Flensburg: Sehenswertes in der Altstadt und an der Förde
Seefahrt, Rum-Handel und das dänische Erbe prägen die nördlichste kreisfreie Stadt Deutschlands. Flensburgs hübsche Altstadt bietet einen Einblick in die spannende Stadtgeschichte.
Flensburg liegt malerisch an der Förde und unmittelbar an der Grenze zu Dänemark. Viele Jahrhunderte gehörte die Stadt zum dänischen Hoheitsgebiet, ab 1864 zu Preußen. Die heutige Grenze besteht seit 1920, aber die Nähe zum Nachbarland ist noch immer zu spüren. Es gibt mehrere dänische Schulen, dänische Kulturvereine und eine dänische Tageszeitung.
Ein Bummel zwischen Nordertor und Südermarkt
Da Flensburg im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, finden Besucher in der hübschen Altstadt noch viele Spuren der mehr als 700-jährigen Geschichte: enge Gassen, große Plätze und traditionsreiche Kaufmannshöfe sowie Gebäude im Stil der Backsteingotik wie die St. Marien- und die St. Nikolai-Kirche. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten lassen sich bei einem Bummel durch die Fußgängerzone zwischen Nordertor und Südermarkt entdecken.
Hafen und Rum brachten Wohlstand
Die Entwicklung Flensburgs ist wegen der Lage an der Förde eng mit der Seefahrt verknüpft. Im 18. Jahrhundert besaß die Stadt einen der bedeutendsten Handelshäfen für die Schiffe der Westindien-Flotte. Sie brachten Rohrzucker und Roh-Rum von den Karibikinseln in ihre Heimatstadt, wo er zu Zucker und trinkbarem Rum verarbeitet wurde. Damit wurde Flensburg zu einem der wichtigsten Standorte der Zuckerproduktion im dänischen Gesamtstaat und zur Rum-Stadt mit mehr als 200 Firmen aus dieser Branche.
Heute ist die Tradition des Destillierens fast nur noch Geschichte, aber die Stadt kann mit dem einzigen Rum-Museum Deutschlands sowie einer Rum- und Zucker-Meile aufwarten. Sie führt zu 20 Stationen quer durch die Altstadt und dokumentiert mit Hinweisschildern und einem kostenlosen Faltblatt die Bedeutung des Rums für Flensburg in den vergangenen 250 Jahren.
Oldtimer bestaunen bei der Rum-Regatta
Erinnerungen an alte Zeiten bietet auch die Rum-Regatta, die seit 1980 jedes Jahr am Wochenende nach Himmelfahrt stattfindet. Das größte Treffen historischer Gaffelsegler in Nordeuropa ist allerdings keine Regatta im Sinn eines Wettkampfs, sondern eine gemütliche Geschwaderfahrt inklusive eines Hafenfestes. Um den Ehrgeiz der Segler zu bremsen, gibt es nur für den Zweitplatzierten einen Gewinn - eine Drei-Liter-Flasche Rum. Alle anderen werden mit "Schrottpreisen" bedacht.
Maritime Entdeckertour im Hafen
Der Hafen, der an die Altstadt grenzt, ist noch immer ein wichtiger und zentraler Ort. Von hier haben Besucher einen schönen Blick auf die Stadt, können mit Ausflugsschiffen zu Fahrten auf der Förde oder nach Dänemark starten oder bei einem Spaziergang in die maritime Atmosphäre eintauchen. Nicht verpassen sollte man den Historischen Hafen mit klassischen Segeljachten und alten Kuttern. Eine Besonderheit ist der restaurierte Salondampfer "Alexandra". Direkt am Museumshafen befinden sich in einem ehemaligen Zollspeicher ein Schifffahrtsmuseum und das Rum-Museum mit einer Multimedia-Installation zur Geschichte des Rum-Handels.
Flensburgs Marina und stadtnahe Strände
Am östlichen Fördeufer liegt der Stadtteil Mürwik. Auf einem ehemaligen Marinegelände ist das Hafenviertel Sonwik entstanden. Denkmalgeschützte Marinegebäude wurden zu Apartmenthäusern umgebaut. Direkt davor entstand eine moderne Marina. Auch im Gastsegler-Hafen nahe der Hafenspitze sowie im Jachthafen Wassersleben an der dänischen Grenze sorgen Segler und andere Wassersportler für reges maritimes Leben.
Zwar ist Flensburg kein klassischer Badeort, doch stadtnahe Strände locken bei gutem Wetter zahlreiche Bewohner an die Förde. Etwas nördlich von Mürwik befindet sich der schöne Strand Solitüde. Auf der gegenüberliegenden Fördeseite können Sonnenhungrige die Badestelle Ostseebad, die am Stadtrand in Richtung Wassersleben liegt, besuchen.
Blick vom Wasserturm über Flensburg bis nach Dänemark
Eine weitere - allerdings unbekanntere - Sehenswürdigkeit in Mürwik ist der Wasserturm. Der Bau von 1960 steht im Volkspark und ist einer von zwei modernen Wassertürmen in Schleswig-Holstein. Der Architekt Trautwein wollte mit seinem Entwurf die Form der Baumkronen nachzeichnen. 18 Betonbögen stützen den Speicher, der bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser fasst. Die knapp 100.000 Einwohner Flensburgs nennen ihren Wasserturm liebevoll "Blumenvase". Von Mai bis Ende September können Besucher nicht nur das beeindruckende Innenleben besichtigen, sondern von der Aussichtsplattform auch einen tollen Blick über die Fördestadt bis nach Dänemark genießen.
Kunst auf dem Museumsberg und Phänomenta
Für Kunstinteressierte lohnt sich ein Besuch auf dem Museumsberg in der Altstadt. Ein städtisches Museum bietet dort einen Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte des ehemaligen Herzogtums Schleswig vom 13. bis zum 20. Jahrhundert. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Möbelsammlung des Flensburger Möbelfabrikanten und Museumsdirektors Heinrich Sauermann (1842-1904). Sie umfasst mehr als 900 Stücke und reicht vom mittelalterlichen Schrank bis zur klassizistischen Wohnkultur. In einem zweiten historischen Gebäude sind Kunstwerke aus Schleswig-Holstein vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu sehen.
An Wissenschaftsinteressierte richtet sich das Mitmach-Museum Phänomenta in der nördlichen Altstadt direkt am Nordertor. An zahlreichen Experimentier-Stationen können Besucher dort Naturgesetze auf eigene Faust erkunden und so besser zu verstehen.