Rügen: Protest gegen geplanten LNG-Terminal
In Sassnitz-Mukran auf Rügen soll ein neuer LNG-Terminal entstehen. Tourismusunternehmen und Naturschützer protestieren. Selbst Wirtschaftsexperten halten den Bau für überflüssig.
Die Kreidefelsen, der Nationalpark Jasmund, weißer Sandstrand: Die Insel Rügen ist bei Touristen besonders wegen der unberührten Natur beliebt. Doch die soll massiv beeinträchtigt werden. Die Bundesregierung plant ein LNG-Terminal in Sassnitz-Mukran: Schiffe aus aller Welt sollen Flüssiggas auf die Urlaubsinsel bringen. "Alle Touristen werden es sehen und hören. Wir werden zum Industriegebiet", sagt der Binzer Tourismus-Chef Kai Gardeja und rechnet mit rückläufigen Urlauberzahlen.
Lärm der Tanker ist schon jetzt ein Problem
Schon jetzt transportieren Tanker Gas durch die Ostsee vor Rügen nach Lubmin, denn dort steht bereits ein LNG-Terminal. Im Touristen-Hotspot Binz sind die Schiffe deutlich hörbar, sagt Anwohner Michael Schade: "Sie hören ein leichtes Vibrieren, so einen Ton, der richtig nervig wird und irgendwann ins Unterbewusstsein eindringt. Und dann werden Sie das nicht mehr los."
NABU: Umwelt wird zerstört
Damit das Gas von Rügen aufs Festland kommt, soll eine 50 Kilometer lange Rohrleitung verlegt werden. "Ein völliger Irrsinn, das zerstört den Meeresboden", sagt NABU-Umweltschützerin Marlies Preller. Sie rechnet damit, dass die großen Schiffe die Lebewesen im Wasser stören.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Terminal überflüssig
Mit dem Standort Sassnitz-Mukran soll es dann fünf LNG-Standorte in Deutschland geben. Die Bundesregierung will so Versorgungsengpässe im Gasnetz ausgleichen. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die Pläne für überdimensioniert. Sie prognostiziert, dass das Flüssiggasterminal auf Rügen nicht ausgelastet sein wird, da es schon so viele in Deutschland gibt: "Es ist schlichtweg überflüssig", sagt sie.
Gas aus Rügen als Sicherheitspuffer
Das Bundewirtschaftsministerium kontert, dass das nur gilt, wenn "keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten (zum Beispiel Sabotage)". Mit der LNG-Anlage auf Rügen soll ein Sicherheitspuffer geschaffen werden. Die Deutsche ReGas, die das Terminal betreiben könnte, verspricht zudem: LNG ist umweltfreundlich und sicher.
Deutsche Umwelthilfe will klagen
Auf Rügen wird schon seit Anfang des Jahres ein geeigneter Standort gesucht. Im Januar war sogar im Gespräch, die LNG-Anlage in der Nähe des Strandes vor Binz zu errichten. Durch Proteste haben das die Anwohner verhindert und auch jetzt wollen sie weiter kämpfen - mit Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe. Die will eine Klage gegen die Pläne einreichen.