Haithabu: Welterbe und Wikinger-Museum an der Schlei
An den Ufern der Schlei lag im 10. Jahrhundert das größte Handelszentrum Nordeuropas: die Wikinger-Siedlung Haithabu. Heute ist sie Weltkulturerbe. Ein Museum zeigt viele original Fundstücke.
Gefürchtet und bewundert: Die Wikinger und ihre Kultur faszinieren. In Haithabu bei Schleswig zeigt das Wikinger-Museum, wie die Nordmänner vor rund 1.000 Jahren gelebt haben. Haithabu war die südlichste Siedlung der Wikinger und im 10. Jahrhundert das wichtigste Handelszentrum im Ostseeraum. Im Jahr 1066 wurde der Ort, in dem zur Blütezeit bis zu 2.000 Menschen lebten, überfallen und zerstört. Seit 2018 zählt Haithabu gemeinsam mit dem mittelalterlichen Schutzwall Danewerk zum UNESCO-Welterbe.
Funde aus der Wikingerzeit
Bis heute zeugt ein Halbkreiswall, der einst als Schutzwall diente, von der einstigen Siedlung. Im Jahr 1900 begannen die ersten Ausgrabungen. Seitdem finden Archäologen auf dem Gelände immer wieder Werkzeuge, Schmuck und Alltagsgegenstände aus der Wikingerzeit. Der Großteil Haithabus ist jedoch noch nicht ausgegraben, die Forschung geht weiter.
Die Welt der Wikinger im Museum
Was die Ausgrabungen und Forschungen bisher zu Tage gebracht haben, ist in der modernen Ausstellung im Museum zu sehen. Sie ist in mehreren miteinander verbundenen Häusern untergebracht, deren Dächer an Kiel oben liegende Wikinger-Schiffe erinnern, und zeigt zahlreiche Orginalfunde. Dazu zählen Goldschmuck, Glasperlen, Kleidung, Waffen und Runensteine. Weitere Schwerpunkte liegen auf Handwerk und Handel sowie auf heidnischem Glauben und christlicher Religion. Modelle, Karten und ein Film geben zusätzliche Einblicke in die Welt der Wikinger.
Mit schnellen Langschiffen auf der Ostsee unterwegs
Das vielleicht spektakulärste Ausstellungsstück ist in der Schiffshalle zu sehen: ein imposantes, königliches Kriegsschiff. Es misst 23 Meter, wurde 1979 im Hafen von Haithabu ausgegraben und zum Teil rekonstruiert. Mit 60 Mann Besatzung war es im frühen Mittelalter eines der schnellsten auf der Ostsee. Neben den Kriegsschiffen verfügten die Wikinger über große Handelsschiffe, kleine Boote und Einbäume.
Vertiefende Informationen erhalten Besucher mit einem kostenlosen Medienguide, den man sich aufs Smartphone laden kann, oder einen Audio-Guide zum Ausleihen.
Spaziergang durch die Wikinger-Siedlung
Vom Museum führt ein schöner Spazierweg an Wiesen und Feldern vorbei durch historisches Terrain zum weitläufigen Freigelände am Ufer des Haddebyer Noors, einem Binnensee mit Verbindung zur Schlei. Dort stehen sieben nachgebaute Wikinger-Häuser, darunter eine Herberge, ein Versammlungshaus und mehrere Handwerkerhäuser.
Am Wasser wurde eine 41 Meter lange und knapp zehn Meter breite Landebrücke rekonstruiert. Zur Blütezeit Haithabus gab es im Hafen mehrere dieser hölzernen Plattformen, auf denen auch gehandelt und vermutlich Waren zwischengelagert wurden. Heute liegt dort in den Sommermonaten der gut neun Meter lange, seetüchtige Nachbau eines Wikingerbootes aus Eichenholz, die "Erik Styrimathr" ("Erik Steuermann").
Altes Handwerk und Mitmach-Angebote
In den lehmverputzten Flechtwandhäusern, etwa dem des Kammmachers, des Tuchhändlers oder des Fischers, erfahren Besucher, welche Handwerkstechniken die Wikinger beherrschten. Bei speziellen Veranstaltungen können sie auch selbst aktiv werden und zum Beispiel Lederbeutel nähen oder sich in die Kunst des Bogenschießen einführen lassen.
Hinweis: Im Winterhalbjahr sind die Wikinger-Häuser im Freigelände geschlossen.