Ochsenweg: Mit dem Rad von Wedel bis nach Flensburg
Zwischen Dänemark und der Elbe verläuft der historische Ochsenweg. Wo früher Rinderherden nach Süden getrieben wurden, können Radfahrer heute viel entdecken.
Vor rund 400 Jahren hat sich zwischen Jütland und der Elbe ein besonderes Schauspiel ereignet: Bis zu 50.000 Ochsen wurden alljährlich im März von ihren dänischen Weidegründen nach Norddeutschland getrieben, um die Städte mit Fleisch zu versorgen. Heute bietet die in beiden Richtungen ausgeschilderte Route Radfahrern die Möglichkeit zu einer Entdeckungsreise durch abwechslungsreiche Natur und vorbei an zahlreichen historisch und archäologisch bedeutsamen Sehenswürdigkeiten.
245 Kilometer zum Radeln oder Wandern auf der Via Jutlandica
Da nicht mehr alle Abschnitte der Originalroute befahrbar sind oder inzwischen zu Schnellstraßen ausgebaut wurden, führt der heutige 245 Kilometer lange, touristische Weg streckenweise parallel zum ursprünglichen Ochsenweg. Asphaltierte Radwege wechseln sich ab mit Wirtschaftswegen und Originaltrassen. Im deutschen Abschnitt ist die Strecke überwiegend flach und daher auch für Anfänger und Familien geeignet. Wanderer laufen die Via Jutlandica, den Jütlandischen Jakobsweg. Dieser orientiert sich ebenfalls am Verlauf des Ochsenweges.
Von Wedel bei Hamburg nach Uetersen
Der südlichste Punkt des Radwanderweges liegt in Wedel, westlich von Hamburg, von wo aus es zunächst nach Uetersen geht. Dort teilt sich die Strecke in eine östliche und eine westliche Route, die bei Rendsburg wieder zusammenkommen. Diese Teilung in zwei Strecken gab es auch schon vor 400 Jahren. Der Grund war die Konkurrenz verschiedener Hafenstädte und Grenzübergänge.
In Uetersen sollte man unbedingt einen Besuch im Rosarium einplanen. Die Anlage liegt idyllisch an einem alten Mühlenteich und zeigt mehr als 30.000 Rosen etwa 900 verschiedener Sorten.
Östliche Route: Über Bad Bramstedt und Neumünster
Die östliche Route führt durch weitläufige Moor- und Waldgebiete, vorbei an der Schusterstadt Barmstedt bis in den Kurort Bad Bramstedt. Hier bietet sich eine Pause im Schloss oder im Wildpark Eekholt an. Zwischen Auerhähnen, Fischottern und Rotwild - auf der 67 Hektar großen Fläche kann man über 100 heimische Tierarten beobachten. Die Strecke verläuft weiter über Neumünster, wo sich Abstecher ins Textilmuseum Tuch + Technik und den Skulpturenpark lohnen. Ab Nortorf durchquert man die grüne Landschaft entlang der Bokeler Au.
Westliche Route: Über Elmshorn und Itzehoe
Wer sich für die westliche Route entscheidet, radelt durch die Seestermüher Marsch. Auf dem Weg nach Elmshorn geht es an dem Naturschutzgebiet Liether Kalkgrube vorbei, in dem man steinerne Reste eines Urmeeres und seltene Tiere entdecken kann. Entlang an Itzehoe schlängelt sich die Stör und führt durch zahlreiche Auen und große Waldflächen bis nach Hohenweststedt.
Von Rendsburg bis zum Danewerk
Kurz vor Rendsburg finden die beiden Routen wieder zusammen und unterqueren den Nord-Ostsee-Kanal durch einen Fußgängertunnel. In Rendsburg selbst leitet die sogenannte blue line, eine 3,2 Kilometer lange, blaue Markierung, einmal quer durch die Stadt und lädt dazu ein, die örtlichen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Weiter nördlich gelangt man zu den berühmten Ochsenweg-Hörnern in Kropp, einem Kunstwerk, und zu Teilen des ehemaligen Wikinger-Grenzwalls Danewerk. Dieser ist streckenweise gut erhalten und besteht aus einem Erdwall, stellenweise kombiniert mit Steinmauern oder Holzpalisaden. Zusammen mit der nahegelegenen Wikingersiedlung Haithabu gehört das Danewerk seit 2018 zum UNESCO Welterbe.
Von Schleswig bis Flensburg
In Schleswig sollte man sich die im Schloss Gottorf ausgestellten Moorleichen sowie das Nydamboot, das mit fast 1.700 Jahren älteste erhaltene und seetüchtige Ruderboot Nordeuropas, nicht entgehen lassen. Wer noch ältere Zeitzeugnisse sehen möchte, radelt in Richtung Flensburg durch den Arnkiel-Park zu einem rekonstruierten Großsteingrab aus der Jungsteinzeit. Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich außerdem der sogenannte Poppostein, ein Hünengrab, das aus der gleichen Epoche stammt.
Der nördlichste Punkt des deutschen Ochsenweges ist schließlich Flensburg, wo die malerische Altstadt und der historische Hafen zum Verweilen einladen. Wer möchte, kann von hier aus noch weiter bis an die deutsch-dänische Grenze bei Pattburg (Padborg) fahren. In Dänemark setzt sich die historische Route als beschilderter Radweg "Hærvejen" (Heerweg) weiter nach Norden bis Viborg fort.