Ein Löffel mit Manuka-Honig. © Colourbox Foto: -

Propolis, Manuka-Honig und Gelee Royale: Wie gesund sind Bienenprodukte?

Stand: 06.05.2022 13:39 Uhr

Angeblich stärken Gelee Royale und Propolis das Immunsystem und Manuka-Honig kann Entzündungen heilen. Solche Aussagen sind nicht belegt. Dennoch sind viele Menschen bereit, eine Menge Geld dafür auszugeben.

von Saskia Engels

Manuka-Honig kommt aus den bergigen Regionen Neuseelands. Dort wächst die Südseemyrthe, deren Blätter und Rinde schon die Maori zur Wundheilung nutzten. Sammeln die Bienen den Nektar dieser Pflanze, entsteht daraus der begehrte Manuka-Honig. Das Besondere: der hohe Methylglyoxal-Gehalt (MGO), der bei der Umwandlung des Nektars im Darm der Biene entsteht. Diesem Zuckerabbauprodukt wird eine hohe antibakterielle Wirkung nachgesagt - es soll helfen bei Entzündungen, Magen-Darm-Problemen oder Erkältungen.

Methylglyoxal - der begehrte Inhaltsstoff von Manuka-Honig

Auch normaler Honig enthält Methylglyoxal, doch in viel geringeren Mengen. Sind es bei einem gewöhnlichen Honig um die 5 Milligramm pro Kilogramm, kommt der Manuka-Honig auf 650 Milligramm pro Kilogramm und mehr. Je höher der Methylglyoxal-Gehalt, desto teurer der Honig: Ein 250-Gramm-Glas kann schnell 50 Euro kosten.

Antibakterielle Wirkung nur im Laborversuch bestätigt

Inwieweit Manuka-Honig bei einer innerlichen Anwendung wirklich Entzündungen oder anderen Beschwerden entgegenwirken kann, dafür gibt es noch keinen Nachweis. Die antibakterielle Wirkung des Honigs gegen bestimmte Keime konnte bislang nur bei Zellkulturversuchen im Labor nachgewiesen werden. Gut belegt ist lediglich die antibakterielle Wirkung des Manuka-Honigs bei äußerlicher Anwendung zur Wundheilung. Dafür eignet sich der als Lebensmittel verkaufte Manuka-Honig allerdings nicht, sondern nur medizinischer Manuka-Honig.

Gefälschter Manuka-Honig auf dem Markt

In Neuseeland hat die Entdeckung des antibakteriellen Methylglyoxals im Honig einen wahren Boom ausgelöst, den sich die Hersteller teuer bezahlen lassen. Der Stoff lässt sich allerdings auch künstlich herstellen und das nutzen Honigfälscher aus. Rund 2.000 Tonnen Manuka-Honig werden auf Neuseeland im Jahr geerntet. Weltweit verkauft werden aber mehr als 10.000 Tonnen - offenbar ein lohnendes Geschäft, das nicht immer leicht zu entlarven ist.

Nicht alle Manipulationen können über Labortests entdeckt werden. Gibt es den Honig zum Schnäppchen-Preis, ist der Methylglyoxal-Gehalt in der Regel niedrig und die Wahrscheinlichkeit einer Fälschung umso höher.

Gelee Royale - die Nahrung der Bienenkönigin

Nur die Bienenkönigin wird mit der speziellen Nahrung Gelee Royale gefüttert. Sie lebt etwa 40-mal länger als gewöhnliche Arbeitsbienen und legt am Tag bis zu 3.000 Eier. Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versuchen gerne, die Wirkung des Gelee Royale auf den Menschen zu übertragen und bieten den Futtersaft der Königin in Trinkampullen oder Kapseln an. Allerdings entbehren Behauptungen, der Verzehr von Gelee Royale könne das Immunsystem stärken, die Lebenserwartung verlängern oder die Fruchtbarkeit erhöhen, jeder wissenschaftlichen Grundlage. Daher ist es auch verboten, mit solchen Aussagen auf der Verpackung zu werben.

Zweifelhafte Gesundheitsversprechen auf Produkten

Eine Biene sitzt auf einer lila Blüte © NDR Foto: Angela Kittelmann aus Stavenhagen
Bienenprodukte gelten als gesund - das nutzen einige Hersteller auch für die Vermarktung ihrer Produkte.

Hersteller greifen daher gerne zu einem beliebten Trick: Sie setzen Vitamine hinzu, für die gewisse Gesundheitsaussagen auf der Verpackung erlaubt sind. Nicht immer wird für Verbraucher auf den ersten Blick kenntlich gemacht, dass sich die Aussagen nicht auf das enthaltene Gelee Royale beziehen, sondern etwa auf das zugesetzte Vitamin C.

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Gelee Royale

Die Gewinnung von Gelee Royale ist sehr arbeitsintensiv und lohnt sich in Europa kaum. Der Stoff wird hauptsächlich in Asien gewonnen, jedoch sind Bienenprodukte von dort immer wieder durch Rückstände von Arznei- oder Pflanzenschutzmitteln aufgefallen. Es besteht also die Gefahr, dass sich gerade in Gelee Royale ein Cocktail an unerwünschten Rückständen findet.

Hinzu kommt, dass die Gewinnung von Gelee Royale das Bienenvolk in eine extreme Stresssituation versetzt. Für naturnah wirtschaftende Imker hierzulande kommt die Produktion dieses Stoffs nicht in Frage.

Vorsicht bei Allergien

Empfindliche Menschen, die an Atopie oder Asthma bronchiale leiden, sollten bei Produkten mit Gelee Royale extrem vorsichtig sein, denn es kann zu schweren allergischen Reaktionen führen. Auch wer allergisch auf Bienen- oder Wespenstiche reagiert, sollte die Produkte meiden.

Propolis: Antibakterielle Wirkung im Bienenstock

Um zugige Ritzen und Spalten im Bienenstock abzudichten, stellen Bienen Propolis her, eine Substanz aus verschiedenen Baumharzen, Pollen, Wachs und ätherischen Ölen. Als eine Art Tapete wird Propolis auch zum Auskleiden der Waben von den Bienen verwendet. Propolis wirkt antibakteriell gegen Bakterien und Pilze im Bienenstock.

Gesundheitsbezogene Werbeaussagen für Propolis nicht zugelassen

Aufgrund dieser Eigenschaften hat die Alternativmedizin Propolis für sich entdeckt. Auch Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, Arzneimitteln, Sprays oder Salben sind auf den Zug aufgesprungen. Allerdings gibt es bislang keine wissenschaftlich anerkannten Studien, die Hinweise darauf geben würden, dass Propolis in Nasensalben oder -sprays gegen Infekte bei Menschen helfen würde. Genauso wenig ist belegt, dass Propolis als Tinktur oder in Kapseln gegen Grippe- oder Darminfekte wirkt. Insofern ist auch keine einzige gesundheitsbezogene Werbeaussage für Propolis auf Produkten zugelassen.

Bienenprodukte können giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten

Es ist außerdem möglich, dass Bienenprodukte wie Propolis oder auch Gelee Royale giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Das sind natürliche Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen, die beim Menschen das Erbgut schädigen und Krebs hervorrufen können. Propolis aus bestimmten Regionen oder Ländern kann besonders stark belastet sein.

Noch ist zu wenig über mögliche Risiken von Propolis bekannt, daher sollten Schwangere und Stillende das Bienenprodukt besser ganz vermeiden. Hinzu kommt, dass Propolis ein hohes allergisches Potenzial besitzt. Wer eine Bienen- oder Wespenstichallergie hat, sollte lieber ebenfalls auf Produkte mit Propolis verzichten.

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Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 09.05.2022 | 21:00 Uhr

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