Ein Nutria steht am Ufer eines Flusses. © NDR

Biber, Wildschwein, Nutria: Wildtiere richten Schäden an

Stand: 31.03.2022 11:45 Uhr

Wildschweine, Nutrias und Biber sorgen in Gärten und auf Feldern für ein Bild der Verwüstung. Der Schaden geht in die Millionen. Gegen die Invasion der Wildtiere helfen zum Teil nur radikale Maßnahmen.

von Wiebke Neelsen

Wildschweine dringen in Gärten ein und graben den Rasen um. Frischlinge streunen auf der Suche nach Futter durch Wohngebiete. Nutrias, auch als Biber-Ratten bekannt, fressen Landwirten die Felder kahl. Im Norden kommen sich Wildtiere und Menschen immer häufiger ins Gehege.

Nutrias greifen Hunde und Menschen an

Nutrias sehen ähnlich aus wie Biber. Auch sie haben orangefarbene Zähne, aber einen Rattenschwanz. Dabei sind Nutrias und Ratten ganz verschiedene Tierarten. Ratten sind Allesfresser, Nutrias hingegen ernähren sich überwiegend von Pflanzen.

Die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nutrias breiten sich schnell aus, weil sie sich ganzjährig vermehren und schon im Alter von wenigen Monaten geschlechtsreif sind. Die durch den Klimawandel bedingten milden Winter der vergangenen Jahre sorgen dafür, dass auch viele Jungtiere überleben. Außerdem haben sie hierzulande keine natürlichen Feinde.

Nutrias richten vor allem Schäden an Gewässern und auf Feldern an:

  • Im südwestlichen Mecklenburg-Vorpommern haben Nutrias fast jedes Gewässer geschädigt und sorgen für Reparaturkosten in fünfstelliger Höhe pro Jahr bei den Wasser- und Bodenverbänden. Landwirte können ihre Felder zum Teil nicht bis an die Uferkante bewirtschaften, weil diese nach unten absackt. Die Nutrias haben den Uferbereich unterhöhlt. Landmaschinen drohen an beschädigten Uferkanten in die Böschung zu rutschen.
  • Auch auf Maisfeldern treiben Nutrias ihr Unwesen und vernichten dabei einen Teil der Ernte. Im Osnabrücker Stadtgebiet haben Nutrias vereinzelt Hunde und Menschen gebissen.
  • In Curslack und Kirchwerder, im südöstlichen Hamburg direkt an der Elbe, siedeln sich mehr und mehr Nutrias an: Wurden in der Jagdsaison in Hamburg 2018/19 erst 313 Nutrias geschossen, waren es 2020/21 mit 1447 fünfmal so viele. Landwirte berichten über Schäden an Raps- und Maispflanzen, der Ent- und Bewässerungsverband Marsch- und Vierlande über Schäden an Böschungen und Gräben und teils umgestürzte, angenagte Bäume.

Gegen Nutrias helfen Fallen, in denen die Tiere lebend gefangen werden. Der Abschuss der Tiere ist eine weitere Möglichkeit, um die Ausbreitung der Nutrias in Grenzen zu halten. Nutrias sind allerdings lernfähig und verstecken sich. Eine Jagd ist deshalb schwierig. Das Fleisch der Tiere ist außerdem kaum verkäuflich, da viele Leute die Nutrias wegen ihrer optischen Verwandtschaft zur Ratte unappetitlich finden.

Wildschweine aus Gärten vertreiben

Auch Wildschweine vermehren sich stark. Allein in Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der erlegten Tiere seit dem Jahr 2000 verdreifacht. Durch die milden Winter haben viele Wildschweine überlebt. In Städten finden sie ein attraktives Angebot an Nahrung, zum Beispiel Abfälle. Auch Maisfelder sind für Wildschweine attraktiv.

Die Tiere durchwühlen Vor- und Kleingärten, vereinzelt greifen die Tiere auch Hunde an. In Deutschland haben Wildschweine keine natürlichen Feinde.

Um Wildschweine aus Gärten zu vertreiben, setzen einige auf Vergrämung durch Duftstoffe wie Chilibeize oder Geschmacksstoffe wie sogenannte Wildrepells. Für besonders effektiv halten Jäger eine Einfriedung mit ausreichend stabilen Zäunen, ideal sind Elektrozäune. Der Zaun sollte mindestens 50 Zentimeter tief eingegraben werden und bestenfalls einen Betonsockel haben. Eine Höhe von mindestens 1,20 Meter verhindert, dass die Tiere über den Zaun springen.

Biber stehen unter Naturschutz

Der heimische Biber ist das größte Nagetier Europas und galt lange Zeit fast als ausgerottet. Nun siedelt er sich in einigen Regionen verstärkt an - und sorgt mit seinen Dämmen und Bauten für Schäden. So musste die Gemeinde Vielank in Mecklenburg-Vorpommern schon mehrfach eine durch Bibertunnel marode Straße reparieren. Südlich von Hannover sorgen Biber seit Monaten dafür, dass eine Ackerfläche überflutet und damit landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar ist.

Weil Biber laut EU-Recht unter Naturschutz stehen, dürfen sie in der Regel nicht getötet werden. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei Hochwasser ab Alarmstufe III, ist das Töten von Bibern zulässig. Den von Bibern geplagten Gemeinden bleibt also nichts anderes übrig, als Biberdämme im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten immer wieder zu entfernen.

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