Grenzroute: Mit dem Rad von der Nordsee zur Ostsee
Auf idyllischen Wegen vom Ostseestrand zum Nordseedeich: Mit 130 Kilometern gehört die deutsch-dänische Grenzroute zu den abwechslungsreichsten Radfernwegen im Norden. Ein Ausflugstipp.
Die Grenzroute ist Deutschlands nördlichster und Dänemarks südlichster Radweg. Entlang der Strecke überqueren Radler 13 Mal die Grenze zu unseren nördlichen Nachbarn. Dabei gibt es neben Binnendünen, Waldgebieten und Heidelandschaften auch Dänemarks schönste Dorfstraße, außergewöhnliche Museumsareale und viele weitere Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Für Anfänger und Familien mit Kindern geeignet
Die insgesamt fast 130 Kilometer lassen sich in vier Etappen von jeweils etwa 30 Kilometern Länge unterteilen. Zügige Radfahrer benötigen für die gesamte Strecke lediglich zwei Tage. Die Wege verlaufen meist eben und können in beide Richtungen ohne größere Steigungen befahren werden. Da die Route größtenteils abseits des Autoverkehrs verläuft, ist er auch für Anfänger und Familien mit Kindern gut geeignet.
Am Wegesrand liegen mehrere Rastplätze mit Wetterschutzhütten, außerdem Tafeln mit Übersichtskarten und Informationen zur Umgebung. Wer möchte, kann die Strecke durch Abschnitte aus dem Nord-Ostsee-Radweg und den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Ochsenweg individuell variieren und ergänzen.
Von Flensburg bis zum Frøslevlejren (32 Kilometer)
Am östlichen Ende beginnt die Grenzroute in Flensburg. Am eindrucksvollen Museumshafen sowie dem Schifffahrts- und Rummuseum vorbei führt der Radweg nach Norden zu den Stränden Ostseebad und Wasserleben. Eingerahmt von Wald, Strand und Wasser geht es zeitweise direkt am Ufer der Flensburger Förde entlang bis nach Harrislee. Dort trifft man auf das Industriemuseum Kupfermühle und das Niehuuser Tunneltal, wo vor etwa 10.000 Jahren ein Gletschertor lag. In dem reetgedeckten Hof "Oldemorstoft" im dänischen Bov (Bau) gibt eine Ausstellung Einblicke in das Leben an der Grenze während der letzten Jahrhunderte.
Die nächste Station ist Padborg (Pattburg), das bekannt ist für seinen Padborg Park, die längste Motorrad- und Autorennstrecke Dänemarks. Südlich der Grenze führt die Route durch die Gemeinde Handewitt, vorbei am Naturerlebnisraum Stiftungsland Schäferhaus. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in einer ursprünglichen Heidelandschaft leben und grasen Konik-Ponys und Galloway-Rinder. Außerdem vermitteln 13 interaktive Info-Stationen viel Wissen über Natur und Archäologie. Nordwestlich von Ellund, einem Ortsteil von Handewitt, kommt man in das Waldgebiet Frøslev Plantage mit seinen weitläufigen Binnendünen, die durch Gletscher entstanden sind.
Vom Frøslevlejren bis Ladelund (36 Kilometer)
Im Frøslevlejren, einem Gefangenenlager der deutschen Sicherheitspolizei in Dänemark von 1944, erfahren Besucher Details über den Einmarsch der deutschen Truppen während des Zweiten Weltkriegs. Hinter Fårhus (Faarhuus) beginnt die Ruhe und Abgeschiedenheit der Geest-Landschaft, vorbei an Sofiedal (Sophiental) mit seinen traditionellen Höfen geht es zum Naturschutzgebiet Frøslev Mose, einem Moorgebiet bei Jardelund. Wer mehr über das Landleben in der Region erfahren möchte, kann das Christian-Lassens-Minde-Museum in einem ehemaligen Dorfgasthaus besuchen.
Bei Bögelhuus, einem Stadtteil von Weesby, überqueren Radler wieder die Grenze. Gleich nördlich, bei Lille Jyndevad (Klein Jündewatt), lohnt sich ein Abstecher zur idyllischen Wassermühle von St. Jyndevad mit einem Blick über das Tal der Sønderå. Die Route führt weiter über Rens bis nach Bramstedtlund nach Ladelund. Hier lädt ein idyllisches Naturbad im Sommer zu einer erfrischenden Pause ein. Im Dorfkern, nahe der Kirche, befindet sich ein sehenswertes kleines Museum sowie die Gedenkstätte eines Außenlagers des Konzentrationslagers Neuengamme.
Von Ladelund bis Tønder (33 Kilometer)
Nördlich von Westre lohnt sich eine Pause auf dem Rastplatz mit Schutzhütte, der einen Blick auf das Naturschutzgebiet Schwarzberger Moor bietet. Der weitere Weg nach Süderlügum kreuzt zweimal die Grenze und passiert einen großen Windpark bei Ellhöft. Mutige können dort eine Windkraftanlage besteigen und die Aussicht über die Landschaft genießen. Nach einem Waldabschnitt trifft die Route auf das etwa 41 Hektar große Naturschutzgebiet Süderlügumer Binnendünen, durch das ein Wanderweg führt. Radler fahren weiter nach Aventoft. Dort gibt es eine Abzweigung auf den Nord-Ostsee-Radweg, der zum Nolde-Museum nach Seebüll führt.
Vorbei geht es an dem Kirchdorf Ubjerg und weiter nach Tønder (Tondern), einem lebhaften Handelsstädtchen, dessen Wasserturm aus der ansonsten recht flachen Marsch herausragt. Das ursprünglich sehr deutsch geprägte Tønder hat neben seinem hübschen Stadtkern noch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten - darunter ein Zeppelinmuseum und ein Folk- und Jazz-Festival, eines der größten in Skandinavien.
Von Tønder bis zur Wiedau-Schleuse (29 Kilometer)
Die Grenzroute führt nun nach Møgeltønder (Mögeltondern), vorbei am Schloss Schackenborg und der Schlossstraße, die als "Dänemarks schönste Dorfstraße" ausgezeichnet wurde. Weiter geht es durch die Tønder Marsch. Die Aussicht über den Rudbøl-See (Ruttebüller See) lässt erahnen, warum der Maler Emil Nolde diese Landschaft geliebt hat. In Rosenkranz, dem Nachbardorf von Rudbøl (Ruttebüll), bietet sich erneut ein Abstecher in das Nolde-Museum oder ins Deichmuseum von Neukirchen an.
Direkt an der Grenze entlang führt der Radweg weiter nach Rodenäs. Vom nächsten Grenzübergang in Siltoft sind es nur noch wenige hundert Meter an die Nordsee. Der kreuzende Nord-Ostsee-Radweg führt in das Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog. Am Vordeich gibt es eine Badestelle und einen Informationspavillon: ein idealer Ort für Naturbeobachtungen. Bei Højer (Hoyer) ist Nordeuropas höchste Holländer-Windmühle von 1857 schon von Weitem zu sehen.
Die Vidå Sluse (Wiedau-Schleuse) bildet den westlichen Endpunkt der Grenzroute. Von hier aus können Radler bis zu den Inseln Sylt und Rømø (Röm) sehen. Ein Naturcenter zeigt Interessantes über Wattenmeer und Marsch-Landschaft. Im Herbst stehen Stare hier im Mittelpunkt: In Formationen von bis zu 250.000 Vögeln verdunkeln sie den Himmel und bilden so das Phänomen "Schwarze Sonne", das sogar aus Kopenhagen Sonderzüge voller Naturfreunde anlockt.