shein - nicht unbedingt damit, direkt bei einem Händler aus Fernost zu kaufen. Doch genau das könne passieren, warnt die Verbraucherzentrale. Wenn die Anschrift in China oder einem anderen Land außerhalb der EU liegt, sei Vorsicht geboten. Das Gleiche gilt bei Verkaufsportalen, die gar keinen Hersteller angeben, sodass vor dem Kauf nicht nachzuvollziehen ist, woher das Produkt stammt. Zu finden sind Informationen über die Händler auf der Produktseite unter "Verkauf durch" oder "Angaben zum Verkäufer", erklären die Verbraucherschützer.
Sicherheitsmängel bei Spielzeug aus Fernost
Bei einem Testkauf des Verbandes der europäischen Spielzeugindustrie (TIE) fiel Spielzeug aus Fernost durch gravierende Sicherheitsmängel auf. Von den 19 Spielzeugen, die auf Temu gekauft wurden, entsprach keines den geltenden EU-Vorschriften. 18 der 19 Produkte stellten ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar. Zu den Gefahren gehören laut Testergebnis Schnittwunden, Ersticken, Strangulieren, Stichwunden und chemische Risiken.
Verbraucher haben meist keine rechtlichen Ansprüche
Wenn Spielzeuge aus Nicht-EU-Ländern nicht den deutschen Sicherheitsstandards entsprechen, defekt sind oder sich als Produktfälschungen entpuppen, haben Verbraucher meist keine Möglichkeit Ansprüche geltend zu machen, da sich die Hersteller nicht an hiesige Gesetze halten müssen. Häufig behalten sie das Produkt lieber, weil sich die Rücksendung schwierig gestaltet oder sich aufgrund hoher Kosten nicht lohnt.
Spielzeug genau unter die Lupe nehmen
Es empfiehlt sich daher, vor dem Kauf die Produktbeschreibungen genau zu lesen. Dort finden sich meist wichtige Angaben zu Größe, Material, Lieferzeiten, Hersteller und Herkunftsland. Sind die Informationen nicht zu finden, sollte man lieber vom Kauf absehen.
Nach Erhalt des Produkts sollte man dieses genau unter die Lupe nehmen. Grundsätzlich gilt: Es sollte keine spitzen Kanten oder abstehende Teile haben, die von Kleinkindern verschluckt werden könnten. Besonders Spielwaren für größere Kinder, beispielsweise Puppenhäuser, beinhalten häufig Plastikteile, an denen kleinere Kinder ersticken können. Spielzeuge mit langen Bändern, zum Beispiel Springseile, bergen Strangulationsgefahr.
Schlechter Geruch deutet auf Schadstoffe hin
Riecht das Produkt unangenehm, kann das ein Hinweis auf Schadstoffe sein, die Allergien auslösen können. Vor allem günstige Spielwaren unterliegen laut Verbraucherzentrale häufig keiner ausreichenden Sicherheitskontrolle. Aber auch teure Spielwaren können mangelhaft sein.
GS- und CE-Zeichen: Sicheres Spielzeug erkennen
Sicheres Spielzeug erkennen Verbraucher vor allem am GS-Zeichen, das für "Geprüfte Sicherheit" steht und damit die Standards des deutschen Produktsicherheitsgesetzes erfüllt. Die Kennzeichnung durch den Hersteller ist freiwillig. Das CE-Zeichen zeigt an, dass ein Produkt den EU-Richtlinien entspricht und dort verkauft werden darf. Es handelt sich aber nicht um ein Prüfzeichen für Produktsicherheit. Verbraucher sollten daher vor allem auf das GS-Zeichen achten. Vorsicht: Bei Online-Käufen aus dem Nicht-EU-Ausland ist das GS-Zeichen mitunter gefälscht. Vor allem bei sehr günstigem Spielzeug sollte man zudem immer skeptisch sein.
Auf folgende Punkte sollten Verbraucherinnen und Verbraucher beim Spielzeugkauf achten:
- Spitze Kanten oder abstehende Teile bergen Verletzungsgefahr
- Stabilität überprüfen, sich lösende Kleinteile bedeuten Erstickungsgefahr
- Verarbeitung prüfen (z.B. kaputte Nähte, Pressnähte oder aus Stofftieren austretende Füllungen)
- Starker Geruch und Abfärben deuten auf Schadstoffe im Produkt hin
- Angegebene Altersbeschränkungen beachten
- Auf GS- und CE-Zeichen achten
Smart Toys bergen Risiken
Intelligente Spielzeuge, sogenannte Smart Toys, sind mit Kameras, Mikrofonen oder Sensoren ausgestattet und in der Lage, Fragen zu beantworten, auf Befehle zu reagieren und so mit dem Kind in Interaktion zu treten. Das kann den kindlichen Lernprozess unterstützen. Zugleich bergen diese Spielzeuge auch Risiken, über die sich Eltern im Klaren sein sollten - insbesondere, wenn über das digitale Spielzeug eine ständige Verbindung ins Internet besteht. Schlimmstenfalls können, etwa über eine schlecht gesicherte Bluetooth-Verbindung, Unbekannte das Kind belauschen und mit ihm in Kontakt treten. Werden Daten auf Hersteller-Servern gesammelt, sind auch Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch möglich.
Deshalb sollte man Smart Toys bevorzugen, die Daten nur lokal verarbeiten und nicht mit einem externen Server verbunden sind. Daten sollten zudem nicht leichtfertig eingegeben, sondern auf das erforderliche Minimum beschränkt werden. Im Zweifelsfall rät die Verbraucherzentrale vom Kauf ab.
Nachhaltiges und faires Spielzeug kaufen
Die Begriffe "Öko" und "Bio" sind bei Spielzeug nicht geschützt. Wer online kauft, sollte sich daher in den Produktbeschreibungen genau über Herkunft und Material informieren, rät die Verbraucherzentrale. Bestimmte Gütesiegel geben dabei Orientierung. Bei Holzspielzeug mit einem "FSC"-Siegel etwa stammt das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Das "GOTS"-Siegel (Global Organic Textile Standard) steht für schadstoffarmes Stoffspielzeug mit Fasern aus Bio-Anbau. Am "WFTO"-Siegel (World Fair Trade Organization) sollen Verbraucher fair produziertes Spielzeug erkennen. Auch in zahlreichen Sozialwerkstätten sei fair produziertes Spielzeug erhältlich, so die Verbraucherschützer.