Robbe & Berking: Silberschmiede von Weltruf
Edles Tafelsilber für Gutbetuchte: Darin ist die Flensburger Manufaktur Robbe & Berking europäischer Marktführer. Das Familienunternehmen, das rund 170 Mitarbeiter beschäftigt, begann 1874 ganz klein - mit einer einfachen Werkstatt.
Ob im Luxushotel, auf dem Kreuzfahrer "MS Deutschland" oder im Kreml: Wer dort isst, hält mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Silberbesteck "made in Flensburg" in den Händen. Das Tafelsilber mit der Punzierung "R&B" stammt aus der Manufaktur Robbe & Berking. Das Unternehmen von der Förde ist einer der größten Hersteller von edlem Silberbesteck weltweit.
Tradition wird groß geschrieben
Sowohl bei der Fertigung als auch bei den Produkten setzten die Flensburger auf Tradition. Alles ist Handarbeit, bis zum fertigen Besteckteil sind mehr als 40 Arbeitsgänge notwendig. Ausstanzen, walzen, schleifen, gravieren mit einem Sichel: Die Herstellung erfolgt noch genauso wie früher. "Wenn mein Ururgroßvater heute durch den Betrieb ginge, würde er das allermeiste wiedererkennen. Da sieht schon vieles verdammt ähnlich aus wie damals", sagt Oliver Berking. Er führt den Familienbetrieb seit 1997 in fünfter Generation. Zehn Filialen in Deutschland und Österreich unterhält das Unternehmen, neben Flensburg unter anderem in Hamburg, Kiel und Hannover. Das war nicht immer so.
Robbe & Berking: Von der Kleinstwerkstatt zur Besteckfabrik
Den Grundstein für das Unternehmen legt Nikolaus Christoph Robbe 1874. Der arbeitslose Gold- und Silberschmied meldet ein Handwerk an. Zusammen mit seiner Frau Luise betreibt er in der Angelburger Straße eine Werkstatt, repariert Schmuck, macht Gravuren. Gut leben können die beiden und ihre vier Kinder davon nicht.
Das ändert sich erst gut 20 Jahre später, als ein Teilhaber ins Geschäft einsteigt: Robert Berking. Der junge Goldschmied aus Braunschweig hat sich in Robbes Tochter Henriette verliebt. Berking bringt sein Erbe in Höhe von 3.000 Mark und eine neue Geschäftsidee in die Werkstatt ein. Er stellt Besteckschmiede ein und verkauft die Silberbestecke bis nach Hamburg - mit Erfolg. 1905 arbeiten bereits elf Schmiede bei Robbe & Berking, die Werkstatt platzt aus allen Nähten. 1908 zieht die Schmiede in ein eigenes Haus in der Sophienstraße. Im selben Jahr stirbt Robert Berking bei einem tragischen Badeunfall im Alter von nur 36 Jahren. Seine Witwe und sein Schwiegervater führen das Geschäft weiter, bis Sohn Theodor - ebenfalls ein ausgebildeter Silberschmied - das Ruder übernimmt.
NS-Zeit: Verdienstkreuze statt Silberbesteck
In den 30er-Jahren läuft das Geschäft gut. Robbe & Berking verkauft nun unter dem Namen "Nordische Silberwarenfabrik" viele Bestecke an Juweliere - sie sind ein beliebtes Hochzeitsgeschenk. Im Juni 1943 muss die Schmiede schließen - "zur Freimachung von Arbeitskräften für den kriegswichtigen Einsatz" heißt es in der Anordnung der NS-Behörden. Statt Bestecke zu schmieden stanzt die Werkstatt nun Heeresabzeichen und Verdienstkreuze. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erlauben die britischen Besatzer Robbe & Berking wieder zu produzieren. Doch Rohstoffe sind Mangelware und so entstehen zunächst nur Aschenbecher und Pfeifenhalter aus Aluminiumresten.
Mit neuen Formen und Beharrlichkeit zum Weltmarktführer
In der Nachkriegszeit mit Silberbesteck auf dem Markt Fuß zu fassen, ist nicht leicht. Stahlbesteck in neuem Design kommt in Mode und macht dem teuren Tafelsilber Konkurrenz. 1958 übernimmt der 28-jährige Robert Berking die Geschäftsleitung von seinem Vater. Er entwirft auch modernes Besteck, allerdings aus Silber. Langsam geht es bergauf, auch wenn der Marktanteil in Deutschland noch gering ist. Aufträge aus dem Ausland kommen hinzu. "Wir sind Schritt für Schritt über die Jahrzehnte ein bisschen größer geworden. Als mein Vater Ende der 50er-Jahre anfing, waren wir glaube ich schon fast 100 Mitarbeiter", sagt Oliver Berking. In den 80er-Jahren ist es geschafft - Robbe & Berking ist Weltmarktführer in einem kleinen, aber feinen Segment.
Heute hat das Unternehmen rund 170 Mitarbeiter und behauptet sich noch immer als Marktführer in Deutschland und Europa. Bestecke, die Robert Berking nach dem Krieg entwickelt hat, wie etwa "Belvedere" oder "Martelé", sind inzwischen Klassiker und nach wir vor gefragt. Da ist es nur logisch, dass Robbe & Berking für jedes seiner Silber- und versilberten Bestecke eine Nachkaufgarantie bis 2040 gibt.
Edelmetall als neues Geschäftsfeld für Robbe & Berking
Doch das Unternehmen setzt nicht allein auf Altbewertes. Seit 2009 verkauft Robbe & Berking auch Münzen und Barren aus Silber und Gold. Besonders in Zeiten der Finanzkrise setzten offenbar viele Anleger auf Edelmetalle, deren Preise in den vorangegangenen Jahren stark schwankten. In zehn eigenen Geschäften in Deutschland und Wien verkauft und kauft das Unternehmen inzwischen die kostbaren Stücke ebenso wie online über das Internet.
Der Markt für Silberbesteck ist heute hingegen nur noch ein sehr kleiner, aber Oliver Berking ist optimistisch, was die Zukunft angeht: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es auch in Zukunft immer Menschen geben wird, die den Tisch besonders decken und die ein silbernes Besteck auf dem Tisch haben wollen." Um sein Erbe muss er sich ebenfalls nicht sorgen. Berking hat sechs Kinder - eines wird das Geschäft sicherlich weiterführen.